Adrenalin im Überfluss

Anschwitzen – der BVB vor dem Saisonfinale gegen Werder

Marco Reus, hier im Zweikampf mit Robert Bauer, ist nach einigem Verletzungspech wieder auf dem Weg zur Topform (Foto: Nordphoto).
Profis
Freitag, 19.05.2017 / 18:05 Uhr

von Maximilian Hendel

„Oftmals ist es im Zentrum des Sturms am ruhigsten“, wurde Thomas Tuchel am vergangenen Wochenende im Rahmen des Dortmunder Auswärtsspiels in Augsburg nicht müde zu wiederholen. „Für uns haben wir da eine Oase, in der wir trainieren, in Ruhe sprechen und uns top vorbereiten können“, ergänzte Borussia Dortmunds Cheftrainer noch. An jenem Ort im östlichen Stadtteil Brackel, der früher britisches Militärgelände war und wo heute das im Grünen eingebettete Klubtrainingsgelände am Hohenbuschei liegt, hat das Bundesligateam des BVB auch in dieser Woche wieder der gegenwärtig übergroßen medialen Anteilnahme zu trotzen versucht. Zur Pressekonferenz am heutigen Freitagmittag musste Tuchel dann auch nur eine Nachfrage zu seiner womöglich ungewissen Zukunft parieren und tat dies mit charmantem Lächeln: Es sei „extrem sinnvoll, nichts dazu zu sagen.“

Umso mehr stand die kurzfristige sportliche Perspektive auf dem Plan. Auf „zwei besondere Spiele mit einem besonderen Knistern in der Luft“ blickte der 43-jährige Fußballlehrer voller Vorfreude über die kommenden sieben Tage. Zunächst treffen sich die Schwarz-Gelben mit Werder Bremen zum letzten Punktspiel der laufenden Bundesliga am morgigen Samstag, 20.05.2017, um 15.30 Uhr im heimischen Signal Iduna Park, ehe am Wochenende darauf das DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt wartet.

Tuchel: „Blende das alles komplett aus“

Alles Belastende, Ablenkende und dabei noch Auszuhandelnde aus ihrer bewegten jüngsten Vergangenheit haben die Dortmunder Klubverantwortlichen und ihr Cheftrainer einstweilen auf das nahende Saisonende verschoben. „Natürlich blende ich das alles komplett aus“, versicherte Thomas Tuchel, der im Sommer 2015 im Ruhrpott angeheuert hatte. Zu wichtig sind allein schon die 90 abschließenden Bundesligaminuten, in denen sich seine Mannschaft die direkte Qualifikation für die Champions League nicht noch streitig machen lassen möchte. Aktuell liegt sie auf dem dafür nötigen dritten Platz, dank eines um vier Treffer besseren Torverhältnisses vor den punktgleichen Hoffenheimern. „Wir freuen uns sehr auf morgen, auf die Atmosphäre. Es wird sehr wichtig, dass wir darin eintauchen und uns davon tragen lassen. Es gibt Adrenalin- und Endorphinauschüttung im Überfluss. Das macht süchtig und wird auf jeden fall ein außergewöhnliches Erlebnis, völlig losgelöst, was mit mir ist“, betonte Thomas Tuchel im Wissen darum, dass mehr als 70.000 BVB-Fans unter den über 80.000 Zuschauern im Stadion dazu beitragen wollen.

Dennoch warnte er trotz aller guten Vorzeichen eindringlich vor der „komplizierten“ Aufgabe, „wir haben eine extrem starke Rückrundemannschaft zu Gast, die es erstmal zu schlagen gilt.“ Für Tuchel haben die Grün-Weißen „ein bisschen zu dem alten Werder Bremen zurückgefunden“, das er mit offensiver Ausrichtung, großer Spielstärke und Effektivität im Torabschluss assoziierte. Zu einigen dieser Eindrücke wird der Fußballlehrer bereits Ende Januar aus nächster Nähe gekommen sein, als der amtierende Vizemeister beim Hinspiel im Weser-Stadion trotz mehr als einer Halbzeit lang in Überzahl (Jaroslav Drobny war Minuten vor dem Pausepfiff nach einer Notbremse vom Platz geflogen) nur mit einem denkbar knappen 2:1-Auswärtserfolg davon gekommen war. Man müsse morgen, „wenn wir hoffentlich viel und mutig angreifen, die Antennen auch immer für die Defensive draußen haben, den Gegner keine Sekunde aus den Augen lassen und für ihre vordersten Spieler keine Sekunde Räume frei geben. Wir brauche eine gute Balance und eine hohe, hohe Wachsamkeit für das Verteidigen.“

Julian Weigls Ausfall im zentralen Mittelfeld wiegt schwer

Diese Grundprämisse ist den in der Kaderbreite mehrheitlich hochbegabten Dortmundern in dieser auch sportlich keineswegs komplikationslosen Spielzeit nicht durchweg konstant gelungen. Der spätere Titelverteidiger FC Bayern war ihnen bereits vor Weihnachten um zwölf Punkte enteilt, auch Aufsteiger Leipzig ließ sich nicht mehr einholen. „Wir haben sie natürlich analysiert und danach geschaut, welche Räume sich ergeben und wo man sie nutzen könnte“, bemerkte Werders Cheftrainer Alexander, doch nur wenn „einfach alles bei uns zusammenkommt und passt, dann wird da auch was möglich sein.“ Denn „egal, welches Element des Spiels man herausnimmt, ich kann eigentlich alle Attribute einer Spitzenmannschaft aufzählen, die Dortmund in sich vereint.“ Darüber hinaus hat der BVB seit April 2015 kein Bundesliga-Heimspiel mehr verloren.

Nicht zuletzt werden sich die Bremer mit einer der spektakulärsten Offensiven der Liga messen, die sowohl aus großartiger individueller Klasse als auch herausragender taktischer Variabilität schöpft. Ganze 31 Einsätze benötigte etwa Pierre-Emerick Aubameyang für seine bislang 29 Saisontore. Dem beängstigend frühreifen Ousman Dembelé, der am Montag seinen 20. Geburtstag feierte, gelangen in den 47 Pflichtspielen seiner Dortmunder Premierensaison neben neun eigenen Treffern 20 Assists. Auch der immer wieder von Verletzungen geplagte Marco Reus nähert sich seit Wochen stetig seiner Bestform. Ebenso stehen Shinji Kagawa oder Christian Pulisic bereit. Allerdings wiegt der Verlust von Julian Weigl (Bruch des Sprunggelenks in Augsburg) schwer. Der 21-jährige Jungnationalspieler ist das zweifellose Metronom im zentralen Mittelfeld, der die vom Cheftrainer gebetsmühlenartig angemahnte Balance zwischen Defensive und Angriff verantwortet. Nuri Sahin wäre ein „prädestinierte Option“, diese Rolle gegen den SVW auszufüllen. Ebenso könnte unter der Woche jedoch angeschlagene Matthias Ginter einspringen. Außerdem stehen hinter dem Einsatz der beiden möglichen rechten Außenverteidiger Lukasz Piszcek (Adduktoren) und Erik Durm (Wirbel eingeklemmt) wohl noch Fragezeichen.

 
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