"Die Leute mögen den Verein, egal wo"

WERDER BEWEGT-Botschafter Matthias Brandt im Interview

Für Matthias Brandt ist Werder ein Verein mit vielen Facetten (Foto: Matthias Scheuer).
Interview
Samstag, 02.06.2018 / 11:14 Uhr

Das Interview führte Martin Lange

Schauspieler Matthias Brandt ist schon lange Werder-Fan und seit mehreren Jahren Botschafter der Grün-Weißen. Im Interview, das vorab exklusiv im WERDER MAGAZIN erschienen ist, spricht er über Fußball am Radio, wie seine HSV-Freunde die Grün-Weißen sehen und Werte, die für ihn Werder verköpern.

WERDER MAGAZIN: Herr Brandt, wie beurteilen Sie das, was Sie in dieser Saison von Ihrem SV Werder in der Bundesliga auf dem Platz gesehen haben?

Matthias Brandt: "Es war ja über die Saison betrachtet wieder eine ziemliche Achterbahnfahrt, aber zum Glück wurde es immer besser. Zuerst, was das Auftreten der Mannschaft betraf, und dann hat sich das auch zuverlässig in den Ergebnissen niedergeschlagen. Aber im letzten Herbst dachte ich schon manchmal: Hoffentlich geht das gut."

WERDER MAGAZIN: Könnte der positive Trend unter Florian Kohfeldt ein Aufbruch in wieder erfolgreichere Zeiten sein?

Matthias Brandt: "Das wirkt schon alles sehr, sehr gut. Vor allem, wie cool er geblieben ist, als es mal etwas zäher voranging als gehofft, hat mich sehr beeindruckt. Aber man sollte das jetzt nicht gleich durch irgendwelche Vergleiche belasten, finde ich. Ich sehe es so: Florian Kohfeldt hat diese Mannschaft auf ziemlich beeindruckende Weise wieder auf Kurs gebracht, und das, was ich ihm als Fan dafür zurückgeben kann, sind Geduld und Vertrauen."

WERDER MAGAZIN: Warum haben Sie sich damals entschieden, sich als Werder-Botschafter zu engagieren?

Matthias Brandt: "Klaus-Dieter Fischer hatte mich vor einigen Jahren gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das zu machen, und ich fand das ehrenvoll und eine schöne Idee."

WERDER MAGAZIN: Sie stehen für den Bereich ‚Lebenslang tolerant‘. Zweiter Botschafter zu diesem Thema ist Jan Delay. Kennen Sie sich persönlich?

Matthias Brandt: "Wir sind uns im Stadion mal begegnet und haben ein bisschen gequatscht. Persönlich kennen wäre also übertrieben. Ich mag ihn als Musiker sehr. Und er ist jemand, der seine Meinung sagt, das gefällt mir ja sowieso. Ich find’s schön, mit ihm zusammen diesen Bereich zu vertreten, weil das, glaube ich, viele unterschiedliche Leute anspricht. Und darum geht’s ja. Die tatsächliche tägliche Arbeit, was das soziale Engagement des Vereins angeht, machen ja andere. Die gehören vor allem gelobt."

WERDER MAGAZIN: Sie sagen, dass Ihre Werder-Leidenschaft aus der beruflichen Zeit am Oldenburger Staatstheater Mitte der 1980er Jahre rührt. Welches ist Ihre liebste Erinnerung aus der Anfangszeit Ihres Werder-Fan-Seins?

Matthias Brandt: "1988 das 5:0 im Europapokal-Rückspiel gegen den BFC Dynamo. Das ist mittlerweile ja Legende, weil man nach der klaren Niederlage im Hinspiel dachte, das wäre uneinholbar. Es war, ehrlich gesagt, damals ein bisschen schwierig, mich zu motivieren, mich auf den Weg nach Bremen zu machen. Und dann wurde das eben eine dieser magischen Europapokal-Nächte. Nicht auszudenken, dass ich da nicht hingefahren wäre."

Die Leute mögen diesen Verein, egal wo. Das tun sogar meine HSV-Freunde, wenn sie ehrlich sind
Matthias Brandt, Schauspieler und WERDER-BEWEGT-Botschafter

WERDER MAGAZIN: Früher musste man sich einfach den Samstag um 15.30 Uhr freihalten, heute ist der Bundesliga-Spielplan etwas komplizierter. Finden Werder-Spiele dennoch Berücksichtigung in Ihren beruflichen und privaten Planungen?

Matthias Brandt: "Für mich persönlich ist das nicht so wichtig, weil mein eigener Terminplan ähnlich chaotisch ist wie der der Liga. Aber ich versuche schon, so viele Spiele wie möglich zu sehen, zur Not dann eben als Aufzeichnung. Grundsätzlich finde ich aber diese Zerfledderung des Spielplans aus Gründen der Gewinnmaximierung blöd. Ich bin absolut auf der Seite der Leute, die sich dagegen wehren."

WERDER MAGAZIN: Welchen Einfluss haben die Ergebnisse von Werder auf Ihr Befinden?

Matthias Brandt: "Ich mag diese Mannschaft wirklich sehr, und deshalb geht’s mir natürlich besser, wenn deren Ergebnisse gut sind. Aber ich versuche generell, andere Leute nicht zu sehr für mein Befinden verantwortlich zu machen. Also auch nicht deren sportliche Leistung."

WERDER MAGAZIN: Fast alle Werder-Fans wissen, wo sie den 8. Mai 2004 verbracht haben, als Werder in München den Meistertitel klarmachte. Sie auch?

Matthias Brandt: "Ja, klar. Mit einem Radio in einem Strandkorb an der Ostsee. Ich liebe es nach wie vor, Fußball im Radio zu verfolgen, wenn ich nicht direkt dabei sein kann." 

WERDER MAGAZIN: Mit welchen Werten, die Werder verkörpert, können Sie sich identifizieren?

Matthias Brandt: "Ich nehme Werder als einen Verein wahr, der sich nicht ausschließlich über den Profifußball definiert, sondern der sehr viele Facetten und eine wichtige gesellschaftliche Funktion in der Stadt und darüber hinaus hat. Und das hat mir schon immer gefallen und gefällt mir auch jetzt, wo ich neue Einblicke gewonnen habe. Ich finde, die Vereinzelung der Menschen ist ein großes gesellschaftliches Problem, und da ist eine solche Gemeinschaft etwas, was dem entgegenwirkt. Interessant ist auch, dass das allgemein so wahrgenommen wird, dass Werder für solche Werte wie Toleranz und Solidarität steht, ich komme ja ein bisschen rum. Die Leute mögen diesen Verein, egal wo. Das tun sogar meine HSV-Freunde, wenn sie ehrlich sind."

Der zweite Teil folgt am Sonntag auf WERDER.DE. Darin spricht Matthias Brandt über Fußball in seiner Kindheit, Ähnlichkeiten in der Arbeit von Schauspielern und Profi-Fußballern und Aberglaube. Dieses Interview ist im WERDER MITGLIEDER MAGAZIN 335 erschienen, das alle Mitglieder als E-Paper oder per Post kostenlos erhalten.

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