Die ‚Lilien’ brauchen den nächsten Hoffnungsschimmer

Anschwitzen - Darmstadt 98 vor dem Gastspiel im Weser-Stadion

Szene aus dem Hinspiel: Darmstadts Kapitän Aytac Sulu klärt vor Werders Fin Bartels (Foto: Nordphoto).
Profis
Freitag, 03.03.2017 / 17:45 Uhr

von Maximilian Hendel

Genau diese kleine Sensation hatten sie gebraucht. Als es am wenigsten von ihnen erwartet wurde, kaum jemand auch nur einen Cent auf sie gab, schlug Darmstadt 98 daheim Vizemeister und Champions-League-Achtelfinalist Borussia Dortmund. „Das beste Spiel seit ich hier bin“, unterstrich der ehemalige Bremer Peter Niemeyer dieser Tage noch einmal im Darmstädter Echo. Allerdings scheint jener Moment von lediglich kurzer Dauer gewesen zu sein. Drei Wochen nach der furiosen Partie am Böllenfalltor benötigen die ‚Lilien’ am morgigen Samstag, 04.03.2017, um 15.30 Uhr beim anstehenden Aufeinandertreffen des 23. Spieltages mit Werder Bremen im Weser-Stadion dringender denn je den nächsten Hoffnungsschimmer.

Andernfalls droht ihnen eine immer unlösbarer erscheinende Tabellenkonstellation. War nach dem Erfolg gegen den BVB der Rückstand zum Relegationsrang auf auch kurzfristig machbare vier Punkte geschrumpft, sind durch das darauffolgende 0:2 in Hoffenheim und die jüngst allzu bittere 1:2-Heimniederlage nach eigenem Führungstor von Marcel Heller letzten Samstag gegen Augsburg daraus gleich wieder acht Zähler geworden. Vor allem die sichtbar gehemmte Leistung der Vorwoche offenbarte, wie die sportliche Ausgangslage selbst an den in der Vorsaison so beeindruckend erprobten Abstiegskämpfern nagt. „Der Druck ist mental schon groß, wenn man mit dem Gefühl ins Spiel geht, man muss gewinnen, sonst passiert das und das“, haderte Kapitän Aytac Sulu.

Frings: „... auch wenn die Situation beschissen ist“

„Ich möchte von den Jungs einfach nur, dass sie hier jeden Tag mit Spaß und Freude herkommen; auch wenn die Situation total beschissen ist, darüber brauchen wir nicht reden.“ Das sagte Darmstadts Cheftrainer Torsten Frings in der ihm unverkennbaren Deutlichkeit auf der gestrigen Pressekonferenz. Derweil durchforsten die externen Beobachter bereits die üblichen Archive nach belastenden Statistiken und vermeintlichen Wahrscheinlichkeiten. „Mit solch einer Ausgangsposition zu diesem Zeitpunkt einer Saison gelang in 53 Jahren Bundesliga-Geschichte noch keinem Verein der Klassenerhalt“, notierte die Süddeutsche Zeitung. Den auswärts noch komplett punktlosen Hessen bleibt nicht mehr viel übrig, als endlich konstante Punktgewinne einzufahren. „Ich weiß, das ist eine Floskel, aber wir spielen, um zu gewinnen“, ergänzte Frings vor der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte.

Unmittelbar nach den Weihnachtsfeiertagen hatte Werders ehemaliger Kapitän und späterer Co-Trainer sein erstes Amt in alleiniger Gesamtverantwortung angetreten. Zuvor war Darmstadt 98 unter Norbert Meier und dessen kurzfristigen Interimsnachfolger Ramon Berndroth in eine sich immer weiter verselbstständigende Negativspirale geraten, die Ende Oktober mit der DFB-Pokal-Pleite bei Viertligist Astoria Walldorf begann und acht weitere Bundesliga-Niederlagen in Serie nach sich zog. Bei Torsten Frings „spüren wir das ‚berühmte Feuer’“, hob SVD-Präsident Rüdiger Fritsch im Zuge der Präsentation des 79-fachen Nationalspielers hervor. Man habe sich ganz bewusst für diesen Weg mit ihm entschieden, denn „er verbindet Wille, Leidenschaft und Kampfkraft, genau jene Tugenden, die uns ausmachen.“ Mit dem ehemaligen Schalker Sidney Sam, dem in Bremen geborenen Angriffstank Terrence Boyd (RB Leipzig) und nicht zuletzt Mittelfeldroutinier Hamit Altintop (Galatasaray Istanbul) legte der Tabellenletzte während der Winterpause auch im Kader noch einmal nach.

Muskelbündelriss bei Stammtorwart Esser

Trotz erst vier Punkten aus sechs Pflichtspielen im Jahr 2017 ließ Peter Niemeyer, der nach abgesessener Gelbsperre gegen seinen früheren Klub wahrscheinlich mit Aytac Sulu die Innenverteidigung der Gäste bilden wird, im bereits angerissenen Bericht des Darmstädter Echos keinen Zweifel an elementaren Fortschritten unter dem neuen Cheftrainer: „Der Blick auf die Tabelle ist schon frustrierend. Aber deswegen werden wir nicht die weiße Fahne hissen. Es hat eine wahnsinnige Entwicklung stattgefunden, wir spielen deutlich besser als in der Hinrunde, sind auf dem richtigen Weg, auch wenn das nur ein kleiner Strohhalm ist, an dem wir uns festhalten können.“ Werders Cheftrainer Alexander Nouri sekundierte: „Torsten hat da was bewegt, mit seinen Emotionen erreicht er die Mannschaft.“ Gleichwohl ist Defensivstütze Niemeyer bewusst, dass den ‚Lilien’ die Zeit davonlaufe, „Argumente liefert man nur mit Punkten.

Jedoch mussten die Gäste am Freitagvormittag eine schmerzliche personelle Hiobsbotschaft verkünden. Stammtorwart Michael Esser erlitt im Donnerstagstraining einen Muskelbündelriss im rechten Oberschenkel. Für ihn bestreitet Daniel Heuer Fernandes sein zweites Bundesligaspiel. Das Debüt gab der 24-Jährige beim 2:2-Hinspiel gegen Werder, nachdem sich Esser damals beim zwischenzeitlichen 1:1 von Lamine Sané an der Schulter verletzt hatte. Zudem wackelt der Einsatz von Offensivspieler Jan Rosenthal. Immerhin sieht es für Sam und Altintop nach einem Einsatz aus, wie Rosenthal laborierten sie zuletzt an Oberschenkelproblemen. Dennoch sind die Grün-Weißen nicht nur aufgrund der dürftigen eigenen Bilanz gegen den SVD allemal gewarnt. In den drei Duellen mit dem morgigen Kontrahenten seit dessen Wiederaufstieg 2015 konnte Werder keinen Sieg und nur zwei Unentschieden landen. Auch daher verlieh Alexander Nouri seinen vorausschauenden Worten zum kommenden Gegner entsprechenden Nachdruck: „Darmstadt spielt sehr körperbetont und agiert kompakt. Es ist ein aggressiver Gegner, der über Zweikämpfe ins Spiel findet und bei Konter- und Standardsituationen sehr gefährlich ist.“

 
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