WERDER.DE: Wie groß ist die Vorfreude auf diese Arbeit?
Thomas Schaaf: „Die Vorfreude ist groß. Ich bleibe thematisch genau bei der Aufgabe, über die ich mir viele Jahre Gedanken machen konnte und die ich ohnehin in den letzten Jahren intensiv bearbeitet habe.“
WERDER.DE: Vielleicht können Sie für alle Werder-Fans, die Sie zuletzt etwas aus den Augen verloren haben, Ihre Arbeit für die UEFA in den letzten Jahren skizzieren…
Thomas Schaaf: „Ich habe für die UEFA die Wettbewerbe analysiert, die sie verantworten, also Europameisterschaft, Champions League und Europa League. Meine Aufgabe war es zu untersuchen, wohin sich der Fußball entwickelt, welche Auffälligkeiten es gibt und welche Trends sich daraus entwickeln. Um ein Beispiel zu nennen: Bei der EM in Frankreich haben viele Top-Nationen keinen zentralen großen Stürmer mehr eingesetzt. Das Spiel hat sich dahingehend entwickelt, immer in die Schnittstellen zu spielen, viel über das Passspiel zu lösen. Allerdings fiel es deshalb häufig schwer, gegen tiefstehende, defensiv eingestellte Gegner durchzukommen. Es gilt, diese Trends zu erkennen und zu übertragen, was das für die eigene Trainingsarbeit oder auch für die Kaderplanung bedeutet. Darüber hinaus habe ich die Trainerausbildung bei der UEFA begleitet. Es gibt zahlreiche Ansätze, die Trainerausbildung inhaltlich zu verändern und interaktiver zu gestalten, sprich mehr zum Trainer zu gehen als nur vom Trainer Fortbildungen einzufordern.“
WERDER.DE: Bei Werder arbeiten Sie wieder mit Leuten zusammen, die Sie gut kennen, zu denen der Kontakt sicher nicht abgerissen ist, während Sie weg waren. Wie sehr freuen Sie sich, diese Zusammenarbeit nun fortzusetzen?
Thomas Schaaf: „Man darf eine Sache nicht verwechseln: Ich habe hier beispielsweise jahrelang mit Klaus Allofs zusammengearbeitet und das war bei Weitem kein täglicher Einklang. Wir haben nicht immer nur in dieselbe Richtung gedacht, im Gegenteil. Bei mir herrscht deshalb Vorfreude, gemeinsam etwas zu bewegen, hart daran zu arbeiten, in diesem Bereich Dinge langfristig besser zu machen. Es geht nicht darum, sich gegenseitig nur gut zuzureden. Es geht um Inhalte. Wenn man diese Aufgabenstellung aber in einem funktionierenden Umfeld umsetzen kann, ist das natürlich umso besser.“
WERDER.DE: Im ehemaligen Büro von Klaus Allofs sitzt jetzt Frank Baumann, Ihr langjähriger Spielführer. Ist es ein komisches Gefühl, mit ihm am Schreibtisch zu sitzen?
Thomas Schaaf: „Nein, überhaupt nicht. Es ist ein sehr angenehmes Gefühl. Das gerade Gesagte trifft hier auch zu hundert Prozent zu. Frank identifiziert sich unglaublich mit seiner Aufgabe. Er hat immer wieder Verbesserungsvorschläge und Ideen, wie man sich bestmöglich aufstellen kann. Das war wichtig und spürbar in den Gesprächen, in denen wir die gegenseitige Erwartungshaltung abgestimmt haben. Gerade auf die Zusammenarbeit mit ihm freue ich mich sehr. Das macht mir Riesenspaß!“