Dárdai: „Sehr, sehr gefährlich“

Anschwitzen - Hertha BSC vor dem Gastspiel des SVW

Hertha BSC hat bereits 27 Punkte geholt und ist insbesondere zuhause noch verlustpunktfrei (Foto: Nordphoto).
Profis
Samstag, 10.12.2016 / 09:45 Uhr

von Maximilian Hendel

Je näher es Richtung Weihnachten geht und die Menschen so gern Jahresrückblicke verfolgen beziehungsweise im Fall der Bundesliga wenigstens nach einem Vorrundenresümee verlangen, desto häufiger wird derzeit Pál Dárdai ungewollt von einem zumindest kleinen Fluch der guten Taten verfolgt. Am liebsten schon jetzt, vier Spieltage vor dem eigentlichen Ende der Hinserie, soll der Ungar die Öffentlichkeit fachkundig über Berliner Europa- oder gar Champions-League-Ambitionen aufklären und zudem, ob er augenblicklich das beste Hertha-Team aller Zeiten anleite. Wie gern wohl hätte sich der Cheftrainer in diesen Momenten der vorgestrigen Spieltagspressekonferenz in die Scoutingsitzung zurückgewünscht, aus der er unmittelbar gekommen war.

Denn jene dabei analysierten Bremer treten am heutigen Samstag, 10.12.2016, um 18.30 Uhr zum 14. Spieltag bei Hertha BSC im Olympiastadion an, wo der gastgebende Bundesligadritte in den bisherigen sechs Heimpartien der Saison noch völlig verlustpunktfrei geblieben ist. Diesen Nimbus hat aktuell kein anderer Konkurrent mehr vorzuweisen. „Wir haben eine wunderschöne Serie, unser Ziel ist zu gewinnen“, lächelte Dárdai zwar. Aber der 40-Jährige wusste wohlweislich einzubringen, was sein Trainerstab und er zuvor auf den Videos erkannt hatten.

Forciertes Flügelspiel, effektiver Angriff

„Man sieht, dass Werder Fortschritte gemacht hat. Sie haben gute, schnelle Spieler und offensiv sehr gute Qualität, dazu machen sie gutes Mittelfeldpressing. Wir dürfen uns nicht auskontern lassen.“ Hingegen stellte sein Bremer Amtskollege Alexander Nouri klar, dass „die Tabelle für sich spricht. Wir fahren als Herausforderer hin und treffen auf eine Mannschaft, die sehr diszipliniert verteidigt, aus dieser Kompaktheit heraus sehr effektiv nach vorne agiert, das Flügelspiel forciert, um Zielspieler wie Kalou aber vor allem Ibisevic zu finden.“ Pál Dárdai allerdings wies die symbolische Bürde der Favoritenrolle, mit der die Alte Dame gerade in jüngster Zeit wiederholt hervorragend zurechtkam, in diesem Fall auffallend vehement zurück: „Diesmal möchte ich das nicht annehmen.“ So groß sich der gegenwärtige Punkteabstand zwischen beiden Kontrahenten auch darstellen mag und die Hauptstädter auf bestem Weg sind, zum ersten Mal überhaupt in ihrer Klubgeschichte bereits vor Weihnachten die 30 Punkte-Marke in der Bundesliga zu knacken, „das wird ein sehr, sehr gefährliches Spiel und viel Geduld erfordern. Nur wenn unsere Tagesform und Mentalität stimmen, können wir gewinnen.“

Zweifellos allerdings bleibt in diesen erfolgreichen Wochen nicht nur das Vertrauen in die eigenen Stärken, sondern genauso die zuletzt wieder gestiegene Auswahl im Kader. Einige Schlüsselakteure drängen zurück. Der zentraldefensive Mittelfeldspieler Per Skjelbred hat einen Muskelfaserriss auskuriert und steht ebenfalls bereit wie Außenbahnantreiber Mitchell Weiser (schon fünf Scorerpunkte), den seit Anfang November Oberschenkelprobleme außer Gefecht gesetzt hatten. Derweil Vladimir Darida nach seinem Außenbandriss im Sprunggelenk samt OP im September bei den zurückliegenden zwei Siegen gegen Mainz und in Wolfsburg jeweils bereits ab Mitte der zweiten Halbzeit Spielpraxis sammeln konnte. Einzig Stamm-Innenverteidiger John Anthony Brooks muss aufgrund von Achillessehnenbeschwerden sehr wahrscheinlich passen. Sowohl Niklas Stark als auch Fabian Lustenberger wären plausible Vertreter. „Ich mache mir da keine großen Sorgen“, versicherte Dárdai. Herthas Rekordbundesligaspieler (286 Einsätze zwischen 1997 und 2011), der die Mannschaft im Februar 2015 von Jos Luhukay übernommen hatte, sie vor dem drohenden Abstieg bewahrte und in der vergangenen Saison auf Rang sieben führte, besitzt vor Werders Gastspiel also vielfältige Optionen für die Startelf.

Ibisevic kehrt nach Gelb-Rot-Sperre zurück

Nichtsdestotrotz betonte er ausdrücklich die „neue Mischung und gesunde Atmosphäre“ innerhalb des Kaders und den „großen gegenseitigen Respekt zwischen den verschiedenen Spielertypen.“ Selbst der eigentlich zentrale Taktgeber Darida, „unser bester Spieler“, wie der ehemalige ungarische Nationaltrainer unterstrich, „akzeptiert seine aktuelle Rolle und sagt, ‚ja, ich muss warten’.“ Dennoch ist Daridas Rückkehr in die Anfangsformation gegen Werder durchaus möglich. Mit Sicherheit nicht warten muss dagegen der schon von Nouri als offensiver Fixpunkt ausgemachte Vedad Ibisevic, am letzten Wochenende in Wolfsburg noch Gelb-Rot gesperrt. Wiederum eine Woche zuvor hatte Herthas Kapitän mit einem Doppelpack den 2:1-Heimsieg über Mainz wegbereitet und dabei seinen insgesamt 100. Bundesligatreffer erzielt. Nur Stunden später verkündete Geschäftsführer Sport Michael Preetz auf der Mitgliederversammlung die Vertragsverlängerung des Bosniers bis 2019.

„Es gibt keinen Spieler bei uns, der nicht gerne international spielen würde. Aber das ist ein hartes Stück Arbeit. Wir wissen, wie schnell es auch in die andere Richtung gehen kann“, wurde Ibisevic vor wenigen Tagen im Berliner Kurier zitiert. Sein Trainer wusste auf der Pressekonferenz zu ergänzen: „Unser Fleiß und disziplinierte Arbeit sind belohnt worden, doch wir sind noch in der Sammelphase. Die Rückrunde entscheidet dann, wie man mit dem Erfolgsdruck klarkommt.“ In der letzten Spielzeit starteten die Berliner ebenfalls vom Bronzerang ins neue Jahr und rutschten bis Saisonende noch vier Plätze ab. Und diesmal, Pál Dárdai? „Wir können es uns nicht leisten, jetzt schon zu sagen, wir sind eine Top-Mannschaft. Ich beschäftige mich mit Werder Bremen, danach mit Leipzig und mit Darmstadt, dann mit meinem Weihnachtsbaum, dann der Silvesterparty, dann der Vorbereitung. Wir sind nicht dieser große Verein, aber natürlich wollen wir gerne da mitspielen.“ Er meinte international.

 
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