„Wie ein kleines Wundermittel“

Marlovits über die Werder-Fans

Von den Szenen des Saison-Endspurts immer noch berührt: Psychologe Dr. Andreas Marlovits (Foto: nordphoto).
Profis
Donnerstag, 28.07.2016 / 16:01 Uhr

Von Dominik Kupilas und Felix Ilemann

Fußball ist Kopfsache. Das ist kein Geheimnis mehr und auch keine neue Erkenntnis. Die Bedeutung der Psyche nimmt jedoch immer weiter zu, der Druck auf die Spieler steigt seit Jahren. Vor allem im Abstiegskampf ist die psychische Beanspruchung groß - und so setzte Werder im Saisonendspurt der vergangenen Spielzeit auf die Erfahrung von Dr. Andreas Marlovits. Der Sportpsychologe begleitet das Team aber auch im Trainingslager im Zillertal, wo ganz neue Aufgaben auf den erfahrenen Fachmann warten.

WERDER.DE hat sich mit Marlovits getroffen, um noch einmal auf den turbulenten Abstiegskampf zurückzublicken. Für ihn spielen vor allem die Fans in der Psychologie eine bedeutende Rolle. Marlovits erklärt ihren Einfluss auf die Spieler und hat ein großes Lob parat. 

WERDER.DE: Welchen Einfluss haben die Fans auf die Psyche der Spieler?

Andreas Marlovits: „Wenn eine Fankultur da ist, die bedingungslos hinter der Mannschaft steht, vor allem in Krisensituationen, wirkt sich das enorm leistungssteigernd aus.“

WERDER.DE: Kannst du das spezifizieren?

Andreas Marlovits: „Die bedingungslose Unterstützung gibt ein Gefühl von ,hier sind wir zu Hause’, bietet einen Boden, auf dem man spielen kann und gibt Sicherheit. Natürlich muss das Team das Vertrauen der Fans im Spiel zurückgeben durch die Leistung. Aber das ist deutlich einfacher für die Spieler, als wenn die Fans nach 20 Minuten zu pfeifen beginnen. Dann hat das Team einen zusätzlichen Gegner und muss sich die Gunst der Fans zunächst wieder erarbeiten.“

WERDER.DE: Wie bewertest du die inzwischen durch die 11FREUNDE ausgezeichnete Aktion #Greenwhitewonderwall?

Andreas Marlovits: „Das war wirklich Weltklasse, besser kann man es nicht machen. Die Fans warten nicht im Stadion auf die Spieler, sondern empfangen die Mannschaft vor dem Stadion und bilden eine Wand. Und zwar eine Wand, an der wir nicht abprallen, sondern wo wir herzlich willkommen sind und der Gegner Probleme bekommt. Das ist genau der Boden, von dem ich eingangs gesprochen habe. Diese Aktion war für die Mannschaft eine extrem wichtige Grundlage um in diesen wichtigen Spiele so befreit aufspielen zu können.“

WERDER.DE: Die Unterstützung begann vor dem Stadion, war aber auch während der gesamten 90 Minuten im Weser-Stadion deutlich spürbar. Wie nehmen die Spieler das wahr?

Andreas Marlovits: „Sehr deutlich. Wenn in einer solch’ schwierigen Phasen ein Impuls von den Fans ausgeht in die Richtung wir glauben weiter an euch und sich das durch Klatschen und verschiedene Gesänge äußert – so etwas hören die Spieler und bauen sie auf. Die glauben dann auch stärker an sich. Daher war diese besondere Stimmung ein ganz wichtiger Beitrag. Insbesondere dann, wenn es mal nicht so gut läuft und der Spieler zu zweifeln beginnt, ist das wie ein kleines Wundermittel.“

WERDER.DE: Kannst du skizzieren, was vor und während dem wichtigen Spiel gegen Frankfurt bei dir, aber vor allem auch bei den Spielern in den Köpfen vorging?

Andreas Marlovits: „Die Szenen, die ich in den letzten drei Spielen mit den Werder-Fans erlebt habe, haben mich sehr berührt. Da konnte man wirklich deutlich spüren, dass dadurch sehr viel Kraft rüberkam und die Fans wirklich hinter der Mannschaft standen. Im letzten Spiel gegen Frankfurt war ein bedingungslosen Festhalten, ein dran glauben zu spüren. Genau diesen Prozess musste die Mannschaft auch auf dem Platz realisieren und immer an sich glauben. Das Team hat nicht nach 80 Minuten aufgehört, sondern immer dran geglaubt. Und die Fans haben auch immer weiter gemacht. Und dann schaukelt sich eine Dynamik hoch, die für uns dann super gearbeitet hat.“

WERDER.DE: Welche langfristigen Auswirkungen sind durch dieses Zustandekommen des Klassenerhalts zu erwarten?

Andreas Marlovits: „Der Kern der aktuellen Mannschaft ist durch eine schwierige Krisensituation gegangen. Er hat diese Herausforderung in einer extremen Drucksituation, in der es auf alles ankam,  bewältigt und souverän gelöst. Das macht die Mannschaft erst Mal stärker. Natürlich ist das keine Garantie, dass das in der neuen Saison gleich super losgeht. Aber diese positive Erfahrung, die man da gemacht hat, kann man in die neue Saison mit reinnehmen.“

 

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