Fritz: "Ich genieße jeden Tag"

Der Kapitän im Interview

Clemens Fritz hätte "nie damit gerechnet, solange zu spielen", genießt aber jeden Tag (Foto: nordphoto).
Interview
Freitag, 12.08.2016 / 09:01 Uhr

Das Interview führte Yannik Cischinsky

Es ist die 16. Saisonvorbereitung von Clemens Fritz. Als 21-Jähriger trainierte der heutige Werder-Kapitän 2001/2002 beim Karlsruher SC für seine erste Spielzeit als Profi. Fritz hat in seiner Karriere schon so einiges erlebt, vor allem in den harten Wochen der Vorbereitung. Jetzt, als erfahrener Profi, kann Fritz dem Abrackern für die optimale körperliche Fitness viel Positives abgewinnen, die Einheiten teilweise sogar genießen, wie er sagt. 

Im Interview mit WERDER.DE blickt Fritz auf seine Anfangszeit als Jung-Profi zurück, äußert sich zur gestiegenen Erfahrung im Team und verrät, welchen Satz man von ihm niemals hören wird.

WERDER.DE: Junge Spieler oder auch Neuzugänge werden oft gefragt, welche konkreten Ziele sie für eine Saison gesteckt haben. Setzt du dir solche persönlichen Ziele überhaupt noch?

Clemens Fritz: „Klar. Natürlich möchte ich verletzungsfrei bleiben und der Mannschaft mit meinen Leistungen helfen. Als Team sollten wir optimistisch nach vorne schauen. Ich denke, ein einstelliger Tabellenplatz ist ein absolut realistisches Ziel. Die Gedanken, dass wir bloß dem Abstiegskampf entkommen wollen, sollten wir verdrängen. Die vergangene Saison ist abgehakt, damit sollten wir uns nicht mehr beschäftigen.“

WERDER.DE: Gäbe es einen Punkt, an dem enttäuscht wärst, dass du deine eigenen Saisonziele nicht erreicht hast?

Clemens Fritz: „Nein, Verletzungen kann man nicht beeinflussen. Wenn ich dann nur zehn Spiele machen würde, wäre das sicherlich schade, aber das muss man als Sportler so annehmen. Trotzdem ist es mein Ziel, in einer körperlichen Verfassung zu sein, um das Optimum an Spielen herauszuholen.“

WERDER.DE: Es ist ja nicht deine erste Vorbereitung… Hat sich die Einstellung, mit der du in eine Vorbereitung gehst, im Laufe deiner Karriere verändert?

Clemens Fritz: „Ja, ein bisschen schon. Früher war ich genervt von der Vorbereitung, heute kann ich das auch ein Stück weit genießen. Man weiß, es kommen nicht mehr viele und man lernt es zu schätzen, wenn einfach nur die Sonne scheint oder gute Bedingungen herrschen. Früher war ich eher genervt von den harten Einheiten. Im Alter sieht man das aus einem anderen Blickwinkel.“

WERDER.DE: Selbst der körperlichen Qual kannst du also mittlerweile etwas Positives abgewinnen?

Clemens Fritz (schmunzelt): „Ich weiß ja, dass wir das alle brauchen, dass wir fit sein müssen für die bevorstehenden Aufgaben. Da bringt es nichts, wenn ich im Training nur halblang mache.“

WERDER.DE: Bist du als alteingesessener Spieler neuen Methoden rund um die Vorbereitung eigentlich eher skeptischer gegenüber eingestellt?

Clemens Fritz: „Ganz im Gegenteil! Ich freue mich immer, wenn wir etwas Neues ausprobieren oder lernen. Ich bin kein Freund von eingefahrenen Abläufen.“

Als junger Spieler sollte man mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen
Clemens Fritz

WERDER.DE: Gibt es denn überhaupt noch etwas, mit dem dich die Trainer überraschen können?

