Streich: „… sonst walzen sie uns nieder“

Anschwitzen - der SC Freiburg vor dem Gastspiel in Bremen

Christian Streich ist seit Dezember 2011 Freiburger Cheftrainer und war zuvor über 15 Jahre lang erfolgreich mit der U19 des SCF (Foto: Nordphoto).
Profis
Samstag, 29.10.2016 / 09:30 Uhr

von Maximilian Hendel

Christian Streich wurde am vorgestrigen Donnerstag von den örtlichen Journalisten noch etwas vor einen Zwiespalt gestellt. Auf der einen Seite richtete sich der Fokus des Freiburger Cheftrainers selbstredend bereits wieder auf die anstehende Partie des 9. Bundesliga-Spieltages, die den SC am heutigen Samstagnachmittag, 29.10.2016, um 15.30 Uhr ins Bremer Weser-Stadion führt. Aber natürlich war andererseits das Interesse am zu diesem Zeitpunkt kaum 36 Stunden zurückliegenden bitteren Pokalausscheiden im Elfmeterschießen vor heimischer Kulisse gegen Zweitligist SV Sandhausen längst nicht erloschen.

Gleich acht frische Akteure hatte der 51-Jährige im Vergleich zum 2:1-Punktspielerfolg über den FC Augsburg am vorangegangenen Wochenende aufgeboten. „Wenn ich den Spielern nicht die Gelegenheit gebe, sich in einem richtigen Wettkampf zu zeigen, dann hätte ich kein Vertrauen zu ihnen“, wusste er seine tiefgreifende Rotationsentscheidung zu begründen. Zwar „waren das furchtbare Gegentore, aber wir sind auch nach einem 1:3 zurückgekommen. Am Ende wäre es nicht ganz verdient gewesen, nur so ein Spiel kann man trotzdem gewinnen. Das Ergebnis ärgert uns alle sehr, doch die Herangehensweise war total richtig.“

Bitteres Pokal-Aus, aber wertvolles Videomaterial

Und überhaupt „hätte es auch mit anderen Spielern genauso eng zugehen können. Das ist einfach so.“ Ohnehin wird Christian Streich diese jüngsten 120 Minuten an wertvollem Erkenntnismaterial wohl schon in einem Signalrot leuchtenden Ordner auf seiner Festplatte abgelegt haben. „Das ist ein sehr wichtiges Video, weil da erkennst du ganz, ganz viel und kannst zeigen, was fehlt und was wir hier erwarten“, betonte der Fußballlehrer, „wir wollen nicht einfach so kicken, sondern wir kicken aus einer Idee heraus. Manche Spieler sind es nicht gewöhnt, den Fußball in dem Maße so zu bearbeiten. Es geht um Hunderte von Nuancen. Wenn wir offensiv auftreten wollen, muss jeder seinen Raum beherrschen, die Abstände einhalten, und ein Spiel - ohne dabei unter Stress zu geraten - fortsetzen können.“

Aber, fügte der SCF-Trainer noch hinzu, „das Video machen wir erst, wenn wir Luft haben.“ Zu wichtig, zu wegweisend ist auch für den derzeitigen Bundesliga-Achten die nun direkt anschließende Auswärtsaufgabe bei Werder. So lupenrein wie die Freiburger Weste mit zwölf Punkten aus bislang vier Partien daheim geblieben ist, in der Ferne fremdelt der amtierende Zweitligameister und Bundesligarückkehrer zumindest ergebnistechnisch seit Saisonbeginn. Sämtliche Partien entfernt des Schwarzwaldstadions – wenn auch allesamt bei aktuellen Top-Sechs-Teams – gingen verloren. „Wir hatten so blöde Auswärtsspiele, die im Grunde genommen okay waren“, haderte Streich insbesondere über die beiden unnötigen 1:2-Niederlagen auf der Zielgeraden bei Hertha BSC und 1899 Hoffenheim, „Minimum zwei Unentschieden hätte es sein müssen.“

Selbstbewusst in den Hexenkessel Weser-Stadion

Für ihren neuerlichen Anlauf visieren die Breisgauer nunmehr Bremen an, wo der gegenwärtig dienstälteste Bundesligatrainer (Streich wird Ende Dezember fünf Jahre im Amt sein) jedenfalls noch keines seiner bis dato drei Gastspiele verloren hat. Damit das so bleibt, wird mit Sicherheit ein Großteil der gegen Sandhausen nur eingewechselten oder gar gänzlich geschonten Etablierten wieder in die Startelf rücken; sowohl Stammtorhüter Alexander Schwolow als auch Allrounder Mike Frantz, aber vor allem der zentrale Kreativakteur und brandgefährliche Standardschütze Vincenzo Grifo (sechs Scorerpunkte) sowie Maximilian Philipp, mit vier Toren ihr treffsicherster Angreifer. Seinerseits drei Ligatore hat Nils Petersen auf seinem Konto vorzuweisen. In Streichs System ordnet sich der Strafraumknipser jedoch klaglos der ihm momentan aufgetragenen Rolle als erste Alternativoption im zweiten Durchgang unter.

Vermutlich wird das trotz Florian Niederlechners zu erwartendem Ausfall (schwerer Pferdekuss) einstweilen auch an alter Wirkungsstätte so bleiben, weil Petersen zum einen 120 Sandhausen-Minuten in den Beinen hat und sein Trainer zum anderen die Qualitäten Karim Guedés hervorhob: „Er kann 70 Minuten abmalochen.“ Genau der Spielertyp, den die Freiburger als ersten Störenfried von Werders Spielaufbaus also bestens gebrauchen könnten. „Wir hätten Dienstag lieber 90 Minuten gekickt, aber es geht um unsere innere Haltung und Einstellung. Die Mannschaft braucht Spiele genau in dieser Atmosphäre, diesem Hexenkessel“, ließ Christian Streich sogar schon Ansätze seiner Kabinenmotivation durchblicken, „wir wollen ihnen voll die Stirn bieten, selbstbewusst auftreten und die Emotionalität annehmen, sonst walzen sie uns nieder.“

 
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