Hattrick für die Herzen

Ein WERDER.DE-Jahresrückblick in vier Akten

Profis
Mittwoch, 27.12.2017 / 15:54 Uhr

Gastkommentar von Martin Kruse

19. November 2017. Offiziell ist heute Volkstrauertag. In Berlin sondiert sich eine mögliche Jamaika-Koalition in die Verlängerung. In Bremen weiß man, dass es die heute im Weser-Stadion nicht geben wird. 90 Minuten gegen Hannover 96. Danach wird alles klar sein. Muss alles klar sein – der vielleicht erste Saisonsieg, Ende der Durststrecke, Befreiungsschlag, Morgenluft und Oberwasser: Die Phrasen, in denen doch so viel Wahrheit steckt, können in Bremen alle längst auswendig. Sie hatten eigentlich schon gegen Frankfurt fallen sollen. Und eigentlich auch unbedingt gegen Augsburg. Aber eigentlich ist eigentlich ein Wort, auf das man eigentlich verzichten könnte, genauso wie auf Statistiken, die einem vorhalten, dass man in elf Saisonspielen noch sieglos ist.

Den ganzen Tag schon ist das Wetter über der Weser cholerisch, Regenschauer, Herbstsonne, Hagel. Als es dunkel wird, hängen vor gleißendem Stadionlicht Regenschleier wie Duschvorhänge der Luft. Doch weder vom Wetter noch vom Tabellenstand lassen sich Fans und Verein aus dem Konzept bringen. Man ist entschlossen und guter Dinge. In der feuchten Luft liegt mehr vom Ruck, der durch das Stadion gehen muss, als von der Angst, dass dieser Ruck ausgerechnet aus Hannover kommen könnte. Die festen Stimmen von Arnd Zeigler und Christian Stoll geben Zuversicht, in den Schlangen vor den Toren klingt es nicht anders. Und trotz des Schietwetters füllt sich das Weser-Stadion immer noch schneller als das benachbarte Stadionbad: Bald ist das grün-weiße Karussell rappelvoll.

18 Uhr, Anpfiff. Es ist hundekalt und hat sich eingeregnet. Wenn heute einer auf dem Feld nicht schwitzt, sieht es ihm keiner an. Die Ostkurve ist ein hibbeliger, stürmisch auf und ab wogender Werdersee. Und es fängt gut an: Der SV Werder hat mehr vom Spiel, kombiniert engagiert, zeigt Entschlossenheit. Die ersten Chancen liegen folglich bei Grün-Weiß, das erste Tor kurz vor der Halbzeit dann Gott sei Dank auch: Kruse auf Bartels, dann ein sanfter Lupfer, so als läge der Druck einer ganzen Stadt sonstwo, nur nicht auf den Schultern eines Stürmers vor dem Torschuss.

Im Rund rastet man gepflegt aus, so soll es sein; es ist jetzt gefühlt drei Grad wärmer im Stadion, auch das ist eine gute Nachricht. Zur Pause bei Bier und Wurst wird gefachsimpelt: Jetzt schnell den Deckel drauf machen, und die 96er mit bestem Dank auf die A27 verabschieden. Jedoch: Man zittert, und leider nicht nur kältebedingt. Pavlenka steht allein vor Harnik, der Keeper mit den bis dato meisten gehaltenen Schüssen der Liga rettet mit dem Oberschenkel – und ein Stadion seufzt im Kreis.  Doch Werder ist nicht beeindruckt, Werder ist beeindruckend. Die Mannschaft baut ihr Spiel sauber von hinten auf, ist konsequent und setzt nach gegen den Club aus dem erweiterten Bremer Speckgürtel. Und dann beginnt sie, die Kruse-Show: Innerhalb von 23 Minuten trifft der Nationalstürmer dreimal; ein Hattrick für die grün-weißen Herzen, und die Fans können es kaum fassen, dass man ihnen diesen Sieg ab der 78. Minute wohl nicht mehr nehmen kann. Kein Last-Minute-Tor wie gegen Frankfurt, kein Bibbern und kein Nervenflattern, sondern eine Viertelstunde lang nur noch: Oh – wie ist das schön, sowas haben wir lange nicht gesehen!

Und wie wahr das ist: In weniger als 80 Minuten trifft Werder genauso oft wie in 1.000 Spielminuten zuvor – eben viermal. Ein Kader zeigt, dass er sich unter Wert verkauft hat, dass er auch anders kann, dass er mehr will! Und während in Berlin noch bis lange in die Nacht hinein sondiert wird, endet der Volkstrauertag an der Weser außerplanmäßig vier Stunden zu früh, und die Fans singen in den Bremer Nieselregen, was endlich wieder realer wird: Die Nummer eins im Norden sind wir!

Der Jahresrückblick von WERDER.DE:

 
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