Ausstrahlung und Charakterstärke

Felix Wiedwald im Porträt - Teil II

Ob Trainingsspielchen oder Duell um den Klassenerhalt: Felix Wiedwald will immer siegen (Foto: nordphoto).
Profis
Dienstag, 29.03.2016 / 18:26 Uhr

Von Martin Lange

Bremen - Duisburg - Frankfurt - und wieder Werder. Wiedwalds Weg ins Bundesliga-Team der Grün-Weißen ist geprägt von zwei lehrreichen Abstechern an Ruhr und Main. Seit dem Sommer ist der Werderaner aus Thedinghausen aber zurück in seiner Heimat und Stammkeeper bei seinem Herzensverein. Im zweiten und letzten Teil seines ausführlichen Portraits blickt WERDER.DE auf die Jahre beim MSV, das Wiedersehen mit Thomas Schaaf in Frankfurt und die bis dato letzte Epoche seiner Karriere: die Wiederkehr an die Weser.

Im Februar 2010 unterschrieb Felix Wiedwald seinen ersten Profivertrag beim SV Werder. Die Nummer eins damals: Tim Wiese. Die Nummer zwei: Christian Vander. Als Quartett gemeinsam mit Sebastian Mielitz ging es in das Spieljahr darauf, in dem Mielitz im Gegensatz zu Wiedwald bereits erste Bundesliga-Einsätze für sich verbuchen konnte. Wiedwalds damaliger Kollege Christian Vander, heute Torwart-Trainer im Team von Chefcoach Viktor Skripnik, erinnert sich: „Felix war ein junger Kerl, vielleicht nicht das Riesentalent. Aber man konnte bereits erkennen, dass er sehr schnell dazulernt. Auch seine Ausstrahlung im Tor und seine Charakterstärke waren schon damals sehr auffällig.“

Über die zweite Liga zum Bundesliga-Debüt

Dennoch schaffte Wiedwald bei Werder noch nicht den Sprung in die Bundesliga. Dass Sebastian Mielitz damals zunächst zur Nummer zwei hinter Tim Wiese wurde und 2012 nach dessen Weggang schließlich sogar die Nummer eins, hat keine Bitterkeit beim heutigen Werder-Keeper hinterlassen: „Wir haben uns immer gut verstanden. ‚Miele‘ hat gute Leistungen gezeigt und sich das Vertrauen in ihn verdient.“ Gleichwohl war Wiedwald damals klar, dass nicht auf ihn gesetzt wurde: „Ich hätte weiter in der 3. Liga spielen können. Aber ich wusste: Wenn ich mich weiterentwickeln will, muss ich mein Glück bei einem anderen Club suchen.“ Zweitligist MSV Duisburg mit Ex-Werder-Torhüter Oliver Reck als Torwart-Trainer verpflichtete Wiedwald. Seinen Club im Jahr 2011 nach so vielen Jahren zu verlassen, war dennoch die bis dahin schwerste Entscheidung für Wiedwald. „Wir sind damals im Guten auseinandergegangen, aber ich musste hier viel aufgeben“, sagt Wiedwald heute. Es war erneut eine wichtige Weichenstellung...

Der MSV startete durchwachsen in die Saison, Trainer Milan Sasic musste gehen, Oliver Reck wurde zum Cheftrainer befördert. Und es dauerte nicht lange, bis er Wiedwald das Vertrauen schenkte. Am 18. November 2011 feierte dieser sein Zweitliga-Debüt, blieb ohne Gegentreffer und hatte mit dem 3:0-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig einen perfekten Einstand: „Besser hätte es nicht laufen können. Ich wurde im Abstiegskampf ins kalte Wasser geworfen, konnte mich dadurch aber super weiterentwickeln.“ 20 Einsätzen in der ersten Zweitliga-Saison folgten 27 in der zweiten, ehe die Zeit in Duisburg schließlich ein unerfreuliches Ende nahm. „Ich hätte gerne noch ein drittes Jahr dort gespielt, dann wäre mein Vertrag ausgelaufen“, so Wiedwald. Die Mannschaft hatte im Juni 2013 auch schon wieder das Training aufgenommen, als dem Club die Lizenz für die 2. Bundesliga entzogen wurde.

Felix ist erfolgsbesessen. Er hat die kleinen Macken, die eine echte Torhüter-Persönlichkeit haben sollte.
Christian Vander über Felix Wiedwald

Die meisten Erst- und Zweitligisten hatten ihre Saison-Planungen damals bereits abgeschlossen, doch dann kam die Anfrage von Eintracht Frankfurt. Eine reizvolle Chance: „Sie hatten sich für die Europa League qualifiziert. Ich habe mir daher durchaus ausgerechnet, ein paar Einsätze zu bekommen“, sagt Wiedwald. Also wechselte er 2013 von der Ruhr an den Main. 

Dem ersten Bundesliga-Einsatz beim Gastspiel in München, bei dem Wiedwald eine knappe Viertelstunde vor Schluss für den verletzten Kevin Trapp eingewechselte wurde, folgten in der darauffolgenden Saison zehn weitere. 

