Der doppelte SV Werder - Teil II

Ein WERDER.DE-Jahresrückblick in vier Akten

Hängende Köpfe nach der 0:3-Heimniederlage gegen Augsburg Ende Oktober (Foto: nordphoto).
Profis
Sonntag, 31.12.2017 / 13:05 Uhr

Gastkommentar von Martin Kruse

Das Fußballjahr 2017 ist für Werder Bremen eine Art Spiegelkabinett. Während in der Rückrunde im Frühjahr bei elf Spielen ohne Niederlage die Punkte wie Konfetti fliegen, hagelt es im Herbst, in der Hinrunde der neuen Saison, das Gegenstück: elf Spiele ohne Sieg. Für beide Serien ist, abgesehen von einem Spiel, Alexander Nouri das Gesicht. Es sind die zwei Vereinsgesichter seiner Amtszeit, es ist der doppelte SV Werder. 

Oktober 2017. In Bremen liegen noch einige Bäume quer, Sturm Xavier hat für Chaos und Überschwemmung gesorgt. Über gute Nachrichten würde man sich jetzt freuen. Gerne auch aus dem Weser-Stadion. Dort soll gegen Augsburg endlich der erste Saisonsieg herbeigeschossen werden – es wäre höchste Zeit. Die Stadt ist euphorisch, vorfreudig, die bayrischen Schwaben könnten der perfekte Aufbaugegner sein, um wieder in den Tritt zu kommen. Doch nichts: Augsburg quittiert eine schwache Leistung des SV Werder mit drei Toren, die Enttäuschung ist groß. Am nächsten Tag stellt der SV Werder Alexander Nouri frei. Dem Mann, der die beiden Serien des Jahres geprägt hat, misslingt die Balance aus Offensive und Defensive. Kein Team in der Liga hatte in der Vorsaison mehr Gegentore kassiert als Werder: Dieses Problem hatte Nouri erkannt und abgestellt – leider auf Kosten des Angriffs. Drei Tore aus zehn Spielen, fünf Spielstunden für eine Bude, das ist einfach zu wenig. Florian Kohfeldt, bis dahin U 23-Trainer, übernimmt.

In der Vorsaison ist der April 2017 ist ein verdammt guter Werder-Monat. In sechs Ligabegegnungen holt die Mannschaft 16 von 18 möglichen Punkten – Wahnsinn! Immer wieder werden dieselben Fragen gestellt: Was ist da los? Wann hört das auf? Spielt man an der Weser nächste Saison vielleicht sogar international? Der SV Werder erzielt in diesen Wochen durchschnittlich drei Tore pro Spiel. Um das Weser-Stadion herum zwitschern die Vögel "Lebenslang Grün-Weiß", fußballerische Frühlingsgefühle allerorten.

Und bei jedem der fünf Siege in diesem Monat trifft: Max Kruse. Gegen Ingolstadt aber auf ganz besondere Weise. Erstes Tor: ein sicherer Elfmeter. Zweites Tor: Unordnung im gegnerischen Strafraum, Kruse zieht ab, der letzte Mann macht einen Bauchklatscher, nur ohne Wasser, das Ding ist drin. Drittes Tor: von der Strafraumkante ins Glück – Traumtor. Viertes Tor: ein Präsent, der aufgerückte Torwart rennt dem Stürmer hinterher, als ginge es um ein Autogramm, doch Kruse ist zu schnell: Ball über die Linie schubsen, abdrehen, feiern lassen. Gut, diesen Mann im Kader zu haben...

Auch andere Spieler entfalten sich in dieser starken Phase so natürlich wie die Frühblüher: Bartels trifft regelmäßig, Delaney gibt immer mehr im Mittelfeld den Takt an, und mit Maximilian Eggestein und Serge Gnabry treten so junge Spieler ins Flutlicht, dass man am liebsten noch mal den Taschenrechner hervorholen möchte, um sicherzugehen, dass man sich mit dem Geburtsjahr nicht verrechnet hat. 

Mai 2017. Die letzten drei Ligaspiele der Saison kann Werder Bremen leider nicht gewinnen. Nach elf Spielen reißt die Hinrunden-Serie. Das Team bleibt außerhalb der internationalen Plätze, wird Achter, man ist trotzdem stolz auf das Ergebnis. In diesen Wochen skizziert die Mannschaft ihrem Trainer die Aufgabe für die neue Saison. Vorne stimmt’s, hinten nicht immer: Zwar erzielt Werder in allen drei Spielen weiterhin je drei Tore, kassiert aber zweimal vier und gegen Hoffenheim sogar fünf Treffer. Am Ende stehen die meisten Gegentore der Liga, dabei aber der fünftbeste Sturm. Die Botschaft an Alexander Nouri ist klar: Bringst du nächste Saison die Defensive auf das Niveau der Offensive, fährst du nach Europa.

Vorspulen. Frankfurt, Anfang November. Zeiten des Umbruchs: Es ist das erste Spiel unter Florian Kohfeldt. Ein guter Auftritt, engagiert, doch die Mannschaft wird durch ein Tor der Eintracht im letzten Moment um einen wohlverdienten Punkt gebracht. Das Debüt bringt dem neuen Trainer aber viel Anerkennung und die Beförderung vom Interims- zum Cheftrainer ein.

Und der Neue zahlt das Vertrauen Punkt für Punkt zurück: Die sieglose Herbstserie endet, wie die tolle Hinrunden-Serie, nach elf Spielen. Die Erleichterung ist riesig, der Bann ist gebrochen, der Anfang gemacht, die Saison kann jetzt neu starten. Wenige Wochen später geht die Liga in den Winterschlaf.

Für ein paar Tage ist jeder für sich; die Stadt, der Verein, die Spieler, die Fans – alle atmen durch. Es war ein anstrengendes, ein wildes Jahr, das von allem etwas geboten hat. Und wenn es rum ist, gibt es hoffentlich, was sich man sich gegenseitig zu Sylvester zuruft: ein schönes Neues. Alles Gute, Werder!

Der Jahresrückblick von WERDER.DE:

 
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