Norbert Meier im Interview: "Man braucht auch Glück"

Ex-Werderaner Norbert Meier will dem SVW mit Arminia Bielefeld das Leben so schwer wie möglich machen (Foto: nph).
Profis
Montag, 02.03.2015 / 15:17 Uhr

Nach wie vor schlägt in der Brust von Bielefeld-Coach Norbert Meier auch ein grün-weißes Herz. Mit dem SV Werder erlebte der ehemalige offensive Mittelfeldmann zahlreiche Hochs und Tiefs: Von Zweitklassigkeit bis zur Meisterschaft, vom talentierten Grünschnabel bis zum erfahrenen Nationalspieler durchlebte Meier im Trikot der Grün-Weißen so gut wie alles, was der Fußball zu bieten hat. Am Mittwoch empfängt der 56-jährige Trainer von Arminia Bielefeld den SV Werder im DFB-Pokal-Achtelfinale. Die Sympathie zu Werder wird dann mindestens 90 Minuten ruhen.

WERDER.DE sprach mit dem Ex-Werder-Profi im Vorfeld des DFB-Pokalspiels über die super Verfassung seiner Bielefelder, Werders Pokalmentalität und die „fantastischen zehn Jahre" von 'Heimspiel-Meier' an der Weser.

WERDER.DE: Herr Meier, Sie sind seit genau einem Jahr Trainer bei Arminia Bielefeld. Sie haben die Mannschaft in einer schwierigen Phase übernommen, sind nach dem „Relegationskrimi" gegen Darmstadt unglücklich abgestiegen, stehen jetzt aber auf dem ersten Platz in Liga drei. Ganz schön viel los in zwölf Monaten...

Norbert Meier: „Das kann man so sagen. Es ging von einem Ereignis ins nächste über, aber so ist das im Fußball."

WERDER.DE: Wie fällt denn Ihr persönliches Zwischenfazit aus?

Norbert Meier: „Nach diesem dramatischen Relegationsspiel gegen Darmstadt hatten wir entsprechend viel zu tun in den darauffolgenden Wochen. Wir haben quasi eine neue Mannschaft aufbauen müssen. Das war eine große Herausforderung, die gedauert hat und logischerweise immer noch nicht abgeschlossen ist. Aber Entwicklungsprozesse im Profi-Fußball sind ja eigentlich nie abgeschlossen. Es geht immer weiter..."

WERDER.DE: Aktuell steht Bielefeld mit neun Punkten Vorsprung auf Platz eins. Wie zufrieden sind Sie?

Norbert Meier: „Die Mannschaft hat die Vorgaben sehr gut umgesetzt. Wir sind gut in die Rückrunde - die ja bereits im alten Jahr begann - gestartet, aber gucken weiterhin nur von Woche zu Woche. Das ist bei Werder ja nicht anders. Da freut man sich zwar auch über die momentane Entwicklung, hat aber die kommenden Herausforderungen im Blick."

WERDER.DE: Die Arminia spielt wie schon beim Weiterkommen in der ersten und zweiten Pokalrunde vor heimischem Publikum, auch in der Liga hat man auf der „Alm" 34 Punkte aus 14 Heimspielen geholt. Wie groß ist der Heimvorteil?

Norbert Meier: „Unsere Fans haben nach dem verlorenen ‚Endspiel‘ gegen Darmstadt gleich wieder eine Aufbruchsstimmung entwickeln können. Die Unterstützung ist fantastisch, wir haben den neuen Aufschwung gleich mitgenommen. Daher ist jedes Heimspiel immer wieder etwas Besonderes für uns. Die Partie gegen Werder ist ausverkauft und für Arminia eine gute Möglichkeit, sich zu präsentieren. Da freuen wir uns drüber und vor allem drauf. Unsere Spieler haben das nicht allzu oft. Das ist ein Pflichtspiel und kein lockeres Freundschaftsspiel in irgendeinem Trainingslager in Spanien."

WERDER.DE: Nicht nur in Bielefeld, sondern auch bei Werder läuft es trotz der Niederlage gegen Wolfsburg ganz gut. Es wird das Duell zweier formstarker Teams. Was erwarten Sie für ein Spiel?

