Das verwehrte Traumtor

DOPPEL-INTERVIEW MIT BODE UND PIZARRO - Teil II

Heimisch in Bremen und im Weser-Stadion: Marco Bode und Claudio Pizarro (Foto: nordphoto).
Profis
Mittwoch, 23.03.2016 / 10:14 Uhr

Das Interview führte Dominik Kupilas

202 Mal - so oft trafen Marco Bode und Claudio Pizarro für Werder in der Bundesliga, gleichmäßig verteilt auf je 101 Tore. Damit liegen der Aufsichtsratsvorsitzende Bode und Werders aktuell bester Torschütze in der Liga Pizarro gleichauf im Rennen um den ewigen grün-weißen Liga-Rekord. Grund genug, sie für ein großes WERDER.DE-Doppel-Interview zusammen zu bringen.

Im zweiten Teil sprechen Bode und Pizarro über sechs gemeinsame Tore in einem einzigen Spiel, Vereinstreue und die Weltmeisterschaft als Höhepunkt zum Karriereende.

WERDER.DE: Ein Spiel, das für euch beide ganz besonders sein dürfte, war das 7:2 gegen Wolfsburg im September 1999. Welche Erinnerungen habt ihr an diese Partie?

Marco Bode: „Ich kann mich daran erinnern, dass wir zu Beginn zweimal hinten lagen. Raphael Wicky, Ailton und Julio Cesar waren unter anderem bei uns im Team und Torsten Frings hatte noch eine vernünftige Frisur (lacht). Es war mein 300. Bundesliga-Spiel und ich habe getroffen. Witzig ist, dass Clemens Fritz kürzlich auch ausgerechnet in seinem 300. Spiel getroffen hat. Das kommt bei ihm ja eher selten vor.“

Claudio Pizarro: „Es war ein sehr gutes Spiel für uns damals, an das ich mich gerne erinnere. Ich war recht neu in Deutschland und hatte nur Gutes über Wolfsburg gehört. Alle haben gesagt, dass es ein sehr schweres Spiel wird. Am Ende haben wir 7:2 gewonnen und wir beide haben einen Hattrick erzielt. Für mich war das damals der erste Dreierpack in der Bundesliga und auch deshalb etwas sehr Besonderes.“

WERDER.DE: Für dich war es der erste Dreierpack, für Marco der erste und einzige der Bundesliga-Karriere…

Marco Bode: „Stimmt. Auch deshalb ist es ein außergewöhnliches Spiel, klar. Aber Wolfsburg war immer eine gewisse Lieblingsmannschaft von mir, gegen die habe ich fast immer getroffen.“

WERDER.DE: Claudio, inwiefern hast du damals von Marco profitiert? Konntest du dir was bei ihm abschauen?

Claudio Pizarro: „Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Er war ein Vorbild und damals schon ein sehr guter, sehr erfahrener Spieler, von dem ich einfach lernen musste. Er hat viele Tore gemacht, ist immer mit nach vorne gegangen und wollte treffen. Auch diese Ausstrahlung kann man lernen.“

WERDER.DE: Jetzt seid ihr in puncto Erfahrung und Tore gleichauf. Gibt es bei der Vielzahl an Toren eigentlich Treffer, die euch sofort in den Sinn kommen?

Claudio Pizarro: „Da fällt mir direkt ein Tor ein, das ich hier im Weser-Stadion gegen Schalke geschossen habe. Damals kam ein langer Ball von Mladen Krstajic in die Spitze, ich nehme den Ball an und lupfe ihn volley über Oliver Reck. Ein geiles Tor, das ich nie vergessen werden. Das wurde später das 'Tor des Monats' und ich glaube sogar auch 'Tor des Jahres'. Das war ein besonderer Treffer für mich.“

Marco Bode: „Mein schönstes Tor war ein Fallrückzieher gegen Oliver Kahn, aber das ist leider abgepfiffen worden. Unberechtigterweise (lacht). Der Schiedsrichter hat sich hinterher bei mir entschuldigt. Er hatte auf gefährliches Spiel entschieden, was aber Quatsch war, weil keiner in der Nähe stand. Das muss 1995 gewesen sein. Oli Kahn konnte damals nur noch die Hände wegziehen (lacht)."

WERDER.DE: Neben dem Toreschießen verbindet euch auch die Vereinstreue! Marco, du hast nur für Werder gespielt, bei Claudio waren es nur zwei Vereine in der Bundesliga. Wieso kam es für dich nie in Frage, den Verein zu wechseln?