Und das ausgerechnet unter Thomas Schaaf, der das Traineramt bei der Eintracht im Sommer 2014 übernommen hatte. „Ich brauchte etwas weniger Zeit, um mich an das neue Trainer-Team zu gewöhnen“, schmunzelt Felix Wiedwald noch heute über die Begegnung der beiden Ur-Werderaner mehrere hundert Kilometer von Bremen entfernt. Sein letzter Einsatz im Eintracht-Trikot war schließlich ausgerechnet das 5:2 am 07.12.2014 gegen den SV Werder. Noch schwieriger als für Wiedwald war dieses besondere Duell für Familie und Freunde: „Schließlich sind fast alle Werder-Fans. Aber an dem Tag haben sie natürlich mir die Daumen gedrückt und mich unterstützt.“

Unmittelbar nach diesem wichtigen Erfolg mit seinem Team dann der Schock: „Es ging schon beim Werder-Spiel los. Nach jeder Aktion brauchte ich mehr Erholung als sonst, dachte, dass ich eine Mandelentzündung kriege, da alles geschwollen war.“ Die Diagnose jedoch: Pfeiffersches Drüsenfieber, von dem sich Wiedwald glücklicherweise schnell wieder erholte.

"Alle begeistert von der Idee, Felix wieder zu Werder zu holen"

Die Rückkehr nach Bremen im Sommer 2015 war unterdessen – zumindest in den Gedanken aller Beteiligten – schon früh fix. „Wir waren alle begeistert von der Idee, Felix wieder zu Werder zu holen“, erinnert sich Christian Vander, der den Kontakt zu Wiedwald stets gehalten hatte und sich seiner Vorzüge immer bewusst war: „Felix ist erfolgsbesessen. Er hat die kleinen Macken, die eine echte Torhüter-Persönlichkeit haben sollte, will zum Beispiel jedes Spiel im Training unbedingt gewinnen. Felix ist ein Wettkampf-Typ, das gefällt mir am besten an ihm. Er will sich immer weiterentwickeln und bringt ganz viele Tugenden mit, die nötig sind, um die große Verantwortung in einem Bundesliga-Tor zu übernehmen.“ Viel Lob für den 25-Jährigen, also schiebt Vander sofort nach: „Natürlich wollen wir mit Felix nicht auf seinem aktuellen Leistungsstand stehenbleiben.“ Schließlich sei es sein erstes Jahr als Nummer eins in der ersten Liga – Rückschläge nicht ausgeschlossen.

Mit der Rückkehr in die Heimat wurde für Felix Wiedwald auch das private Glück endgültig perfekt. Freundin Kim hatte er bereits als 17-Jähriger kennengelernt. Sie begleitete ihn nach Duisburg und später auch nach Frankfurt. Alles andere als eine Selbstverständlichkeit: „Sie hat ihr eigenes Leben und wollte sich auch etwas aufbauen. Da war es für sie nicht leicht, durch meine Wechsel auch immer den Ort zu wechseln“, weiß Wiedwald. „Klar, dass sie damals nicht weg wollte. Aber heute ist auch sie froh über die vielen neuen Erfahrungen.“ Die Rückkehr sorgt dennoch für ganz besondere Glücksgefühle. Und die gipfelten schließlich in der Hochzeit der beiden am 22. Dezember des vergangenen Jahres auf Schloss Etelsen bei Bremen, nur einen Steinwurf von dem Ort entfernt, an dem Felix Wiedwald aufwuchs und seine ersten sportlichen Schritte gemacht hatte.

„Werder Bremen bedeutet mir sehr, sehr viel“, macht Felix Wiedwald unmissverständlich deutlich und lacht: „Ich denke, dass ich immer noch ein bisschen mehr Druck habe als andere Spieler. Denn mein gesamtes Umfeld leidet bei Niederlagen oder wenn es dem Verein nicht so gut geht mit. Schließlich sind alle Werder-Fans. Und ich stehe auch bei ihnen in der Pflicht, meinen Teil zum Werder-Erfolg beizutragen.“ Dass er von den Anhängern als wichtige Identifikationsfigur geschätzt wird, erfüllt Wiedwald mit Stolz und ist für ihn ein weiterer Ansporn: „Als ich zurückkam, habe ich die Euphorie der Fans gespürt. Es ist schön, dass sie sich darüber freuen, wenn jemand wie ich, der schon in der Jugend hier war, so zum Verein steht.“ Deshalb ist für den sympathischen Werder-Keeper klar: „Ich möchte mich weiter entwickeln, wir wollen uns als Mannschaft weiter entwickeln. Denn nicht nur wir, sondern auch die Fans erwarten, dass wir in den nächsten nicht immer nur gegen den Abstieg spielen.“ 

Im ersten Teil des WERDER.DE-Portraits, das es hier noch einmal zum Nachlesen gibt, geht es um Wiedwalds Anfänge bei den Grün-Weißen, die Entscheidung zwischen Hand- und Fußball sowie einen plötzlichen Wachstumsschub und seine Folgen.

 
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