Norbert Meier: „Der Bundesligist ist grundsätzlich der klare Favorit. Das ändert sich nie. Werder ist gegenüber Mitte des letzten Jahres kaum wiederzuerkennen, die Mannschaft spielt viel selbstbewusster. Erfolgserlebnisse geben einfach Selbstvertrauen, wie man sehen kann. Als Ex-Werderaner beobachtet man das mit viel Wohlwollen, das können Sie sich vorstellen. Dennoch werden wir alles versuchen, in erster Linie eine gute Leistung abzurufen und es dem Bundesligisten so schwer wie möglich zu machen."

WERDER.DE: Für Bremen standen Sie 33-mal im Pokal auf dem Platz, zweimal sogar im Finale. Pokalabende, die man nie vergisst...

Norbert Meier: „Wir haben mit Werder fantastische Spiele erlebt. Ich erinnere mich beispielsweise an das Halbfinale 1983/84 in Mönchengladbach, wo wir nach 76 Minuten mit 1:3 hinten lagen. Wir haben dann plötzlich 4:3 geführt, allerdings wiederum in der letzten Minute das Unentschieden kassiert und schließlich nach Verlängerung verloren. Außerdem gab es damals ja noch die Wiederholungsspiele. Unter Otto Rehhagel hatten wir zwar in der Regel gegen unterklassige Vereine nie Schwierigkeiten, aber 1987/88 mussten wir gegen Pforzheim noch ein zweites Mal ran. Es hat schon heiße Spiele gegeben."

WERDER.DE: Hat Werder Ihrer Meinung nach eine besondere Pokal-Mentalität?

Norbert Meier: „Die vielen Endspielteilnahmen und die sechs Pokalsiege sind sicherlich bezeichnend dafür. Aber das man eine ‚Pokalmannschaft‘ ist, muss man jedes Jahr und jedes Spiel wieder unter Beweis stellen. Es hat auch Spiele gegeben, wo Werder das nicht getan hat. Du musst einfach im richtigen Moment da sein und immer vor Augen haben, dass es nicht vieler Spiele bedarf, um in ein Endspiel zu kommen. Und man braucht auch Glück."

WERDER.DE: Welche Beziehungen gibt es denn noch zu den Grün-Weißen?

Norbert Meier: „Ich fahre immer noch gerne nach Bremen, auch wenn das natürlich nicht allzu häufig möglich ist, da wir alle genug zu tun haben. Gestern war ich zum Beispiel beim Wolfsburg-Spiel in der Loge von ‚Budde‘ Burdenski zu Besuch. Es ist schön, wenn man weiß, wie das Weser-Stadion damals aussah, als ich noch gespielt habe und was sich alles getan hat. Es waren fantastische zehn Jahre in Bremen. Ich bin in der zweiten Liga gekommen, eigentlich als ein Nobody, der den nächsten Entwicklungsschritt machen sollte und durfte dann gleich im ersten Jahr von 42 Spielen 39 bestreiten. Wir haben dann um den UEFA-Cup mitgespielt, waren deutscher Meister, haben eine Menge tun können und waren der Vorreiter für das, was später kam. Es war eine tolle Zeit."

WERDER.DE: In den letzten Jahren gab es beim SVW einen großen Umbruch. Sie sind in den 80er-Jahren während Werders einziger Zweitliga-Saison zum Verein gekommen. Lassen sich die damalige und heutige Situation vergleichen?

Norbert Meier: „Damals war es kein Umbruch, da ist man abgestiegen. Das ist etwas ganz anderes. Wie das bei Traditionsvereinen so ist, die immer in der Bundesliga gespielt haben, wird gerade im ersten Zweitliga-Jahr alles daran gesetzt, sofort wieder hoch zu kommen. Damals konnte man einen Großteil der Mannschaft zusammenhalten. Ich hatte das große Glück, mit erfahrenen Profis wie Erwin Kostedde und Klaus Fichtel zusammenspielen zu können, die in etwa doppelt so alt waren wie ich (lacht). Man hat alle Anstrengungen unternommen und Gott sei Dank haben wir den direkten Wiederaufstieg geschafft. Heute ist es so, wenn man jahrelang im Konzert der Großen dabei ist, wie Werder es unumwunden war, dann kann man seine Nachwuchsarbeit enorm verbessern, die eigenen Leistungszentren aufbauen. Davon profitiert Werder jetzt."

Das Interview führte Yannik Cischinsky

 

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