"Eine große Sicherheit im Leben"

Junuzovic-Interview Teil II

Zlatko Junuzovic ist seit fünf Jahren an der Weser zuhause (Foto: nordphoto).
Interview
Donnerstag, 02.02.2017 / 11:05 Uhr

Das Interview führte Yannik Cischinsky

Im Sommer ist Zlatko Junuzovic Vater geworden. Gemeinsam mit Frau Katharina hat "Zladdi" in der Hansestadt eine Familie gegründet, er ist heimisch geworden. Die Weichen dazu stellte der Österreicher bereits 2015 als er sich trotz anderer Angebote für eine Vertragsverlängerung bei Werder entschied. "Ich fühle mich wohl - in Bremen und bei Werder", sagt Junuzovic. Doch der Österreicher gesteht auch, ein Jahr später einen Fehler gemacht zu haben

Im zweiten Teil des Interviews spricht er über das Vaterdasein, die Freundschaft zu Theodor Gebre Selassie und den Besuch der Werder-Krabbelgruppe.

WERDER.DE: Im Februar 2015 hast du deinen Vertrag bei Werder verlängert. Es gab andere Angebote, die Perspektive bei Werder war auf den ersten Blick vielleicht nicht so verlockend wie anderswo. Warum bist du geblieben?

Zlatko Junuzovic: „In dem Jahr ist vieles passiert. Wir waren alle topfit, hatten eine super Vorbereitung unter Robin Dutt, nur leider haben die Ergebnisse in den ersten Spielen überhaupt nicht gepasst. Die Mannschaft war intakt, lediglich die Erfolgserlebnisse haben gefehlt. Mit dem neuen Trainerteam kam die Lockerheit zurück und wir haben endlich aufholen können. Ich habe mich in dieser Phase sehr wohlgefühlt und mich ohnehin schon mit Werder identifiziert. Ich habe mich gemeinsam mit meiner Frau dafür entschieden. Uns war bewusst, dass es ein steiniger Weg werden könnte, dass es nicht so weitergeht wie zu dieser Zeit, dass sicherlich die Erwartungshaltung an mich steigen wird. Aber ich wollte meine Leistungen hier bei Werder bestätigen. Mal ist das gelungen, mal nicht. Ich musste mit mir kämpfen, es war eine neue Situation in meinem Leben. Das muss man schon einordnen können. Ich bin froh über meine Entscheidung. Es ist mittlerweile selten geworden, dass man so lange bei einem Verein bleibt."

WERDER.DE: Zuvor gab es in den sozialen Netzwerken eine große Aktion: #JunobleibtBremer. Welchen Ausschlag hat sie rückblickend für deinen Verbleib gegeben?

Zlatko Junuzovic: „Bei solchen Entscheidungen spielen viele Faktoren eine Rolle. Der Status innerhalb des Teams zählt dazu, die Identifikation mit dem Verein, aber auch, dass man sich mit der Familie wohlfühlt. Die Fan-Aktion war ein Punkt des Ganzen. Ich hatte andere, finanziell lukrativere Angebote, aber es hat nicht so hundertprozentig gepasst wie bei Werder. Die sportliche Situation kann man sich nie mit Gewissheit aussuchen, das kann sich andernorts genauso schnell verändern.“

Ich habe nie gesagt, dass ich gehen möchte.
Zlatko Junuzovic

WERDER.DE: Trotzdem wurde im vergangenen Sommer erneut viel spekuliert, ob du den Verein verlässt, dich neu orientierst. Du sollst einen Wechselwunsch geäußert haben…

Zlatko Junuzovic: „Ich habe nie gesagt, dass ich gehen möchte, aber ich habe einen Fehler gemacht. Als ich in den Urlaub gegangen bin habe ich keine Stellung dazu bezogen, sondern es ruhen lassen. Ich wollte von der EM abschalten, die Verletzung auskurieren, den Kopf frei kriegen und in Ruhe gelassen werden. Aber es gibt Phasen, in denen es wenig zu schreiben gibt, und die Geschichte wurde weiter und weiter gedreht. Mit den Schlagzeilen muss man als Fußballer leben. Es ist ein schnelllebiges Geschäft.“

WERDER.DE: Wie schwierig ist es, sich in diesem schnelllebigen Geschäft an immer neue Teamkollegen zu gewöhnen – sowohl sportlich als auch zwischenmenschlich?

