Das Für und Wider des Fußballerlebens

Gerhard Tremmel kennt die Vor- und Nachteile des Fußballerlebens - vor allem bei Transfers (Foto: WERDER.DE).
Profis
Samstag, 28.05.2016 / 19:26 Uhr

Von Dominik Kupilas

Die Saison 2015/2016 ist Geschichte. Die Spieler haben sich in die Sommerpause oder zu ihren Nationalteams verabschiedet und in der Bundesliga ruht der Ball in den kommenden Wochen. Unruhig wird es dagegen auf dem Transfermarkt. Die Wochen zwischen den Spielzeiten sind als Hochphase für Agenten und Kaderplaner bekannt. Eine Situation, die für Vereine herausfordernd und für die gehandelten Spieler mitunter schwierig ist. 

Einer, der sich mit Vereinswechseln bestens auskennt, ist Gerhard Tremmel. In der Jugend zog es den talentierten Keeper von 1860 München nach Unterhaching, in seiner Profi-Karriere wurde Tremmel von der SpVgg über Hannover, Berlin, Cottbus und Salzburg bis nach Swansea transferiert. Noch bis Ende Juni ist der mittlerweile 37-Jährige noch an den SV Werder ausgeliehen. Tremmel hat schon so einiges gesehen und erlebt im Fußball-Geschäft.

„Natürlich finde ich, dass wir als Fußballer sehr privilegiert sind“, beginnt Tremmel deshalb sein Statement in ruhigem Ton. „Aber“, fügt er im Gespräch mit WERDER.DE umgehend an, „ein Vereinswechsel ist für einen Spieler nicht immer einfach. Man baut sich an einem Ort etwas auf - nicht nur im Fußball, sondern auch fernab davon. Ich habe in Swansea Freunde, habe dort mein geordnetes Leben gehabt. Und innerhalb von Tagen wird man dort herausgerissen, weil es woanders weitergeht. Dann bist du plötzlich an einem anderen Ort und die einfachsten Dinge wie zum Beispiel Einkaufen gehen oder nach der Arbeit in die eigene Wohnung nach Hause zu kommen, all das ist irgendwie anders, all das ist urplötzlich weg. Das ist oft merkwürdig, da muss viel improvisiert werden“, findet der Torhüter, der in seiner Laufbahn bei insgesamt sieben Vereinen in drei Ländern unter Vertrag stand. Improvisationstalent und Spontanität hat er gelernt mit den Jahren.

Das letzte Wort hat bei einem Transfer in der Regel der Spieler, das betont auch Tremmel. Und dennoch:„Auch wenn es letztendlich immer meine Entscheidung war und ich es immer als richtig empfand, hatte ich oft gar nicht viel Zeit darüber nachzudenken. Ich bin das kurz durchgegangen und dachte mir kurzentschlossen: Das ist eine gute Sache“, so der 37-Jährige retrospektiv. Das gesamte Leben an einem Ort, eine berufliche Laufbahn in einem einzigen Unternehmen – für einen Fußballer undenkbar. „Als Fußballer muss man in der heutigen Zeit überaus flexibel sein und sollte nicht stur auf einer Sache beharren. Aber bei der Vorstellung 30 oder 40 Jahre das gleiche machen zu müssen, hätte ich ohnehin das Gefühl, ich würde zu viel auslassen. Ich bin durch meine Fußballer-Laufbahn viel offener geworden – durch den Auslandsaufenthalt, durch andere Kulturen, durch viele neue Menschen. Das gefällt mir“, so der gebürtige Münchner.

Irgendwo einen Mittelpunkt zu haben, an den man sich zurückfallen lassen kann, das wäre schön
Gerhard Tremmel

Weltoffenheit auf der einen Seite, fehlende Heimatverbundenheit auf der anderen. „In den ersten acht bis zehn Jahren Bundesliga fühlte es sich bei jedem Auswärtsspielen in München so an, als wäre ich wieder zu Hause. Dort lebt schließlich meine Verwandtschaft, dort bin ich geboren. Aber in den letzten Jahren ist es nicht mehr so intensiv, wie es früher war“, gibt Tremmel ehrlich zu. Ein Stück weit führten die vielen Ortswechsel dazu, dass man als Fußballer leichter seine Wurzeln aus den Augen verlieren könne. „Irgendwo einen Mittelpunkt zu haben, an den man sich zurückfallen lassen kann, das wäre schön. Anstatt alle zwei Jahre woanders zu sein, ohne zu wissen, wo man eigentlich zu Hause ist. Aber das ist Teil des Lebens eines Fußballers.“

Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt – auch nicht in der Glamourwelt Fußball. „Wenn du jung bist kommen viele Leute an und bauchpinseln dich. Sie sagen dir, 'Du bist der Größte, du bist der Tollste'. Da ist es dann nicht einfach, die Haftung zu verlieren und durchzudrehen“, weiß Tremmel. Als erfahrener Profi versucht er den jungen Spielern auch dabei in Gesprächen immer wieder zur Seite zu stehen. „Bei all der ganzen Öffentlichkeit und trotz eines sehr guten Einkommens ist man am Ende ein Mensch wie jeder andere. Ein Mensch der Gefühle hat, einer der mal traurig und mal glücklich ist, einer der ehrliche Freunde braucht. Das ist der Kern und das sollte man nicht vergessen. Aber es gibt einige, die den Boden unter den Füßen verlieren.“

 
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