Heilsame Sachlichkeit

Anschwitzen - Der 1. FC Köln vor dem Spiel beim SVW

Geschäftsführer Jörg Schmadtke (r.) und Cheftrainer Peter Stöger haben den 1. FC Köln seit dem Wiederaufstieg 2014 zu einem etablierten Bundesligateam weiterentwickelt (Foto: Nordphoto).
Profis
Samstag, 17.12.2016 / 09:35 Uhr

von Maximilian Hendel

Es ist ja keineswegs so, dass es manchen Berichterstattern nicht zeitweilig noch in den Fingern jucken würde, um das in vergangenen Epochen doch immer mal fieberhaft zwischen cholerischem Jähzorn und himmelhochjauchzender Ekstase schwankende Umfeld am Geißbockheim auf seine früheren Reflexe hin zu überprüfen. Daher wurden am Rhein in dieser Woche vor dem Gastspiel des 1. FC Köln bei Werder Bremen am heutigen Samstag, 17.12.2016, um 15.30 Uhr im ausverkauften Weser-Stadion auch Fragen um ominöse 300 Minuten durchexerziert. So lange wartet Toptorjäger Anthony Modeste „schon“ auf einen Bundesligatreffer. Das sind umgerechnet immerhin gerade drei volle Partien plus Verlängerung, die sich im Fußball zuweilen aber halt wie eine halbe Ewigkeit anfühlen können.

„Wir lassen uns so wenig wie möglich von negativen oder positiven Stimmungen beeinflussen“, sagte Cheftrainer Peter Stöger unlängst dem Kölner Stadtanzeiger und schob gleichwohl die schelmische Pointe nach: „Soweit das in dieser Stadt möglich ist.“ Stöger und Geschäftsführer Jörg Schmadtke haben es in ihren bereits dreieinhalb Jahren im Amt noch mit jeder thematischen Mücke erfolgreich aufgenommen, die ansonsten gern voreilig zum properen Elefanten aufgeplustert worden wäre.

Stöger: „... soweit das in dieser Stadt möglich ist“

Wie gewohnt konnten die beiden sportlichen Verantwortlichen der Kölner in ihrer unbarmherzigen Souveränität und Gelassenheit zumindest einstweilen auch jene neuerliche kleine Debatte bereits im Keim eindämmen. „Warum sollen wir jetzt über einen Winter-Blues sprechen bei einem, der bisher zwölf Tore erzielt hat? Da verlangen wir dann Dinge, die nicht mehr darstellbar sind“, zügelte Schmadtke im Express die offenkundig hochgewachsenen Ansprüche der Öffentlichkeit an den französischen Angreifer. „Das ist ganz normal, wenn der Tony zwei Spiele nicht trifft. Ich sehe das relativ entspannt, weil es die Thematik bei jedem Verein gibt. Wenn Lewandowski oder Aubameyang nicht treffen, diskutiert man das genauso an“, wusste Stöger auf der Pressekonferenz des FC ebenfalls besonnen einzuordnen. Momentan sind diese beiden Kaliber zwar nun mal ein berechtigtes Vergleichsmaß für Modeste, der nicht nur für beinah zwei Drittel aller Kölner Tore (12/19) verantwortlich ist, sondern darüber hinaus zwischen den genannten Ausnahmekönnern des BVB (16) und FCB (11) auf Rang zwei der Schützenliste liegt.

Trotzdem führte der 50-jährige Cheftrainer entwaffnend nüchtern beide Basiskomponenten zusammen: „Wir sind im Defensivbereich davon abhängig, dass unsere zentralen Defensivspieler einen guten Job machen, genauso sind wir vorne abhängig davon, dass der Torjäger halt knipst.“ Seine in der Domstadt zwar nun nicht mehr ungewohnte, dennoch weiterhin heilsame Sachlichkeit prägt den so positiven sportlichen Weg der Mannschaft seit dem Antritt des ehemaligen österreichischen Nationalspielers im Juni 2013 beim damaligen Zweitligisten. Nach dem Wiederaufstieg in Stögers erster Saison etablierte sich der Klub in den zurückliegenden beiden Erstligajahren auf den Tabellenplätzen zwölf (40 Pkt.) und neun (43 Pkt.). Es kommt nicht von ungefähr, dass er der erste Trainer überhaupt nach Hennes Weisweilers erster Amtszeit (1948 bis 1952) sein könnte, der den Traditionsverein vier komplette Spielzeiten anführen würde. Die bisherige Hinrunde jedenfalls forcierte den Trend zur weiteren Stabilisierung, in vielen Aspekten beweist der FC sogar sein Potential für den nächsten Schritt.

Großes Verletzungspech am Geißbockheim

„Die Mannschaft ist sehr diszipliniert, verteidigt sehr kompakt und kann in ihrer Ausrichtung und Grundordnung sehr variabel auf den Gegner reagieren“, honorierte Werders Cheftrainer Alexander Nouri. Allerdings schlägt die gegenwärtige Ausfallmisere zahlreicher Stammkräfte doch viel erheblicher aufs Gemüt als Modestes überschaubare Durststrecke. Keeper Timo Horn (Meniskus-OP), Kapitän Matthias Lehmann (Innenbandteilabriss), Verteidiger Dominic Maroh (Aufbautraining nach Schlüsselbeinbruch) sowie die beiden Flügelspieler Leonardo Bittencourt (Bänderriss im Sprunggelenk) und zuletzt Marcel Risse (Kreuzbandriss) werden schmerzlich vermisst. In Bremen muss auch der jüngst zweifach in die Startelf gerückte 18-jährige Salih Özcan Gelb-Rot-gesperrt aussetzen. „Die Möglichkeit, dass ich mit meiner Aufstellung komplett falsch liege, wird immer geringer“, übermittelte der kicker Stögers galgenhumorige Reaktion unmittelbar nach dem erst kurz vor Abpfiff aus der Hand gegebenem Sieg gegen den BVB (1:1) am letzten Wochenende. Trotz der verlorenen Punkte war der Cheftrainer vom Auftritt angetan und sagte im Hinblick auf das Duell mit den Grün-Weißen: „Es waren immer ganz enge, ganz schwere Spiele. So wird es auch diesmal sein, eine total offene Partie.“

Allein „wenn wir das alles umsetzen können, was wir gegen Dortmund gezeigt haben, dann gibt’s auch Chancen, in Bremen zu gewinnen. Wir haben diese Präsenz gezeigt, waren sehr, sehr gut organisiert, haben es geschafft, dass eine spielstarke Mannschaft kaum zu Chancen kommt. Aubameyang hatte überhaupt keinen Abschluss. Aber die Jungs waren auch im Offensivspiel gut unterwegs. Das wollen wir wieder sehen“, präzisierte Peter Stöger über das Unentschieden, wodurch der FC mit nunmehr 23 Punkten Platz sieben behauptete. „Sie haben sich ihre gute Position in der Tabelle verdient“, bemerkte auch Werders Geschäftsführer Frank Baumann und betonte: „Die Kölner sind sehr unangenehm zu bespielen. Wir müssen um jeden Meter fighten, werden zudem eine gewisse Geduld brauchen und dürfen uns nicht zu sehr locken lassen, weil sie eben auch im Umschaltspiel ihre Qualitäten haben.“ Jedoch setzte es ihre drei bisherigen Saisonniederlagen (1:2 Hertha BSC, 0:1 Frankfurt, 0:4 Hoffenheim) allesamt auswärts. Das einzige eigene Tor dabei blieb Anthony Modeste vorbehalten.


 
Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.