Der erkämpfte Weg in die Bundesliga

Ousman Manneh debütiert für Werder

Ousman Manneh lief am Mittwochabend das erste Mal vor 40.000 Zuschauern auf (Foto: Heidmann).
Profis
Donnerstag, 22.09.2016 / 12:20 Uhr

Von Yannik Cischinsky

Ousman Manneh brauchte ein paar Sekunden, um sich zu sammeln. Wie er reagiert habe, als ihm klar wurde, dass er gegen Mainz von Anfang an auflaufen würde, wurde der 19-Jährige gefragt. „Ich habe einfach nur gesagt: Woah!“, erklärte Manneh nach kurzem Überlegen schmunzelnd. „Wie soll ich das machen vor 40.000 Zuschauern, habe ich mich gefragt. Aber die älteren Spieler wie Clemens Fritz und auch die Trainer haben mir geraten einfach so zu spielen wie im Training oder bei der U 23. Komm raus und gib' alles, haben sie gesagt.“ Und das tat er. Manneh ackerte, rieb sich auf und hätte seiner außergewöhnlichen Geschichte mit einem Tor fast das perfekte Happy End verpasst.

Es war ein ansprechendes, aufregendes und am Ende dennoch unglaublich enttäuschendes Bundesliga-Debüt für den Gambier, der im März 2015 seinen ersten Vertrag bei Werder unterschrieb. Es war der 11.03.2015, ein Tag nach seinem 18. Geburtstag. Aus seinem Heimatland Gambia war Manneh ein Jahr zuvor nach Deutschland geflüchtet, genauer gesagt nach Bremen-Nord. Über ein Probetraining kam der talentierte Flüchtling zum Blumenthaler SV, wo er in der U 19 auf sich aufmerksam machte. Sein Spaß am Fußball war unbegrenzt: Zwischendurch kickte der Mittelstürmer zusätzlich immer wieder in der Bremer Freizeitliga, der „Wilden Liga“. Überall fiel sein Talent auf. Und trotz einiger Probetrainings bei anderen Bundesligisten entschied sich Manneh für Werder. Im Juli des vergangenen Jahres sorgte er beim 7:0-Testspielsieg in Wilhelmshaven mit vier Toren für enorme mediale Aufmerksamkeit. 

Doch bis zu seinem ersten Bundesliga-Spiel sollte es noch mehr als ein Jahr dauern. Unter Alexander Nouri musste sich der großgewachsene und zugleich technisch begabte Stürmer zunächst in der U 23 durchsetzen. Manneh zahlte Lehrgeld. Rot-gesperrt musste er drei Spiele zusehen, er musste sich an die zahlreichen taktischen Vorgaben gewöhnen, in der Rückrunde gelang ihm kein einziges Tor. Doch trotz der Rückschläge biss sich Manneh durch – und legte einen tollen Start in die Saison 2016/17 hin. In sieben Partien traf er zweimal, bereitete zwei weitere Treffer vor. „Ousman ist sehr laufstark, arbeitet gut gegen den Ball, hat vorne eine starke Präsenz und macht viele Wege“, zählt Nouri die Stärken des mittlerweile 19-Jährigen auf.

Der U 23-Coach hat die Entwicklung Mannehs miterlebt und vorangetrieben. Als er zu Wochenbeginn interimsweise die Cheftrainer-Funktion von Skripnik übernahm, zog er Manneh mit zu den Profis hoch. Doch damit nicht genug. Er vertraute ihm und brachte ihn von Beginn an. „Die Idee war, jemanden vorne drin zu haben, der die Abwehrreihe des Gegners beschäftigt. Er hat mir gestern sehr gut gefallen, war viel unterwegs und hat die Bälle gut festgemacht. Ich bin zufrieden mit seiner Leistung“, so Nouri. 

Im Fußball gewinnt man manchmal nicht heute und auch nicht morgen, dafür aber übermorgen
Ousman Manneh

Auch von den Teamkollegen gab es für Manneh jede Menge Lob. „Er hat seine Sache sehr gut gemacht, hat alles investiert und die gegnerischen Abwehrspieler beschäftigt. Außerdem war er immer anspielbar, das ist für uns Mittelfeldspieler sehr wichtig, damit wir nachrücken können“, sagte beispielsweise Zlatko Junuzovic.

Als Manneh nach 55 Minuten schließlich seinen Platz für Lennart Thy räumte, erhoben sich die Zuschauer im Weser-Stadion. Anerkennenden Beifall gab es von den Rängen für seinen engagierten Auftritt, doch darüber konnte sich Manneh nur bedingt freuen. Die Euphorie, es bis in die Bundesliga geschafft zu haben, war gegen Ende der Begegnung großer Ernüchterung gewichen. „Ich habe gedacht: Heute ist unser Tag, wir holen die Punkte. Und dann kamen diese fünf Minuten, in denen wir alles verspielt haben. Aber im Fußball gewinnt man manchmal nicht heute und auch nicht morgen, dafür aber übermorgen. Wir kämpfen und geben unser bestes, bis wir wieder gewinnen“, formulierte Manneh. Eine Aussage, die gut beschreibt, welchen Weg der 19-Jährige in seinem Leben genommen hat. Ein Rückschritt ist noch lange kein Grund, nicht doch wieder weiter zu gehen. 

 
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