Clemens Fritz: „Ja, gerade in dieser Vorbereitung hat sich das Trainerteam viele Gedanken gemacht, wie sie uns vor neue Herausforderungen stellen können. Wir haben sehr häufig fußballspezifisch gearbeitet, auch weil die Fitnesswerte nach dem Urlaub bei allen sehr gut waren. Das ist selbst für mich, der schon viele Vorbereitungen absolviert hat, eher ungewöhnlich. Aber jeder Fußballer hat lieber die Kugel am Fuß als durch den Wald zu laufen (lacht).“

WERDER.DE: Die Mannschaft ist im Schnitt deutlich älter als letzte Saison. Wie bewertest du die Tatsache, dass viele Neuzugänge mit großer Erfahrung hinzugekommen sind?

Clemens Fritz: „Für mich ist nicht das Alter entscheidend, sondern inwieweit die erfahrenen Spieler bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Ich habe immer betont, dass ich es für sehr wichtig halte, die Verantwortung auf viele Schultern zu verteilen. Und dabei habe ich in dieser Saison ein sehr gutes Gefühl. Wir haben viele Spieler dazu bekommen, die über Erfahrung verfügen und gewillt sind, diese auf und neben dem Platz einzubringen.“

WERDER.DE: Hat sich deine Rolle dadurch verändert? Du warst ja neben Claudio Pizarro und zwei, drei anderen einer der wenigen erfahrenen Akteure 2015/2016...

Clemens Fritz: „Um das zu beurteilen, ist es viel zu früh. Das wird erst der Saisonverlauf zeigen - gerade, wenn es dann mal nicht so gut läuft.“

WERDER.DE: Wenn du an deine Anfänge zurückdenkst: Was hat sich seitdem signifikant verändert?

Clemens Fritz: „Es hat sich in der Gesellschaft einiges geändert, was sich auf den Fußball auswirkt. Man muss sich nur mal die sozialen Netzwerke anschauen und das allgemein gestiegene Interesse an uns Fußballern. Aber ich bin definitiv kein Freund davon zu reden, wie es früher mal war. Ich möchte keine Vergleiche ziehen. Das hat mich damals schon extrem genervt und so wollte ich nie werden. Deswegen wird man mich auch nie zu den jungen Spielern sagen hören: Das war damals so und so, das haben wir aber früher immer so gemacht.“

WERDER.DE: Wie hast du dich denn damals als junger Spieler gegenüber den erfahrenen Recken, den Platzhirschen verhalten?

Clemens Fritz: „Respektvoll. Ich habe versucht, durch Gespräche möglichst viel mitzunehmen. In dem Alter kann man nur lernen. Als junger Spieler, als junger Mensch sollte man immer mit offenen Ohren und Augen durchs Leben laufen. Da habe ich viel Hilfreiches mit auf den Weg gegeben bekommen.“

WERDER.DE: Konntest du dir damals vorstellen, dass du so lange Zeit im Profi-Geschäft bleibst? War das ein erklärtes Ziel von dir?

Clemens Fritz: „Nein, überhaupt nicht. Ich habe immer gesagt: Allzu lange werde ich nicht auf dem Platz stehen und ich hätte nie damit gerechnet, dass ich in meinem jetzigen Altern noch aktiv bin. Aber ich genieße jeden Tag, den ich hier sein darf. Dass es auch Tage gibt, an denen man genervt oder müde ist, gehört dazu.“

WERDER.DE: Ist es für dich ähnlich schwer abzusehen, was du 2017 um diese Jahreszeit machst, wenn du nicht mit Werder in Neuruppin, dem Zillertal oder hier in Herzlake sein solltest?

Clemens Fritz: „Darüber denke ich überhaupt nicht nach. Was ist einem Jahr ist, ist noch viel zu weit weg. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich privat gerne mal reisen würde und beruflich ein Jahr Auszeit nehmen würde und dann zwei Jahre lang einen Anschlussvertrag bei Werder habe. Aber ich habe keine Ahnung, was ich nächstes Jahr während die Vorbereitung läuft mache.“

 
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