"Das ein oder andere Spiel hätte auch kippen können"

Anschwitzen - RB Leipzig vor dem Gastspiel von Werder Bremen

Bislang hatten Cheftrainer Ralph Hasenhüttl und RB Leipzig allen Grund zu jubeln - der Aufsteiger ist bis dato ungeschlagen (Foto: Nordphoto).
Profis
Samstag, 22.10.2016 / 20:35 Uhr

von Maximilian Hendel

Über zwei Jahrzehnte ist es her, dass in Leipzig zuletzt Erstligafußball die Schlagzeilen bestimmte. Seit dieser Saison jedoch häufen sich die lokalen Aufmacher wieder. Erst am vergangenen Montag etwa frohlockte die Leipziger Volkszeitung in dicken Lettern auf ihrem Titelblatt: „Der Wahnsinn geht weiter“. Der immer noch ungeschlagene Bundesliga-Aufsteiger Rasenballsport Leipzig hatte sich tags zuvor durch den 1:0-Auswärtserfolg in Wolfsburg einstweilen auf Rang drei der Tabelle geschoben. Das dazugehörige Jubelbild hielt fest, wie Siegtorschütze Emil Forsberg seinem Cheftrainer Ralph Hasenhüttl in die Arme gesprungen war. Am morgigen Sonntagnachmittag, 23.10.2016, nun versucht sich Werder Bremen ab 15.30 Uhr im Auswärtsspiel in der Red Bull Arena daran, was den bisherigen sieben Leipziger Konkurrenten misslungen war – ihnen die erste Saisonniederlage beizubringen.

Werden derzeit nicht zuletzt in der lokalen Öffentlichkeit bereits beherzt die ersten großen rhetorischen Brocken von den „Bayern-Jägern“ und dem „besten Aufsteiger aller Zeiten“ angeschoben, dämpfte Ralph Hasenhüttl all das auch auf der gestrigen Pressekonferenz souverän mit entsprechendem Feingefühl. „Es ist natürlich sehr hilfreich für die junge Mannschaft, so in einer neuen Liga anzukommen und gegen jede Mannschaft eine Chance zu haben“, erläuterte der 49-jährige, wenngleich er betonte: „Wir denken uns keine Phantastereien aus, sondern wissen, wie jede Woche wieder unglaublich viel Arbeit dahintersteckt.“

Leipziger Initialzündung durch 1:0 über den BVB

Doch bei aller konzentrierten Grundlagenarbeit, die er seiner Mannschaft auch in der neuerlichen Trainingswoche lobend attestierte, weiß Hasenhüttl nur zu gut, wie sehr eine Erfolgsserie eben zu den richtigen Zeitpunkten von auslösenden Dominomomenten mit abhängt. „Man hat in allen Spielen gesehen, wie eng sie waren, und es hätte durchaus das eine oder andere auch kippen können“, sagte der Österreicher. Seit dem „wenig prickelnden“ (Hasenhüttl) Pokalausscheiden bei Zweitligist Dynamo Dresden musste sein Team noch nicht wieder als Verlierer vom Platz; weder beim folgenden ersten Punktspiel in Hoffenheim, als Marcel Sabitzer einen Last-Minute-Punktgewinn sicherte, noch eine Woche darauf zur Bundesligaheimpremiere. Vielmehr erinnerte RB’s Cheftrainer erst dieser Tage wieder an jene „Initialzündung“, die vom - wiederum späten - Erfolgserlebnis diesmal über Vizemeister Borussia Dortmund (1:0, Naby Keita, 89.) ausgegangen war.

