"Vorbereitungen sind nicht immer spaßig" - Interview mit Jörn Heineke

Profis
Sonntag, 05.07.2015 / 15:53 Uhr

WERDER.DE hat sich mit dem 40-Jährigen auf der Fitness-Plattform neben dem Hotel zum Interview getroffen. An einem seiner beiden Arbeitsplätze hier in Neuruppin blickt er zurück auf die Zeit in Australien, CrossFit-Elemente in seiner Arbeit mit den Werder-Profis und eine ganz besondere Begegnung mit 'Icke' Hässler.

Jörn Heineke lacht viel in diesen Tagen. Er lächelt, hat gute Laune und lässt sich diese auch nicht verderben - weder durch harte Einheiten, noch durch die extremen Temperaturen. „Für mich ist es wichtig, dass der Spaß auch bei den härtesten Einheiten nicht zu kurz kommt", erklärt der neue Athletik-Trainer der Grün-Weißen. Gerade jetzt, im ersten Trainingslager der Vorbereitung, hat er die Aufgabe, die Spieler fit zu machen für eine lange Saison. Das ist oft schmerzhaft und nicht die Lieblingsdisziplin vieler, doch der Neue im grün-weißen Trainerteam schont sich selbst dabei kein Stück. „Ich mag es, wenn man sich überwinden muss. Das versuche ich weiterzugeben."

WERDER.DE: Hallo Jörn, zunächst einmal ein verspätetes 'Herzlich willkommen' beim SV Werder. Ganz so neu bist du aber ja gar nicht...

Jörn Heineke: "Das stimmt. Ich habe früher in der U 19 bei Werder gespielt. Damals noch unter der Führung von Thomas Schaaf und Axel Plaat. Das war eine ganz tolle Zeit für mich und ich bin sehr froh, dass sich mit meiner neuen Aufgabe der Kreis jetzt wieder schließt und ich wieder Teil der Werder-Familie sein darf."

WERDER.DE: Was hast du denn in der Zwischenzeit getrieben?

Jörn Heineke: "Ich bin nach Köln gegangen um zu studieren und habe dabei die Grundlagen für das gelegt, was ich später machen wollte. Und ich habe weiter Fußball gespielt - in Deutschland in der Regionalliga und in Australien in der zweiten Liga. Da konnte ich auch mein Englisch verbessern. Und vor einem Jahr bin ich wieder zurück nach Bremen gekommen und habe ein eigenes CrossFit-Studio eröffnet. Darüber kam auch der Kontakt zu Werder zu Stande. Jetzt bin ich wieder hier und freue mich drauf."

WERDER.DE: Die ersten Tage bei Werder hast du jetzt schon hinter dich gebracht. Kannst du uns deinen Eindruck schildern?

Jörn Heineke: "Der ist ganz hervorragend. Es macht großen Spaß mit der Mannschaft zusammenzuarbeiten. Man merkt, dass man es mit Profis zu tun hat, weil jeder weiß, worum es geht. Alle ziehen mit, auch wenn es in der Vorbereitung traditionell echt hart ist - vor allem bei solchen Temperaturen wie hier in Neuruppin. Ich kann wirklich nur ein großes Lob aussprechen."

WERDER.DE: Du hast selbst relativ hoch gespielt. Nutzt du das für deinen jetzigen Job?

Jörn Heineke: "Das kommt mir natürlich zu Gute. Ich weiß, wie Fußballer ticken. Ich weiß auch, dass Vorbereitungen nicht immer spaßig sind und das Fußballer am liebsten alles mit dem Ball machen würden. Aber es müssen gewisse Grundlagen gelegt werden. Und Athletik-Training kann durch den Ball auch mal limitiert werden."

WERDER.DE: Wie meinst du das?

Jörn Heineke: „Plakativ gesprochen bedeutet das zum Beispiel, wenn jemand den Ball nicht so schnell mitnehmen kann, wie er laufen kann, dann ist das kontraproduktiv für die Athletik, da keine Belastung eintritt. Von daher muss es auch einige Einheiten ohne Ball geben. Aber ich versuche immer alles mit Spaß zu verbinden und manchmal so anzugehen, dass die Spieler gar nicht merken, dass sie gerade an ihre Grenzen gehen. Und es wissen alle, dass auch harte Arbeit dazugehört. Es wollen nach der Vorbereitung schließlich alle gerne auf dem Platz stehen und so viel Kraft haben, dass sie 90 Minuten Gas geben können, den Gegner in Grund und Boden laufen und mit einem Lächeln ein Tor erzielen."

