Viele Attribute einer Spitzenmannschaft

Anschwitzen – 1899 Hoffenheim vor dem Gastspiel beim SVW

Fin Bartels' Versuch wird von Jeremy Toljan geblockt, das Hinspiel zwischen Werder und der TSG endete 1:1 (Foto: Nordphoto).
Profis
Freitag, 12.05.2017 / 15:30 Uhr

von Maximilian Hendel

Ob tatsächlich am übernächsten Samstag genau das eintritt, was Frank Baumann bereits letzten Dezember kurz vor Weihnachten vorausahnte, hängt nun auf ziemlich gewichtige Art und Weise von seinen Grün-Weißen ab. „Mich würde es nicht wundern, wenn wir sie nächstes Jahr in der Champions League sehen“, hatte Werders Geschäftsführer mit einiger Überzeugung über 1899 Hoffenheim gesagt, bevor die Bremer zum gemeinsamen Aufeinandertreffen der Hinrunde in den Kraichgau abreisten. Um sich die Chance zu erhalten, Baumanns Prophezeiung womöglich sogar vorzeitig einzulösen, braucht die auf Rang vier platzierte TSG jedoch höchstwahrscheinlich volle Ausbeute am morgigen Samstag, 13.05.2017, ab 15.30 Uhr zum vorletzten Bundesliga-Spieltag der Saison im ausverkauften Weser-Stadion.

Da Borussia Dortmund das hitzige, direkte Duell des letzten Wochenendes (auch dank eines ungeahndeten Abseitstores von Marco Reus) mit 2:1 gegen die Hoffenheimer für sich entscheiden konnte, droht gegenwärtig der tückische Umweg als ungesetztes Team durch eine KO-Qualifikationsrunde. Das Polster von zwei Punkten und sechs Toren hat der BVB dem Team von Cheftrainer Julian Nagelsmann voraus.

Qualitätsquantensprung: 1899 will in die Champions League

Nach allem berechtigten Unmut angesichts dieses faden Beigeschmacks in jener wegweisenden Partie zwischen den direkten Konkurrenten um den Eingang in die europäische Königsklasse gab unter der Woche allerdings nicht zuletzt Nagelsmann ebenso zu bedenken: „Wir haben uns alle ziemlich aufgeregt über die Schiedsrichterleistung. Aber mir ist das dann irgendwann auch zu plakativ, alles nur darauf zu legen“, betonte er. Denn „ich glaube, an einem guten Tag hätten wir Unentschieden gespielt.“ Gut war dieser Tag dann insbesondere aufgrund fehlender Dringlichkeit bei potentiellen Abschlussmöglichkeiten vor dem Kasten der Borussia nicht. „Wir hatten genug Momente, um drei, vier oder fünf Tore zu machen, haben diese Situationen aber einfach nicht gut gelöst“, erkannte der Cheftrainer. So sprang aus einem fast 60-prozentigen Ballbesitz in Dortmund (!) zu wenig heraus, weil die TSG „zu umständlich agiert“ habe, bemängelten etwa die anwesenden kicker-Korrespondenten.

Doch auch wenn gerade das Spiel beim BVB aus unterschiedlichsten Gründen aufs Gemüt schlug, nicht zuletzt Julian Nagelsmann zog am Donnerstag zur Pressekonferenz längst wieder angriffslustig das saisonale Gesamtbild heran. „Es gab jetzt noch nicht so viele Mannschaften, die gegen uns brutal mutig oder sehr hoch gepresst haben und zwingend den Ball wollten“, hielt der gebürtige Bayer fest, „auch Dortmund gehörte jetzt am Wochenende nicht dazu. Ich glaube nicht, dass Bremen uns jetzt 90 Minuten an die Wand pressen wird.“ Definitiv zählen die ambitionierten, taktisch variablen und unerschütterlich auftretenden Hoffenheimer zu den unbequemsten Kontrahenten dieses Bundesligajahrgangs. „Sie besitzen viele Attribute, die eine Spitzenmannschaft auszeichnen“, betonte Alexander Nouri gestern noch einmal voller Wertschätzung. Werders Cheftrainer begründete das anhand ihrer „super Ballzirkulation“, „Ballsicherheit“, einem „tollen Umschaltspiel“, was sie zudem mit einer immensen „Laufstärke“ unterlegen.

„... aber Max Kruses Laufwege verrate ich jetzt nicht“

Wer sich noch an jenen hadernden, mutlosen und zutiefst fehleranfälligen Abstiegskandidaten des Frühjahres 2016 erinnert, dem wäre kaum im Traum eingefallen, welchen Qualitätsquantensprung der vor Saisonbeginn lediglich punktuell veränderte Kader unter der akribischen Anleitung des immer noch erst 29-jährigen Fußballlehrers binnen nur weniger Monate seit dessen Bundesliga-Debüt im Weser-Stadion (1:1; 13.02.2016) genommen hat. Aus einer bestens funktionierenden Dreierkette um ihren zentralen Eröffnungsspieler Kevin Vogt heraus beginnt die TSG zu allermeist ein druckvolles, bevorzugt flaches Kombinationsspiel. Auf der Sechs fungiert Nationalspieler Sebastian Rudy als unantastbarer Dreh- und Angelpunkt, vor dem sich flinke und versierte Offensivprotagonisten wie Kerem Demirbay oder Nadiem Amiri in Szene setzen. Im Angriff wartet dann die unbändige Wucht an hühnenhaft robusten und kaltschnäuzigen Vollstreckern, die Nagelsmann Woche für Woche zu jeder Zeit während des Spiels kaum berechenbar kombinieren und tauschen kann. Auf das Konto von Sandro Wagner (11), Andrej Kramaric (13), Marc Uth (7) und Adam Szalai (7) gehen allein 38 der bislang 59 Hoffenheimer Saisontore. Ebenso überzeugend leisten Torwart Oliver Baumann und seine Vorderleute ihre Defensivarbeit, erst 34 Gegentreffer musste die TSG hinnehmen.

„Er hat klare Vorstellungen, kann diese gut vermitteln und erreicht damit die Mannschaft“, lobte Nouri den Amtskollegen. Beide haben sich während des vorletzten Fußballlehrer-Lehrgangs in Hennef kennen und schätzen gelernt. Kurzum: „Hoffenheim steht zu Recht auf dem Platz da oben“, unterstrich Werders Schlussmann Felix Wiedwald. Und die Bremer, Julian Nagelsmann? „Sie leben ganz extrem von einem sehr gefährlichen Umschaltspiel aus der eigenen, gut strukturierten Defensive und verfügen über schnelle und intelligente Spitzen“, analysierte der Gästecoach und ergänzte schelmisch: „Wir haben schon eine Idee, wie wir das verteidigen, aber Max Kruses Laufwege verrate ich jetzt nicht, sonst macht er vielleicht andere.“

 
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