Allerdings so unerwartet beispielsweise der erste Heimsieg auch daherkam und so zweifelsfrei außergewöhnlich die nunmehr auf sieben Spiele angewachsene, überzeugende Serie ist, „ich sehe schon, wie viel mit dieser Truppe möglich ist“, gestand Hasenhüttl, der letzten Dienstag die ersten 100 Tage seiner neuen Stelle absolviert hatte. „Ich habe ja auch einen sehr frischen Vergleich“, fügte der Ex-Ingolstädter im Blick auf den letztjährigen souveränen Klassenerhalt mit dem FCI hinzu und unterstrich: „Wir haben jetzt hier noch größere Möglichkeiten.“ Nicht zuletzt der alles andere als alltägliche Klubbackground macht es den sportlichen Verantwortlichen möglich, mit dieser Vielzahl an so hoch veranlagten, teils europaweit begehrten Perspektivprofis die Bundesliga aufzumischen. Nach zuvor kolportierten vergeblichen Anläufen von Red Bull in Düsseldorf, beim FC St. Pauli und auch dem FC Sachsen Leipzig übernahm der 2009 in Eigenregie ins Leben gerufene Klub RB Leipzig die Oberliga-Lizenz des Vorortvereins SSV Markranstädt. Bis 2012 jedoch war er unter einigem Verschleiß an Führungspersonal, Trainern und Spielern nicht über die Regionalliga hinausgekommen.

Davie Selke hofft auf Startelf-Chance gegen Werder

Erst mit dem Antritt von Sportdirektor Ralf Rangnick und dessen Trainer-Verpflichtung Alexander Zorniger nahm die Entwicklung jenen Eilschritt auf, die im Mai dieses Jahres mit dem Erreichen der Bundesliga unter Rangnick in Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor vorerst ihren Höhepunkt erreichte. Dank zehn Toren in 30 Zweitliga-Partien trug Davie Selke einen wichtigen Anteil am Leipziger Aufstieg, nachdem der Junioren-Nationalspieler zuvor bekanntlich aus Bremen verpflichtet worden war. Naheliegend zählte der 21-jährige olympische Silbermedaillengewinner zu den begehrtesten Gesprächspartnern der letzten Tage. Doch erste Wahl in Hasenhüttls erfolgreicher 4-2-3-1-Formation sind momentan bevorzugt andere, nur 82 Minuten samt immerhin einem Jokertor sammelte Selke bisher. „Strafraumstürmer klassischer Prägung, wie Selke einer ist, braucht der Österreicher für sein Gegenpressing eigentlich nicht. Sondern Konterfußballer. Einen Sprinter wie Timo Werner. Und einen Zwischenraumschleicher, der die Balleroberungspässe annehmen, weiterleiten, verwerten kann. So einen wie Yussuf Poulsen“, meinte unlängst die Mitteldeutsche Zeitung.

Selke selbst möchte verständlicherweise „von der ersten Minute an spielen“, zitierte ihn die Leipziger Volkszeitung, „ich bin gut in Form, will zeigen, dass es ein Fehler war, mich draußen zu lassen.“ Auch wenn Ralph Hasenhüttl wenig ermutigend darlegte, dass Selke im Moment jemand sei, „der in der zweiten Reihe Gas gibt und dabei enorm wichtig für den Mannschaftserfolg“ sei, „werden auch wieder Spiele kommen, wo seine Fähigkeiten einen Ticken besser ins System passen und dann bekommt er auch die Chance zu spielen.“ Möglicherweise ist die aktuelle Verletzung von Flügelangreifer Marcel Sabitzer (Bänderriss im Sprunggelenk) ja genau die erhoffte Gelegenheit. Zwar bieten der etatmäßige Kapitän Dominik Kaiser und der schottische Neuzugang Oliver Burke positionsgetreuere Alternativen, aber genauso könnte Timo Werner nach außen rücken und Davie Selke dessen zentrale Angriffsposition einnehmen. Fraglos bleibt: wie kein Zweiter brennt der ehemalige Werder-Profi darauf, seinem aktuellen Klub gegen die früheren Kollegen zum alleinigen Startrekord eines Bundesliga-Aufsteigers zu verhelfen. Der 1. FC Kaiserslautern blieb 1997 ebenso sieben Mal in Serie unbezwungen, ehe die Pfälzer am 8. Spieltag mit 1:3 zuhause verloren – gegen Werder Bremen.

 
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