WERDER.DE: Du hast die „Gerry Weber Breakpoint-Base“ als Tennisakademie in Halle/Westfalen aufgebaut. Wie blickst du auf die Nachwuchsarbeit bei Werder?
Jan De Witt: „Einige Bereiche sind jetzt schon sehr gelungen und qualitativ sehr hochwertig, in anderen Bereichen gibt es noch Platz für Verbesserungen. Dazu zählt auch die Situation ums Stadion „Platz 11“. Das ist eine schwierige Situation für Trainer- und Funktionsteams mit den Plätzen, Trainings- und Arbeitsbedingungen oder den Umkleiden. Das ist eine riesige Baustelle, die angegangen werden muss und von der Geschäftsführung aber auch bearbeitet wird. Es gibt viele Bereiche, in denen Werder echt gute Arbeit leistet, aber ich behaupte, dass man es – vorausgesetzt man gießt es in die richtige Form, in der alles optimal zusammenarbeitet – noch besser machen kann.“
WERDER.DE: Sprechen wir kurz über Florian Kohfeldt. Du hast einen ähnlichen Hintergrund wie er. Du hast als Aktiver nicht in der Weltspitze gespielt, aber trainierst nun ebenda. Wie kann man Athleten trainieren, die aus einem professionellen Hintergrund kommen?
Jan De Witt: „Im Tennis ist das Verhältnis 50:50. Auch überragende Spieler arbeiten mit Menschen zusammen, die nicht selbst auf dem höchsten Level gespielt haben. Du musst fehlende Erfahrung im Profibereich mit anderen Leistungen ausgleichen. Ich habe viel Erfahrung auf allerhöchstem Level. Man kann über den wissenschaftlichen Ansatz vieles ausgleichen. Das ist ein Bereich, in den ich mich sehr reingehängt habe und den ich auch heute noch für sehr wichtig erachte. Das führt dazu, dass man sehr früh eine wichtige Arbeitsethik entwickelt. Florian kenne ich schon länger. Wir haben eine Ausbilder-Fortbildung zusammen absolviert und dabei festgesellt, dass wir in der Videoanalyse sehr ähnlich agieren, dass wir uns viel und gerne damit beschäftigen. Ich glaube, in vielen Punkten haben wir eine ähnliche Herangehensweise.“
WERDER.DE: Inwieweit spielen Statistiken und Daten eine immer größer werdende Rolle im Fußball?
Jan De Witt: „Als Tennistrainer habe ich einen Statistiker, der gezielt für mich arbeitet. Ich entwickle die Art und Weise, wie er sich mit Daten beschäftigt, mit. Im Fußball ist alles deutlich komplexer. Ich glaube, mit Statistik lässt sich vieles nicht annähernd so gut erfassen, wie im Tennis. Trotzdem kann es Sinn machen, detaillierter vorzugehen. Und das wird auch gemacht. Wichtig ist in meinen Augen eine zentrale Fähigkeit, die heutige Cheftrainer haben müssen: die Filterfunktion. Im Tennis ist es einfacher, da man sich nicht mit einer ganzen Mannschaft beschäftigen muss. Jeder Einzelne aus dem Funktionsteam hat eine anspruchsvolle Aufgabe, und hilft dabei, jeden Einzelnen mitzunehmen, sodass jeder weiß, was er zu tun hat. Einige Bereiche sind für den Fußball auch nicht zu übersetzen, aber über viele Dinge wird diskutiert.“