WERDER.DE: Du arbeitest viel mit der CrossFit-Methode...

Jörn Heineke: "Ich bin zum CrossFit gekommen, weil diese Methode einem direkt ins Gesicht schreit, ob man fit ist oder nicht. Ich hab lange für Fitnessunternehmen gearbeitet und konnte den Leuten irgendwann nicht mehr erzählen, dass sie sich zehn Minuten auf die PowerPlate stellen sollen und dadurch fit und gesund werden. CrossFit ist eine sehr harte Trainingsmethode aus drei Elementen: olympischem Gewichtheben, Cardio und turnerischen beziehungsweise gymnastischen Elementen. Die werden in einer sehr kurzen Zeit, sehr komprimiert ausgeführt. Dadurch hat man einen extrem hohen Kalorien-Austoß und eine enorme Grundfitness."

WERDER.DE: Sind das auch Elemente, die deine Arbeit beim SV Werder charakterisieren könnten?

Jörn Heineke: "Das sind auf jeden Fall Einflüsse, die ich hier einbringen möchte. Man sieht beispielsweise am Trainingslager, dass man drei Einheiten am Tag nicht jeweils über zwei Stunden ausdehnen kann. Deshalb bin ich eher ein Fan davon, sehr komprimiert zu arbeiten, aber dafür umso intensiver. Für den einen oder anderen ist das jetzt neu, aber im Laufe der Zeit werden die Spieler das zu schätzen wissen, denn dadurch darf man auch schneller in der Eistonne (lacht)."

WERDER.DE: Lass uns nochmal über deine Zeit als Fußballer sprechen. Man kann sich vorstellen, dass der Fußball in Deutschland und der Fußball in Australien nur schwer zu vergleichen sind, oder?

Jörn Heineke: "Das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe. In Australien habe ich in der zweiten Liga gespielt, das kann man ungefähr vergleichen mit oberem Oberliga- oder schwächerem Regionalliga-Niveau in Deutschland. Da gab es ganz andere Strukturen - auch, weil Fußball dort natürlich nicht die Sportart Nummer eins ist. Aber es war eine tolle, außergewöhnliche Zeit. Die Menschen sind äußerst offen, ich konnte meine Sprache verbessern und Australien als Land ist überragend. Da kommt man an den Strand und sieht kilometerweit keine Menschenseele. Und auch beruflich hat mich diese Zeit sehr viele Schritte weiter gebracht."

WERDER.DE: Was hat den Ausschlag dafür gegeben, doch wieder zurück nach Deutschland zu kommen?

Jörn Heineke: "Dort herrschten Amateurstrukturen und mein Vertrag war so dotiert, dass ich nur Geld bekam, wenn ich spielte. Leider habe ich meine Karriere mit einer Roten Karte beendet (lacht). Durch die Sperre konnte ich nicht spielen und mein Geld war irgendwann aufgebraucht. Das war für mich der ausschlaggebende Punkt, wieder zurück nach Deutschland zu gehen. Aber dieses Abenteuer war ohnehin nur für ein Jahr geplant."

WERDER.DE: Neben deinem Engagement bei Richmond SC hast du unter anderem bei Preußen Münster und einigen anderen deutschen Vereinen gespielt. Ist dir aus deiner aktiven Zeit eine Anekdote besonders im Gedächtnis geblieben?

Jörn Heineke: "Eine Geschichte ist mir tatsächlich in Erinnerung geblieben. Wir haben im DFB-Pokal mit Bremerhaven gegen den Karlsruher SC gespielt. Das war noch zu einer Zeit, als Torsten Fink, Thomas Häßler und einige andere bekannte Gesichter dort gespielt haben. Und ich habe in dieser Partie 'Icke' Häßler getunnelt. Er hat mich danach natürlich gefoult, weil ihm das gar nicht gepasst hat. Und dann hat er sich zu mir runtergebückt und mir gesagt, ich solle nicht so arrogant spielen. Er hat das aber irgendwie auf eine sympathische Art und Weise gemacht, so dass ich ihm das auch nicht übel nehmen konnte. Das ist für immer in meinem Kopf geblieben."

Das Interview führten Dominik Kupilas und Yannik Cischinsky 

 

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