Werders Wintermonate: Ein Auf und Ab in der "fifty-fifty"-Liga

Ein Saisonrückblick in sechs Akten: Teil zwei

Lamine Sané und Co. schafften am Ende fast noch den Sprung nach Europa (Foto: nordphoto).
Profis
Sonntag, 04.06.2017 / 10:45 Uhr

Von Maximilian Hendel

Auch die Bundesliga-Saison 2016/17 ist wieder wie im Flug vergangen. Werder wurde von Höhen und Tiefen, Enttäuschungen und Jubel begleitet. Nachdem die Grün-Weißen denkbar schlecht in die Spielzeit gestartet waren und bis in den Februar hinein immer wieder sportliche Rückschläge erlitten, schwang sich Alexander Nouris Mannschaft anschließend auf eine beeindruckende Erfolgswelle, die sie um ein Haar sogar bis zurück in den europäischen Wettbewerb getragen hätte. Nicht leicht, dabei den Überblick zu behalten. Daher lässt WERDER.DE diese Spielzeit noch einmal in sechs dicht zusammengefassten Akten Revue passieren. Heute: der dritte und vierte Akt von Anfang Dezember bis zur Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach im Februar.

III. Akt: Zum Jahresendspurt endlich in der Spur

Es genügte ein langer Kameraschwenk über sämtliche Zuschauerränge des Weser-Stadions, um die allgemeine Gemütslage nach aufreibenden 90 Minuten einzufangen. Pure Erleichterung schrieb sich in die Gesichter aller Werder-Fans, als die Grün-Weißen am ersten Dezembersamstag ihren direkten Tabellennachbarn FC Ingolstadt mit 2:1 niedergerungen hatten; ganz zu schweigen davon, wie es in den Köpfen der direkt Beteiligten aussah. „Das Quäntchen Glück des Tüchtigen war vielleicht auch dabei“, bekannte Fin Bartels unumwunden vor der WERDER.TV-Kamera, „aber wir haben uns das sehr, sehr hart erarbeitet.“ Seinem von Claudio Pizarro aufgelegten Abstauber eine gute Viertelstunde vor Schluss verdankten es die Bremer, dass sieben quälend lange Wochen ohne Sieg endlich zu Ende gingen. Schon an Werders erstem Treffer besaß der spätere Siegtorschütze erheblichen Anteil, indem er eine Maßflanke auflegte, die Max Kruse per technisch stilvollem Dropkick im kurzen Eck vollendete (24.). Dieser herbeigesehnte Befreiungsschlag verlieh den Bremern rechtzeitig zum Jahresendspurt einen elementaren Schub in die richtige Spur, was drei Folgekontrahenten sogleich zu spüren bekamen. Sowohl Hertha BSC als auch der 1. FC Köln und 1899 Hoffenheim hatten bereits zu jenem Zeitpunkt der Spielzeit jeweils respektable Bewerbungsschreiben für die Europapokalplätze abgegeben.

Keines dieser drei Überraschungsteams konnte jedoch den SVW vor Weihnachten noch bezwingen. Kruses zweites Saisontor im vierten Einsatz seit seinem Comeback verdarb den Berlinern gehörig ihren bisher makellosen Heimnimbus (sechs Siege aus sechs Partien). Derweil bedeutete der überzeugende 1:0-Gästeerfolg nicht nur den ersten Auswärtssieg der Grün-Weißen nach über neunmonatiger Durststrecke, sondern ebenfalls ihr erstes „zu Null“ in der voranschreitenden Saison. Zwar konnte Keeper Jaroslav Drobny die weiße Weste gegen Köln und in Hoffenheim nicht wiederholen, dafür bescherte Bremens wiederholt herausragender Akteur der Hinrunde Serge Gnabry zwei aufeinanderfolgende 1:1-Punktgewinne. „In der Bundesliga ist jedes Spiel aufs Neue fifty-fifty“, wusste Gnabry aus seinem ersten Halbjahr als prägender Akteur eines Erstligateams zu verinnerlichen. Der Jungnationalspieler, dem Anfang November bei der WM-Quali-Partie in San Marino gleich ein Dreierpack das Länderspieldebüt bei der A-Nationalmannschaft versüßte, egalisierte auch die zwischenzeitlichen Rückstände während Werders letzten beiden Punktspiel-Auftritten vor dem Jahreswechsel. Elf Saisontore sollte der 21-Jährige letztendlich auf seinem Konto sammeln, jenes gegen Köln am vierten Adventswochenende blieb dabei das einzige vor heimischem Publikum im Weser-Stadion.

