Hoffnungsschimmer seit Hoffenheim

Anschwitzen - Der HSV vor dem 105. Nordderby gegen Werder

Cheftrainer Markus Gisdol klatscht mit Verteidiger Johan Djourou nach dem 2:2 bei 1899 Hoffenheim ab (Foto: Nordphoto).
Profis
Freitag, 25.11.2016 / 18:30 Uhr

von Maximilian Hendel

Auch wenn Markus Gisdol erst vor knapp zwei Monaten seine neue Arbeitsstelle hoch im Norden als Cheftrainer des Hamburger SV angetreten hat, von der Zeitlosigkeit des auf den 12. Bundesliga-Spieltag am Samstag, 26.11.2016, um 15.30 Uhr terminierten 105. Prestigederbys zwischen dem HSV und Werder Bremen brauchte der gebürtige Schwabe nicht überzeugt werden. Trotz der zweifellos gegenwärtigen sportlichen Misere, gegen die beide ewigen Rivalen anzukämpfen haben, bleibt das öffentliche Interesse ungebrochen, sind Dramaturgie und Emotionen vorangegangener Duelle zu präsent und ist die Vorfreude aller Beteiligten weiterhin zu groß.

„Natürlich haben beide Mannschaften schon deutlich bessere Zeiten erlebt und auf ganz hohem Niveau die Klingen gekreuzt, aber die Brisanz wird immer bleiben. Es gibt einfach Bundesligaspiele, die elektrisieren, und das ist eines dieser Spiele. Das Kribbeln kommt auch diesmal von ganz allein auf“, bemerkte der 47-Jährige auf der gestrigen Pressekonferenz der Elbstädter.

Training in Barsinghausen, Brief an die Fans

Die gab der Cheftrainer allerdings nicht wie gewohnt in den Katakomben des heimischen Volksparkstadions, sondern fast 200 Kilometer entfernt in der Sportschule Barsinghausen, wo die 'Rothosen' bis Freitagvormittag ein Kurztrainingslager aufgeschlagen hatten. „Es ist nicht die Ruhe, die es ausmacht, sondern das gemeinsame, enge Beisammensein. Es ist wie eine Art Blitzvorbereitung, die man normalerweise im Sommer hat“, begründete Gisdol den Weg hinaus in die niedersächsische Provinz, denn „wir wollen einfach mit der Mannschaft ein paar Tage zusammen sein, um Prozesse zu begleiten, Veränderungen zu verstärken und ihr Leitplanken und Hilfe geben, um als Team richtig zusammenzuwachsen.“ Ihr vollkommen misslungenes erstes Saisondrittel hat die Hamburger erneut bis tief in den Tabellenkeller gesogen, obwohl sie nach der sportlich größtenteils grundsoliden vergangenen Saison unter Bruno Labbadia eigentlich nunmehr ganz andere Ziele anvisieren wollten.

Jedoch musste Labbadia schon nach dem 5. Spieltag seinen Hut nehmen und wurde vom ehemaligen Hoffenheimer Gisdol beerbt. Unter keinem der beiden Cheftrainer hat der HSV bis dato einen Saisonsieg eingefahren, blieb zwischenzeitlich binnen dem dritten und neunten Spieltag sämtliche 630 Bundesligaminuten ohne eigenen Torerfolg und sammelte insgesamt bislang nur drei Zähler. Immerhin konnte sich das Team beim jüngsten 2:2-Punktgewinn am vergangenen Sonntag bei Gisdols noch ungeschlagenem Ex-Klub Hoffenheim ein verdientes wie dringend benötigtes kleines Erfolgserlebnis erarbeiten. „Wir sehen gerade sehr, sehr erfreuliche Prozesse innerhalb der Mannschaft vor sich gehen“, attestierte der positiv gestimmte Trainer. Darüber hinaus traten die Profis unter der Woche mit einem offenen Brief an ihre arg gebeutelten Anhänger in der Hoffnung heran, um insbesondere auch vor dem Nordderby mit ihnen einen gemeinsamen Schulterschluss für die angestrebte Aufholjagd herzustellen.

Gisdol: „Sehr erfreuliche Prozesse in der Mannschaft“

„Als wir nach dem Abpfiff in Richtung unseres Fanblocks gegangen sind, waren wir wirklich berührt. Für uns alle war das Spiel nach diesen ereignisreichen Wochen mit all den Vorkommnissen, den Veränderungen und den vielen Gesprächen unfassbar wichtig und wir haben dieser Drucksituation gemeinsam – ihr und wir zusammen! – standgehalten“, schrieb der Mannschaftsrat und ergänzte unter anderem: „Wir haben den Saisonstart verhauen und sind erst jetzt auf dem richtigen Weg, die Kurve zu kriegen. Da hilft es natürlich extrem, wenn man wie am Sonntag in Hoffenheim so brutal unterstützt wird. Dafür möchten wir uns hiermit noch einmal bedanken. Das war stark! Die mitgereisten HSV-Fans haben uns in jeden Zweikampf reingepusht und haben uns erst recht nach dem 1:2 extrem nach vorn geschrien. Keine Pfiffe, kein Niedermachen, sondern krasse Anfeuerungen.“ Gisdol war davon äußerst angetan: „Ich finde diese Botschaft sehr gut. Das zeigt, wie die Mannschaft mit der Situation umgeht und in den letzten Tagen gereift ist.“

Diesen Eindruck soll sie im Idealfall nun zum neuerlich besonderen Anlass des Nordderbys im Volksparkstadion bestätigen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit könnte dann die gleiche Startelf wie in Hoffenheim auflaufen. Denn diese zeigte sich nicht nur überaus zweikampffreudig (+55%) und beeindruckend laufstark (117 Km), sondern verfügt zudem – wie Werders Cheftrainer Alexander Nouri warnte – „über gefährliche, schnelle Außen, die du besonders in Umschaltmomenten kontrollieren musst.“ Gemeint waren allen voran die zwei Torschützen Filip Kostic und Nicolai Müller. „Wir sehen gute Möglichkeiten, gegen Bremen zum Erfolg zu kommen“, meinte Nouris Amtskollege Markus Gisdol dementsprechend selbstbewusst, wollte einen ultimativen Druck aber nicht zulassen. „Klar, es ist eine besondere Brisanz, doch weder ein Endspiel noch ein Schicksalsspiel“, betonte der HSV-Trainer, weil „alle Spiele bis Saisonende für uns unglaublich wichtig werden.“

 
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