Baumann: "Transfers zu Topklubs sind auch positive Signale"

Frank Baumann freut sich, dass Werder wieder wahrgenommen und Spieler umworben werden (Foto: nordphoto).
Interview
Donnerstag, 07.06.2018 / 17:41 Uhr

Das Interview führte Yannik Cischinsky

Zwei auf einem Schlag! Am Donnerstag wurden die Transfers von Thomas Delaney und Jerome Gondorf finalisiert. Intensive Arbeitstage liegen hinter Werders Geschäftsführer Fußball, Frank Baumann, der im folgenden Interview mit WERDER.DE die Transfers einordnet und erklärt, warum sie positive Signale für die Zukunft in den Transfermarkt senden.

WERDER.DE: Frank, der Transfer von Thomas Delaney wurde soeben von beiden Vereinen bestätigt. Wie sehr blutet dein Werder-Herz, einen solchen Spieler gehen zu lassen?

Frank Baumann: "Natürlich ist es schade, wenn der gemeinsame Weg mit einem Spieler dieser spielerischen und menschlichen Qualität nicht noch länger andauert. Aber wenn wir über Emotionen reden, dann ist da auch die Freude für Thomas, das sein Schritt zu Werder, der mit sehr großen Erwartungen für alle Seiten verbunden war, so erfolgreich verlaufen ist. Thomas hat hier in zwei Spielzeiten abgeliefert, sich in kürzester Zeit in die Herzen der Fans gespielt und uns sportlich nach vorne gebracht."

WERDER.DE: Und für Werder war es ebenfalls eine erfolgreiche Zusammenarbeit...

Frank Baumann: "Man kann das nicht anders sehen. Wir haben damals neben vielen anderen Vereinen um ihn gekämpft, haben ihm viel Positives von Werder berichtet, viel Fantasie ins Spiel gebracht, welchen Weg seine Entwicklung und sein Stellenwert bei uns nehmen kann. Und alles ist aufgegangen. Auch wir haben Wort gehalten und diesen großen Schritt in die Bundesliga bestmöglich begleitet."

WERDER.DE: Muss Werder nicht aufpassen, nur als Sprungbrett für Spieler gesehen zu werden? 

Frank Baumann: "Wir sollten uns mit dieser negativen Interpretation nicht so lange aufhalten. Das ist ein Phänomen, mit dem jeder Klub - außer vielleicht Bayern München, Real Madrid oder der FC Barcelona - zu kämpfen hat. Selbst Dortmund musste immer wieder Spieler ziehen lassen, die zu einem noch größeren Klub wechseln wollten. Nein, das muss man akzeptieren. Wenn alles authentisch, ehrlich und glaubwürdig abläuft, wie bei Delaney, habe ich kein Problem damit. Im Gegenteil: Wir wollen den bestmöglichen Kader für absolute Höchstleistungen, dann wollen wir auch Spieler die hochgesteckte Ziele verfolgen und sie so zielstrebig und erfolgreich wie möglich verfolgen. Unsere Arbeit besteht dann darin, sie so lange wie möglich für Werder zu begeistern und zu halten."

WERDER.DE: Das klingt nicht nach Enttäuschung über den Delaney-Abgang?

Frank Baumann: "Nein, ich rücke lieber die positiven Seiten in den Vordergrund. Solche Transfers zu Topklubs sind auch positive Signale. Werder entwickelt sich. Wir werden wieder wahrgenommen als ein Klub, der viele interessante Spieler hat, der sie nicht nur selbst ausbildet, sondern bei dem sie auf Spitzenniveau den nächsten Schritt machen können. Das war zu meiner aktiven Zeit so, als ein Frings, Diego, Özil, Borowski, Mertesacker, De Bruyne von Bremen aus zu europäischen Spitzenklubs wechseln konnten. Und wir kommen wieder dahin, dass sich sehr gute Spieler vorstellen können, wichtige Jahre ihre Karriere in Bremen zu spielen. Das wird uns weiterhelfen."

WERDER.DE: Weiterhelfen wird sicher die hohe Ablösesumme, die für Delaney erzielt worden ist. Was passiert mit den Einnahmen?

Frank Baumann: "Wir werden sie schlau einsetzen. Einiges ist schon in den Transfers von Milot Rashica, Martin Harnik und Yuya Osako enthalten. Einiges werden wir sicher noch in einen defensiv-orientierten zentralen Mittelfeldspieler stecken und wir sind auf der Suche nach einem zentralen offensiven Mittelfeldspieler, der eine gewisse Kreativität mitbringt."