IV. Akt: „Den Fans hängt es schon aus den Ohren raus“

Wortkarg und mit leeren Blicken wollten die allermeisten Werder-Profis einfach schnellstmöglich den Ort des Geschehens verlassen. Zum in dieser Saison schon wiederholten Mal hatten sie an jenem 11. Februar eine vierte Niederlage in Serie eingesteckt und sich damit endgültig um den Lohn ihres aussichtsreichen Aufbäumens in den Wochen vor dem Jahreswechsel gebracht. Dadurch waren bereits zwölf der bis dahin erst 20 Punktspiele verloren gegangen. Mit entsprechend deutlichem Unverständnis quittierte Geschäftsführer Frank Baumann insbesondere die ungenügende 0:1-Rückspielpleite gegen Borussia Mönchengladbach: „Ich bin mit Sicherheit jemand, der die Mannschaft immer wieder auch in Schutz genommen hat, aber das war in unserer Situation für ein Heimspiel hier mit Rückstand zu wenig.“ Statt nach der Winterpause weiter am Anschluss an das breit gezogene Tabellenmittelfeld zu arbeiten, katapultierten sich die Bremer erneut in tiefste Bredouille. Als verhängnisvolles Sinnbild jener beunruhigenden Phase stand ebenfalls die unbegreifliche 2:3-Ernüchterung der Vorwoche beim FC Augsburg. Trotz zweimaliger Führung (Gebre Selassie 26., Kruse 65.), der klar besseren Spielanlage und vor allem eines Mitte der zweiten Halbzeit taumelnden Gegners ließen sich die Grün-Weißen drei zum Greifen nahe Punkte auf den letzten Meter vollends aus den Händen nehmen.

Noch dazu hatte es Alexander Nouris Team gleich zu Jahresbeginn verpasst, den beiden Alphatieren der Bundesliga ein Bein zu stellen. In beiden Fällen war dies durchaus möglich gewesen, weil die Werder-Elf vor ausverkaufter Kulisse im Weser-Stadion in allen Belangen äußerst ansprechende Leistungen abrief. Allerdings zog Borussia Dortmund in Überzahl (Drobny sah nach Notbremse gegen Marco Reus kurz vor der Pause die Rote Karte) genauso wie der FC Bayern stets im letzten Moment den Kopf aus der Schlinge und kam jeweils mit einem knappen 2:1-Sieg davon. „Unser Aufwand war riesig, die Fans haben unsere ganzen Reserven noch rausgelockt, nur leider haben wir uns nicht mehr belohnen können“, resümierte beispielsweise Zlatko Junuzovic nach dem Duell mit dem FCB. So blieb den Bremern immer nur bittersüße Anerkennung von den Gästen in Person der Cheftrainer Thomas Tuchel und Carlo Ancelotti für couragierte Auftritte auf Augenhöhe. Die neuerlich positiven Anzeichen verpufften jedoch spätestens im Verlauf der unverständlichen Schlussviertelstunde in Augsburg sowie der anschließenden Gladbach-Enttäuschung. „Den Fans hängt es schon aus den Ohren raus, dass wir jedes Mal sagen, wir haken es ab und wollen es im nächsten Spiel besser machen“, grollte Robert Bauer selbstkritisch. Aber mehr denn je brauchte es die baldige Einlösung dieses Versprechens.


Der abschließende dritte Teil des WERDER.DE-Saisonrückblicks folgt am morgigen Pfingstmontag

 
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