Endlich in Fahrt gekommen

Anschwitzen - Der FC Ingolstadt vor dem Gastspiel im Weser-Stadion

Über sieben Monate hatte es gedauert, ehe der FCI in Darmstadt den ersten Bundesliga-Sieg seit Langem bejubeln durfte (Foto: Nordphoto).
Profis
Samstag, 03.12.2016 / 10:05 Uhr

von Maximilian Hendel

Wenn den Spielern und Verantwortlichen beim FC Ingolstadt die Chance ermöglicht worden wäre, ein ganz persönliches Unwort des Jahres zu küren, mit einiger Wahrscheinlichkeit hätte es einen recht konkurrenzlosen Anwärter gegeben. Spieltag um Spieltag verging, doch immer wieder wurden die ‚Schanzer’ vor dem jeweils nächsten Bundesliga-Wochenende landauf landab von allen möglichen Redaktionen an die neuerliche Erwartung nach dem „Befreiungsschlag“ erinnert. Als hätten sie es nicht selbst gewusst. Doch es brauchte erst die Reise vor zwei Wochen nach Darmstadt, ehe dank eines 1:0-Erfolges diese Sehnsucht endlich in Erfüllung gehen konnte.

Weil die Ingolstädter gleich im Anschluss eine äußerst couragierte, überzeugende Heimleistung folgen ließen, von der einzig aufgrund wiederholt unglücklichen Aluminium-Kalamitäten beim Torabschluss bloß ein 1:1 gegen Wolfsburg übrig blieb, kommt der Tabellenvorletzte am heutigen Samstag, 03.12.2016, um 15.30 Uhr mit weiterhin frischer Zuversicht ins Weser-Stadion. Erheblichen Anteil an diesem „Rückendwind“ (O-Ton Alexander Nouri) trägt Maik Walpurgis, der neue Mann auf der Trainerbank.

Walpurgis: „Alle wollen Geschichte neu schreiben“

„Alle im Verein wollen die Geschichte neu schreiben und als erste Mannschaft mit zwei Punkten nach den ersten zehn Spielen den Klassenerhalt schaffen“, verkündete der 43-Jährige bereits vorletzte Woche im kicker und schloss voller Optimismus: „Ich sehe keinen Grund, warum wir es nicht schaffen sollten.“ Immerhin vier weitere Punkte sind binnen nur 180 Bundesliga-Minuten schon mal dazugekommen. Als „phantastische Truppe mit viel Charakter, Herz, aber auch individueller Klasse“, lobte er auch gestern noch einmal sein Team vor der Kamera des vereinseigenen FCI.TV. Zur Überraschung vieler hatte Sportchef Thomas Linke den gebürtigen Herforder, der bis dato auch bei Zweitligist Arminia Bielefeld ganz oben auf der Liste stand, kaum eine Woche vor dem angesprochenen Auswärtsspiel in Darmstadt präsentiert. „Wir hatten zu Beginn 30, 40, 50 Namen auf der Liste, aber es gab keinen Favoriten. Wir waren für alles offen. Man konnte das in unserer Situation nicht richtig abschätzen“, blickte Linke unlängst im Donaukurier auf die Trainerfindung zurück.

„Für uns ging es in erster Linie darum, überhaupt jemanden zu finden, der von dem überzeugt ist, was wir in den vergangenen Jahren hier angestellt haben. Und der den absoluten Glauben daran hat, das Ziel Klassenerhalt zu schaffen. Maik war in diesen Gesprächen am überzeugendsten.“ Zum ersten Mal überregionale Aufmerksamkeit erregte ein Walpurgis-Team vor über dreieinhalb Jahre in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga, als sich die Sportfreunde Lotte unter seiner Leitung erst in der dramatischen Verlängerung dem haushohen Favoriten RB Leipzig beugen mussten. Danach war er bis zu seiner Entlassung im Spätsommer 2015 für etwas mehr als zwei Jahre bei Drittligist VfL Osnabrück engagiert. Walpurgis’ Vorgänger in Ingolstadt Markus Kauczinski, der erst im letzten Sommer Trainer der 'Schanzer' geworden war, hatte es Anfang November nach einer bitteren 0:2-Heimniederlage gegen den FC Augsburg den Job gekostet, dass die Mannschaft mit ihm zum zehnten Mal in Serie ohne Bundesliga-Sieg blieb.

Zurück zum alten Spielansatz

Saisonübergreifend musste Ingolstadt gar seit Anfang April darauf warten. Unmittelbar nach dem damaligen 1:0-Erfolg über Borussia Mönchengladbach waren die Wechselambitionen des Aufstiegstrainers Ralph Hasenhüttl an die Öffentlichkeit geraten. Zwar hatte Ralf Rangnick im Jahr zuvor noch vergeblich heftig um Hasenhüttl geworben, diesmal jedoch sollte Thomas Linke letztendlich erfolglos um den Österreicher kämpfen, ehe dieser von RB Leipzig ausgelöst wurde. Ähnlich unbelohnt blieben danach Kauczinskis Mühen, den FCI-Stil nach seinem Gusto zu modellieren, flexibler zu werden, mehr Ballbesitz zu wagen. Das Vorhaben von Walpurgis dagegen tendiert wieder deutlich zu jenem Ansatz, an dem sich in der Vorsaison lange Zeit so viele Kontrahenten umsonst aufrieben. „Wir treffen auf eine Mannschaft, die ein sehr gut abgestimmtes Pressing hat. Sie besitzt eine sehr laufstarke Angriffsreihe, schiebt dazu aus dem Mittelfeld vor, um den Gegner in dessen Hälfte unter Druck zu setzen“, schilderte Werders Cheftrainer Alexander Nouri und ergänzte: „Sie selbst spielen viele lange Bälle und sind dann bevorzugt auf den zweiten Ball ausgerichtet.“

„Ingolstadt ist nach dem Trainerwechsel in Fahrt gekommen. Uns muss klar sein, dass wir es mit einer anderen Mannschaft als noch vor vier Wochen zu tun bekommen“, unterstrich auch Werders Aufsichtsratsvorsitzender Marco Bode vor wenigen Tagen bei WERDER.TV. Bleibt nur noch die Frage offen, welche erste Elf Maik Walpurgis im Weser-Stadion aufbietet. Einerseits betonte der Trainer, angesichts der jüngsten Leistungen wenige Gründe für Umstellungen innerhalb seines 4-2-3-1-Systems zu haben. Andererseits, gestand Walpurgis, „kommt man ins Überlegen, den ein oder anderen wieder einzubauen“, weil zuletzt unpässliche etablierte Kräfte wie Tobias Levels hinten rechts oder Angreifer Dario Lezcano bereitstehen. Oder für das zentraldefensive Mittelfeld Max Christiansen und Alfredo Morales „richtig mit den Hufen scharren“. So oder so, „wir haben zwei gute Wochen hinter uns und natürlich vor, in Bremen genauso weiterzumachen.“ Dass sich die hier heimischen Grün-Weißen ihrerseits seit ein paar Wochen schon mit einem eigenen kleinen Befreiungsschlag anfreunden würden, ist allerdings auch kein Geheimnis.

 
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