Bislang einfach unbezwingbar

Anschwitzen - 1899 Hoffenheim vor dem Gastspiel des SVW

Sandro Wagner dreht nach seinem achten Saisontor zum zwischenzeitlichen 2:1 gegen den BVB jubelnd ab (Foto: Nordphoto).
Profis
Mittwoch, 21.12.2016 / 09:35 Uhr

von Maximilian Hendel

Julian Nagelsmann ist zwar erst seit Anfang Februar Cheftrainer, aber sowohl auf als auch abseits des Platzes akklimatisierte sich der mittlerweile 29-Jährige augenscheinlich in kaum geahntem Tempo an die Gegebenheiten des Bundesligaalltages. Ein kleiner Teil davon kommt dem üblichen rhetorischen Kräftemessen vor den Spieltagen zu, bei dem die Kontrahenten nun mal gern eigene Zuversicht und Selbstvertrauen derart eindringlich kundtun, damit davon auch wirklich jeder auf der Gegenseite Wind bekommt. In diesem Sinne macht die anstehende letzte Partie des Jahres zwischen Gastgeber 1899 Hoffenheim und Werder Bremen am heutigen Mittwoch, 21.12.2016, ab 20 Uhr in der „Wirsol Rhein-Neckar-Arena“ keine Ausnahme.

Natürlich sind couragierte Aussagen aus Bremen bis in den Kraichgau vorgedrungen, genauso selbstverständlich wurde Nagelsmann auf der Pressekonferenz der TSG damit konfrontiert. Und selbstredend blickte er daraufhin kaum weniger angriffslustig dem Aufeinandertreffen mit dem SVW entgegen, wusste dennoch den Mechanismus dieses so häufigen, medial geführten Prologs vor Anpfiff einzuordnen: „Aber was soll ein Spieler auch sagen, ‚wir fahren da hin und werden verlieren?’ Klar sagt er, ‚wir gewinnen da’, sonst würde er auch nicht spielen.“

Nagelsmann: „Ganz zufrieden mit dem, was wir aktuell haben“

Mindestens so überzeugend tritt derzeit jedenfalls seine Mannschaft auf. Der entsprechend entgegengebrachte Respekt der Bremer Verantwortlichen ist nur folgerichtig, „wenn man guckt, wo sie vor einem Jahr standen und was danach dort mit dem Vertrauen in Julian entstanden ist. Er hat in Hoffenheim nachweislich einen richtig guten Weg eingeläutet“, betonte Werders Cheftrainer Alexander Nouri. Ziemlich genau auf dem letzten Tabellenplatz gingen sie damals unter Huub Stevens in die Winterpause. Da es auch zu Beginn des Jahres nicht besser wurde und Stevens zudem Herzrhythmusprobleme plagten, trat der bis dato U19-Trainer Nagelsmann statt wie geplant zu Saisonbeginn bereits am 21. Spieltag 2015/16 – beim Auswärtsspiel im Bremer Weser-Stadion – seine frühe Beförderung an. Bravourös sicherte in der Folge eine zuvor selbstzweifelnde bis völlig verunsicherte Mannschaft mit seiner Anleitung den Klassenerhalt, während Nagelsmann unter anderem mit Alexander Nouri gleichzeitig noch erfolgreich den DFB-Fußballlehrerlehrgang absolvierte. In der laufenden Saison haben die Hoffenheimer nunmehr das Verlieren bis auf Weiteres auf den Index gesetzt. Noch keine Niederlage musste 1899 in bisher 15 Punktspielen hinnehmen, auf der Habenseite stehen sechs Siege und neun Unentschieden, was 27 Punkte sowie den momentanen dritten Tabellenplatz nach sich zieht.

