"Eine spannende Herausforderung"

Thomas Schaaf im Interview

Thomas Schaaf soll eine enge Verzahnung und einheitliche Philosophie etablieren (Foto: WERDER.DE).
Interview
Montag, 30.04.2018 / 12:31 Uhr

Das Interview führte Felix Ilemann

Thomas Schaaf ist zurück beim SV Werder. An seinem 57. Geburtstag darf man dem langjährigen Cheftrainer nicht nur zu seinem Ehrentag beglückwünschen, sondern auch dazu gratulieren, dass er als Technischer Direktor bei den Grün-Weißen ab dem Sommer ein ganz neues Aufgabengebiet beackert. Wie das aussieht, welche Erwartungen er an die Arbeit hat und worauf es ihm in der Zusammenarbeit mit den neuen alten Kollegen ankommt, hat Schaaf WERDER.DE vorab im Interview ausführlich erläutert. 

WERDER.DE: Herzlichen Glückwunsch und willkommen zurück bei Werder, Herr Schaaf. Sie haben gerade Ihren Vertrag unterschrieben, es war ja nicht ihr erster. War es dieses Mal trotzdem ein anderes Gefühl?

Thomas Schaaf (lacht): „Vielen Dank! Ja, das war es. Es ist ja auch einige Zeit seit der letzten Vertragsunterschrift vergangen. Ich freue mich auf die neue Aufgabe bei Werder. Es ist eine sehr spannende, interessante Herausforderung für mich und alle anderen, mit denen ich zusammenarbeiten werde.“

WERDER.DE: Nach fünfjähriger ‚Werder-Abstinenz‘ sind Sie wieder zuhause angekommen. Was bedeutet dieses Engagement für Sie?

Thomas Schaaf: „Dieses Engagement bedeutet mir sehr viel. Dieser Bereich hat mich immer begleitet, schon während meiner Spielerlaufbahn und erst recht in meiner Trainerkarriere. Ich habe immer daran gearbeitet, den sportlichen Bereich auszubauen und weiterzuentwickeln, bestimmte Maßstäbe zu definieren und Strukturen zu schaffen. Das setze ich nun in neuer Funktion fort. Dazu zählen die Fragen: Wie möchten wir Fußball spielen? Wie wollen wir auftreten? Womit identifizieren wir uns? Es hat im Profifußball in den letzten Jahren enorm viele Veränderungen gegeben, nicht nur im Spiel selbst, sondern auch in der täglichen Arbeit um das Team herum und in den Strukturen der Vereine. Einige Bereiche haben dabei sicherlich Nachholbedarf, den wir jetzt aufholen wollen.“

WERDER.DE: Was sind die konkreten Ziele Ihrer Arbeit?

Thomas Schaaf: „Werder Bremen hat sich schon immer Gedanken gemacht, wofür der Klub steht. Das betrifft einerseits die Marke, andererseits die sportlichen Inhalte. Es geht darum eine einheitliche Philosophie zu verfolgen, die sich in Spiel- und Trainingsphilosophie wiederfindet. Die Basis dafür wird ganz am Anfang gelegt, in unserem Leistungszentrum. Je besser wir dort vermitteln können, wofür wir bei Werder Bremen stehen, welche Werte wir vertreten und wie ich mich als Spieler verhalten kann, desto besser wird die Integration später im Bundesligateam funktionieren.“

Es hat sich enorm viel verändert, gerade in den letzten Jahren
Thomas Schaaf

WERDER.DE: Sie haben bereits als Spieler in der Nachwuchsarbeit aktiv mitgewirkt. Nach vielen Jahren als Bundesligatrainer legen Sie jetzt wieder verstärkt ein Augenmerk auf die Förderung der Talente. Was hat sich in dieser langen Zeitspanne verändert?