WERDER.DE: Inwiefern muss man sich nach dem Delaney-Transfer Sorgen machen, dass die Leistungsträger der vergangenen Saison alle stark umworben werden? 

Frank Baumann: "Ich betone noch einmal: Das muss niemandem Sorgen machen, sondern ist das Ergebnis unserer Arbeit. Wir freuen uns, wenn unsere Spieler umworben werden. Aber wir sind auch selbstbewusst genug, dass wir Zeichen setzen können, einige dieser Spieler zu halten. Unsere Priorität Nummer eins bleibt es, einen Kader auf die Beine zu stellen, der auf sehr hohem Niveau sehr erfolgreich spielen kann."

Man spürt schon jetzt die Vorfreude auf das Wiedersehen mit allen Beteiligten
Frank Baumann, Geschäftsführer Fußball

WERDER.DE: Einer, der im kommenden Jahr daran nicht mitarbeiten wird, ist Jerome Gondorf, dessen Transfer zum SC Freiburg ebenfalls heute abgeschlossen wurde. Mit Junuzovic sind dann drei Mittelfeldspieler gegangen. Liegt in der Suche nach Spielern auf dieser Position jetzt ein gewisser Handlungsdruck?

Frank Baumann: "Sicher halten wir da die Augen auf, aber ich sehe es gar nicht so akut. Qualität geht da vor Schnelligkeit. Wir haben mit Kevin Möhwald einen klassischen Mittelfeldspieler. Auch Yuya Osako kann im Mittelfeld agieren und wie gesagt, wir werden da auch noch etwas machen."

WERDER.DE: Der Wechsel von Jerome Gondorf kam für viele überraschend. Er hatte ein hohes Standing im Team, kam als Typ sehr gut an...

Frank Baumann: "Das stimmt, wir hätten auch gerne mit ihm weitergemacht. Aber er hat seinen Wechselwunsch, der auch private Hintergründe hat, sehr seriös im Winter hinterlegt und ist dann sehr professionell damit umgegangen, dass es damals noch nicht geklappt hat. Wir haben jetzt eine gute Lösung gefunden und wünschen Jerome in Freiburg alles Gute."

WERDER.DE: Wie bist du mit dem bisherigen Verlauf der Transferphase zufrieden. Werder wird als sehr aktiv wahrgenommen.

Frank Baumann: "Das wirkt so, weil wir wieder sehr früh einige Transfers tätigen konnten. Und weil es durch den Start der WM jetzt sicher eine Phase gibt, vor der einige Klubs und Spieler Entscheidungen abhaken wollten. Aber gegen Ende der WM rechne ich damit, dass es noch ein heißer Sommer wird. Meist setzt dann noch mal ein Domino-Effekt ein, der Personalien auf den Plan ruft, die man gar nicht vorhersagen kann."

WERDER.DE: Welche Rolle werden die Werder-Profis bei der WM spielen?

Frank Baumann: "Ich gehe davon aus, dass alle topfit ins Turnier gehen und ihre Einsätze bekommen und auf sich aufmerksam machen werden. Neben Thomas Delaney haben auch Ludwig Augustinsson und Yuya Osako das Zeug dazu, Gesichter dieser WM zu werden. Milos Veljkovic muss sicher auch etwas Geduld haben, er ist ja als sehr junger Spieler in ein starkes Team nominiert worden. Aber wer weiß, so eine WM schreibt ja oft unvorhersehbare Geschichten."

WERDER.DE: Wird Werder bei der WM vor Ort sein?

Frank Baumann: "Unser Leiter Kaderplanung & Scouting, Tim Steidten, wird sicher einige Tage in Russland verbringen. Wir sehen uns da aber in erster Linie in einer Beobachterrolle."

WERDER.DE: Wie geht der Sommer für einen Geschäftsführer Fußball weiter?

Frank Baumann: "Die erste Urlaubsphase des Trainerstabs geht in den kommenden Tagen zu Ende. Dann werden wir gemeinsam viele Details zu den Abläufen in der kommenden Saison besprechen. Das machen wir im Rahmen eines mehrtägigen Workshops. Danach gibt es noch ein paar Tage Ruhe und dann startet die Vorbereitung. Man spürt schon jetzt die Vorfreude auf das Wiedersehen mit allen Beteiligten Anfang Juli."

 
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