Erst vergangenen Freitag beobachtete der kicker in der Sinsheimer Arena „beste Werbung für die Bundesliga; eine rassige, intensive Partie mit spielerischen Höhepunkten.“ Die TSG und Borussia Dortmund waren mit 2:2 auseinandergegangen, wobei der Gastgeber im Duell mit dem amtierenden Vizemeister seine Halbzeitführung in Überzahl nicht mit voller Ausbeute über die Ziellinie bringen konnten. Nagelsmanns saisonales Zwischenresümee zeugt wenig verwunderlich von berechtigten gewachsenen Ansprüchen: „Ich bin ganz zufrieden mit dem, was wir aktuell haben, wehre mich aber auch nicht gegen die ersten beiden Plätze. Aber so ist es schon in Ordnung. Wir hatten ein paar Spiele, die wir hätten gewinnen müssen, dann wären wir näher dran. Wir hatten aber auch ein paar Spieler, die wir hätten verlieren können, dann wären wir weiter weg.“ Einstweilen liegen sie freilich neun Punkte hinter dem Spitzenduo aus München und Leipzig, „aber mich würde es nicht wundern, wenn wir sie nächstes Jahr in der Champions League sehen würden. Sie sind sehr, sehr gut drauf“, bekannte Werders Geschäftsführer Frank Baumann.

Wagner in Topform, Kapitän Rudy gesperrt

„Seine Phantasie, seine Akribie und sein Mut“, all das, was Nouri am Trainerkollegen hervorhob, weiß auch dessen Mannschaft auffallend deutlich auf dem Feld umzusetzen. Defensiv gefestigt von einer modellathletischen Dreierkette um Jungnationalspieler Niklas Süle, Benjamin Hübner und den zentralen Akteur Kevin Vogt agiert die TSG aus diesem Fundament heraus äußerst variabel, offensiv orientiert mitsamt der dafür nötigen und wirksam eingesetzten Robustheit. Im Angriff weiß insbesondere der ehemalige SVW-Profi Sandro Wagner vieles davon hervorragend in seinem Spiel zu vereinen und ebenso mit einer öffentlichkeitswirksamen Prise an bewusster Polarisierung zu würzen. Für Frank Baumann jedoch zählen allein die Kernkompetenzen des besten Hoffenheimer Schützen (acht Tore): „Er kann auch einstecken und zeigt seine Qualitäten auf dem Platz. Genau das ist es, was man bewerten sollte; welche Leistung er auf dem Platz bringt. Dort ist er für sie sehr, sehr wichtig.“ Gleichwohl BVB-Trainer Thomas Tuchel, schon vor Jahren in Augsburg ein früher Förderer von Julian Nagelsmann, zuletzt auf dem Pressepodium freundschaftlich in dessen Richtung spöttelte: „Ich hätte mich gefreut, wenn er früher so aggressiv gespielt hätte – ein ständiger Kampf, das Phlegma in die Gänge zu bringen.“

Die Dortmunder waren wohlweislich davon beeindruckt, wie sehr ihnen der fordernde Spielstil der Hoffenheimer über die Partie hinweg zugesetzt hatte. Derweil muss sich die sportliche Leitung nebenher noch einmal ganz anderen Herausforderungen aussetzen. Vor allem aufgrund der so überzeugenden Entwicklung des Teams und damit einhergehend einzelner Akteure wurden jüngst beispielhaft ernstzunehmende Abwerbeabsichten des Alphatiers der Liga für die DFB-Auswahlspieler Niklas Süle und Sebastian Rudy kolportiert. Die vom FC Bayern forcierten Gespräche seien „über den Smalltalk hinaus vorangeschritten“, hieß es gestern etwa in der Süddeutschen Zeitung. „Das ist ganz normal“, entgegnete Nagelsmann gefasst, „bei den beiden Genannten ist es ja nicht die erste gestreute Anfrage, sondern die 200. Bis zuletzt hat das den Ablauf nicht gestört und es wird ihn auch in Zukunft nicht stören.“ An der Schwere von Werders Aufgabe ändert all das rein gar nichts. Ebenso wenig, dass Kapitän Rudy heute definitiv wegen seiner fünften Gelben Karte fehlt. Als potentieller Vertreter im zentralen Mittelfeld steht Eugen Polanski bereit. SVW-Geschäftsführer Baumann gab seinen Grün-Weißen daher mit auf den Weg: „Wir wollen mutig nach Hoffenheim fahren, sollten aber nicht übermütig werden.“

 
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