Zlatko Junuzovic: „Das Klima untereinander war immer gut, im Fußball findet man schnell zusammen. Es gab allerdings auch für mich sehr traurige Abgänge wie die von Sebastian Prödl, Assani Lukimya oder Felix Kroos. Mit denen bin ich super zurechtgekommen. Andere wie Theodor Gebre Selassie sind geblieben, was für mich sehr wichtig ist.“

WERDER.DE: Ist er derjenige, zu dem du in all den Jahren die engste Beziehung aufgebaut hast?

Zlatko Junuzovic: „Von Anfang an hat es super gepasst. Er ist nach Norderney gekommen, dort haben wir uns kennengelernt. Im zweiten Trainingslager sind wir dann auf Wunsch von Thomas Schaaf ins Doppelzimmer gesteckt worden, damit Theo deutsch lernt. Es passte. Bis heute. Das ist schon eine lange Zeit und eher ungewöhnlich.“

WERDER.DE: Du warst offenbar ein guter Deutschlehrer.

Zlatko Junuzovic: „Aber natürlich (lacht)! Mit mir ging das ganz leicht.“

WERDER.DE: Ihr seid beide in eurer Werder-Zeit Väter geworden. Was hat sich verändert?

Zlatko Junuzovic: „Das ganze Leben verändert sich! Gemeinsame Unternehmungen müssen etwas besser geplant werden, die Spontanität geht verloren. Jetzt trifft man sich halt zum Spazieren im Bürgerpark oder geht einen Kaffee trinken. Aber PlayStation kann man zum Glück ja auch online gegeneinander spielen (lacht).“

WERDER.DE: Für deinen Sohn geht's jede Woche in die Werder-Krabbelgruppe, richtig?

Zlatko Junuzovic: „Ja. Wir sind sogar alle Mitglieder im Verein. Meine Frau, der kleine Clemens, ich – die ganze Familie.“

WERDER.DE: Geht deine Beziehung zu Werder über ein normales Angestelltenverhältnis hinaus?

Zlatko Junuzovic: „Nach dieser Zeit hier definitiv. Das erste halbe Jahr war vielleicht wie immer, wie bei anderen Vereinen. Aber jetzt... Ich habe noch nirgendwo so lange gespielt wie bei Werder, ich kenne hier einfach alles im Verein. Das ist eine große Sicherheit im Leben.“

WERDER.DE: Trotzdem sagst du morgens beim Bäcker dann doch lieber 'Servus' statt 'Moin' und 'Semmeln' statt 'Brötchen'?

Zlatko Junuzovic: „Nein, Brötchen habe ich mir schon angewöhnt (lacht). Servus bleibt, das kann ich nicht verändern.“

WERDER.DE: Und in der Kabine?

Zlatko Junuzovic: „Am Anfang habe ich mich wirklich bemüht, hochdeutsch zu sprechen, aber nach einem Jahr war es mir egal. Ich spreche so oft es geht Dialekt und wer es nicht versteht, hat Pech gehabt. Wenn ich mit Stoxi oder Flo Kainz spreche, versteht keiner etwas.“

Im ersten Teil des Interviews kramt Junuzovic Erinnerungen an die allerersten Stunden an der Weser hervor, spricht über die besondere Beziehung zu Frank Baumann und lässt noch einmal die wichtigsten Passagen aus über 150 Bundesliga-Spielen Revue passieren.

 
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