Thomas Schaaf: „Dafür reicht unsere Zeit nicht, um hier alle Veränderungen aufzuzählen (lacht). Es hat sich enorm viel verändert, gerade in den letzten Jahren. Das betrifft den athletischen ebenso wie den taktischen Bereich, in dem mittlerweile viel ausgereizt wird, aber auch den medialen Bereich, der förmlich explodiert ist. Damit müssen sich Trainer und Spieler viel mehr auseinandersetzen als früher. Konkret haben sich beispielsweise die Rahmenterminpläne geändert, innerhalb der Mannschaften starten die Spieler zu unterschiedlichen Zeitpunkten in den Trainingsbetrieb, wir haben deutlich individualisiertere Trainingspläne. Auch die Aufgaben des Scoutings, der Spiel- und Gegneranalyse haben sich verändert. Grundsätzlich ist es Aufgabe der Verantwortlichen zu evaluieren, wie wir dabei im Vergleich mit anderen Klubs aufgestellt sind. Trainer und Spieler sind so gefangen in der täglichen Arbeit, dass für die Weiterentwicklung keine Zeit bleibt. Und diese Themen erfordern eine intensive Bearbeitung, um sich weiterzuentwickeln. Das ist meine Aufgabe.“

WERDER.DE: Wie groß ist die Vorfreude auf diese Arbeit?

Thomas Schaaf: „Die Vorfreude ist groß. Ich bleibe thematisch genau bei der Aufgabe, über die ich mir viele Jahre Gedanken machen konnte und die ich ohnehin in den letzten Jahren intensiv bearbeitet habe.“

WERDER.DE: Vielleicht können Sie für alle Werder-Fans, die Sie zuletzt etwas aus den Augen verloren haben, Ihre Arbeit für die UEFA in den letzten Jahren skizzieren…

Thomas Schaaf: „Ich habe für die UEFA die Wettbewerbe analysiert, die sie verantworten, also Europameisterschaft, Champions League und Europa League. Meine Aufgabe war es zu untersuchen, wohin sich der Fußball entwickelt, welche Auffälligkeiten es gibt und welche Trends sich daraus entwickeln. Um ein Beispiel zu nennen: Bei der EM in Frankreich haben viele Top-Nationen keinen zentralen großen Stürmer mehr eingesetzt. Das Spiel hat sich dahingehend entwickelt, immer in die Schnittstellen zu spielen, viel über das Passspiel zu lösen. Allerdings fiel es deshalb häufig schwer, gegen tiefstehende, defensiv eingestellte Gegner durchzukommen. Es gilt, diese Trends zu erkennen und zu übertragen, was das für die eigene Trainingsarbeit oder auch für die Kaderplanung bedeutet. Darüber hinaus habe ich die Trainerausbildung bei der UEFA begleitet. Es gibt zahlreiche Ansätze, die Trainerausbildung inhaltlich zu verändern und interaktiver zu gestalten, sprich mehr zum Trainer zu gehen als nur vom Trainer Fortbildungen einzufordern.“

WERDER.DE: Bei Werder arbeiten Sie wieder mit Leuten zusammen, die Sie gut kennen, zu denen der Kontakt sicher nicht abgerissen ist, während Sie weg waren. Wie sehr freuen Sie sich, diese Zusammenarbeit nun fortzusetzen?

Thomas Schaaf: „Man darf eine Sache nicht verwechseln: Ich habe hier beispielsweise jahrelang mit Klaus Allofs zusammengearbeitet und das war bei Weitem kein täglicher Einklang. Wir haben nicht immer nur in dieselbe Richtung gedacht, im Gegenteil. Bei mir herrscht deshalb Vorfreude, gemeinsam etwas zu bewegen, hart daran zu arbeiten, in diesem Bereich Dinge langfristig besser zu machen. Es geht nicht darum, sich gegenseitig nur gut zuzureden. Es geht um Inhalte. Wenn man diese Aufgabenstellung aber in einem funktionierenden Umfeld umsetzen kann, ist das natürlich umso besser.“

WERDER.DE: Im ehemaligen Büro von Klaus Allofs sitzt jetzt Frank Baumann, Ihr langjähriger Spielführer. Ist es ein komisches Gefühl, mit ihm am Schreibtisch zu sitzen?

Thomas Schaaf: „Nein, überhaupt nicht. Es ist ein sehr angenehmes Gefühl. Das gerade Gesagte trifft hier auch zu hundert Prozent zu. Frank identifiziert sich unglaublich mit seiner Aufgabe. Er hat immer wieder Verbesserungsvorschläge und Ideen, wie man sich bestmöglich aufstellen kann. Das war wichtig und spürbar in den Gesprächen, in denen wir die gegenseitige Erwartungshaltung abgestimmt haben. Gerade auf die Zusammenarbeit mit ihm freue ich mich sehr. Das macht mir Riesenspaß!“

 
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