Marco Bode: „Bei mir war es so, dass ich mich hier in Bremen und bei Werder immer sehr, sehr wohl gefühlt habe. Ich hatte einige Angebote, unter anderem von Uli Hoeneß, habe damals aber abgesagt, weil für mich klar war, dass ich in der Bundesliga nicht wechsel. Nach England zu gehen war tatsächlich hier und da mal ein Thema, aber da stand ich nicht allzu sehr im Fokus, als dass ich perfekte Angebote vorliegen hatte. Einmal war eine Einigung mit Liverpool sehr nah. Innerhalb der Bundesliga wollte ich für keinen anderen Klub spielen. Für Claudio als Südamerikaner ist es aber noch außergewöhnlicher, so eine Bindung aufzubauen.“

Ich habe immer viel Kontakt zu den Leuten im Verein und der Stadt. Das ist mir wichtig.
Claudio Pizarro

WERDER.DE: Wieso bist du immer nur zwischen Werder und Bayern hin und her gewechselt, Claudio?

Claudio Pizarro: „Ich bin aus Peru nach Deutschland gekommen und habe versucht, immer weiter nach vorne zu kommen. Aber ich bin eben auch einer, der sich sehr mit den Vereinen identifiziert, bei denen er spielt. Deshalb war ich auch nicht bei vielen Vereinen, sondern nur bei denen ich mich wohlgefühlt habe. Das war bei Werder und bei den Bayern der Fall. Ich habe immer viel Kontakt zu den Leuten im Verein und der Stadt. Das ist mir wichtig.“

WERDER.DE: Bei all den Gemeinsamkeiten, in einer Sache seid ihr sehr unterschiedlich: Marco hat seine Karriere bereits mit 32 Jahren beendet, Claudio spielt noch immer. Was hat damals den Ausschlag für deine Entscheidung gegeben, Marco? Und denkst du – wenn du Claudio spielen siehst – darüber nach, wie es gewesen wäre, wenn du länger gespielt hättest?

Marco Bode: „In den letzten Wochen kam dieser Gedanke häufiger auf (lacht). Nein, ich bin nach wie vor froh über meine damalige Entscheidung. Es war ein bisschen so wie bei Clemens jetzt im Moment - obwohl er ja etwas älter ist, als ich es damals war: Ich wollte mit einem schönen Erlebnis aufhören und hatte die Weltmeisterschaft als Abschluss. Ich bin glücklich, dass ich es so gemacht habe. Mein Körper hat damals kleinere Signale gegeben, mein Kopf ebenfalls. Dann ist es wichtig, etwas Neues anzufangen.“

WERDER.DE: Claudio, woraus ziehst du die Motivation, immer noch jeden Tag Vollgas zu geben?

Claudio Pizarro: „Das ist immer eine individuelle, persönliche Entscheidung. Ich fühle mich momentan sehr gut. Mein Ziel ist es, die Weltmeisterschaft 2018 zu spielen. Noch hält der Körper und so lange werde ich weitermachen.“

WERDER.DE: Die WM ist ein gutes Stichwort. Marco, du bist ja in den Genuss gekommen. Lohnt sich die Schufterei für Claudio?

Marco Bode: „Das war tatsächlich zum Abschluss nochmal ein echtes Highlight. Ich war bei der deutschen Nationalmannschaft nie Stammspieler, habe aber interessante Turniere spielen dürfen – 1996 in England die Europameisterschaft, wo ich im Halbfinale und Finale zum Einsatz kam und sogar beinahe einen Elfmeter hätte schießen müssen. Da habe ich Glück gehabt - Southgate hat direkt vor mir verschossen, sonst wäre ich als Siebter dran gewesen. Und das WM-Finale gegen Brasilien war trotz der Niederlage super. Wenn ich heute manchmal erzähle, dass das WM-Finale mein allerletztes Spiel als Profi war, dann ist das zumindest eine schöne Geschichte.“

WERDER.DE: Wagen wir einen Blick in die Zukunft. Gibt es einen Spieler, der euch gefährlich werden kann oder einen, dem ihr den Rekord wünschen würdet?

Marco Bode: „Ich habe immer die Hoffnung, dass wir bei Werder Spieler entwickeln, die lange bleiben und viele Tore für den Verein schießen. Und warum nicht Tony Ujah oder später Johannes Eggestein oder wer auch immer? Ich glaube – selbst wenn Claudio noch zehn oben drauf packt, ist das für einen Stürmer, der zehn Jahre hier spielt, nicht unmöglich zu schaffen.“

WERDER.DE: Apropos Zukunft, Claudio... Könntest du dir einen ähnlichen Weg vorstellen, wie Marco ihn damals eingeschlagen hat oder siehst du dich mehr im Rampenlicht?

Claudio Pizarro: „Ich kann mir das schon vorstellen, aber ich weiß es noch nicht genau. Ich werde allerdings auf jeden Fall in Verbindung mit dem Fußball arbeiten. Ich bin lange im Geschäft und kenne mich gut aus.“

 

Alles über Claudio Pizarro

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