Raphael Wolf - der bescheidene Werder-Held

Ein seltenes Bild: Der zurückhaltende Raphael Wolf als Einheitzer in der Ostkurve (Foto: nph).
Profis
Samstag, 19.04.2014 / 20:40 Uhr

Sie forderten ihn lautstark, doch er wollte gar nicht so richtig. Immer wieder riefen sie seinen Namen, sie wollten ihn auf dem Zaun sehen, doch er wollte immer noch nicht. Sie, das waren die Werder-Fans, die genau ...

Sie forderten ihn lautstark, doch er wollte zunächst gar nicht so richtig. Immer wieder riefen sie seinen Namen, sie wollten ihn auf dem Zaun sehen, doch er wollte immer noch nicht. Sie, das waren die Werder-Fans, die genau wussten, wer ihr Held des 3:1-Sieges über Hoffenheim war. Er, das war Raphael Wolf, der in der 86. Minute - beim Stand von 2:1 zu einem ganz entscheidenden Zeitpunkt - einen Foulelfmeter von Sejad Salihovic hielt. Letztlich tat er es doch, stieg auf den Zaun und bejubelte nach Abpfiff mit den Anhängern in der Ostkurve und der Mannschaft auf dem Rasen einen immens wichtigen Dreier im Kampf um den Klassenerhalt.

„Es war ein gutes Gefühl, dort oben zu stehen. Aber ehrlich gesagt bin ich gar nicht der Typ, der gerne im Mittelpunkt steht. Ich freue mich einfach riesig für die Mannschaft und den Verein. Wir haben heute ein ganz wichtiges Spiel gewonnen. Das steht im Vordergrund", sagte Raphael Wolf zu der Szene nach Spielende.

Viele andere Torhüter hätten sich wohl mit breiter Brust, ohne zu zögern feiern lassen. Doch nicht so Wolf. Geschäftsführer Thomas Eichin lobte den Bremer Schlussmann genau für diese bescheidende Einstellung: „Rapha nimmt sich nicht so wichtig. Er ist sehr stabil, insgesamt ein cooler und ruhiger Typ - auch in der Kabine. Er strahlt viel Ruhe da hinten aus und ist enorm wichtig für unser Spiel."

Und genau dieses Spiel drohte in der 86. Minute erneut zu kippen. Santiago Garcia hatte den eingewechselten Anthony Modeste im Strafraum zu Fall gebracht. Schiedsrichter Bastian Dankert entschied nach kurzer Rücksprache mit seinem Assistenten auf Elfmeter. Kein Geringerer als Sejad Salihovic, der in dieser Saison alle seine elf Tore (davon acht per Strafstoß) durch Standards erzielte, trat an - und verschoss, weil Wolf hielt. „Ich hatte beim Hinspiel ja auch schon zweimal das Vergnügen, den dritten musste ich jetzt mal halten", wusste der Elfer-Held später lachend zu berichten, ehe er hinzufügte: „Ich habe mir schon mehrmals Videos von ihm angeguckt. Er ist ein exzellenter Schütze. Ich habe spekuliert und hatte dabei einfach das Glück auf meiner Seite."

Auch seine Teamkollegen waren glücklich über DIE Aktion der Partie. „Wir müssen uns bei Rapha bedanken, dass er den Elfmeter gehalten hat. Im Endeffekt sind wir sehr froh, dass wir das Spiel noch gewonnen haben", wusste Philipp Bargfrede zu berichten. Und Sebastian Prödl sagte schmunzelnd: „Ich bin mit Rapha häufiger im Kraftraum. Ich weiß daher auch, wie stark seine Brust ist. Mir war klar, dass Salihovic keine Chance haben wird."

Gerade die Bedeutung über den wichtigen Zeitpunkt des gehaltenen Elfmeters hob Cheftrainer Robin Dutt hervor. „Es gibt heute mehrere Matchwinner, aber wenn man in der 86. Minute einen Elfmeter gegen einen derart sicheren Schützen wie Salihovic hält, dann ist Raphael den anderen heute noch eine Nasenspitze voraus."

Vor eben diesem musste sich Raphael Wolf dabei unmittelbar nach Spielschluss in Acht nehmen. Wie von der Tarantel gestochen, rannte Dutt zielstrebig auf seinen Torwart zu, um diesen zu herzen. „Er war ganz schön schnell unterwegs. So schnell habe ich ihn noch nicht gesehen. Was er gesagt hat, habe ich nicht verstanden, aber wir haben uns in den Arm genommen und zusammen gefreut." Dutt selbst konnte sich zumindest noch etwas besser daran erinnern, was er seinem Keeper mit auf dem Weg gab. „Ich bin ihm einfach nur um den Hals gefallen. Ich habe keine Ahnung, was ich ihm da gesagt habe. Wahrscheinlich habe ich irgendwas mit ‚Danke‘ gestammelt. Aber die genauen Wortfetzen weiß ich nicht mehr."

Die Werder-Fans, die Teamkollegen, der Geschäftsführer und auch der Cheftrainer hatten am Samstagnachmittag in Raphael Wolf ihren Helden gefunden. Auch die Facebook-User wählten den Keeper zum „Volkswagen Man of the Match" - mit einer überwältigen Mehrheit von über 68 Prozent. „Ich freue mich natürlich, dass ich mit dem parierten Elfmeter meinen Teil dazu beitragen konnte und die Fans mich zum Spieler des Spiels gewählt haben. Aber wir haben das heute als Mannschaft geschaukelt, nicht ich alleine", so Wolf. Und da sprach er wieder, dieser bescheidene Schlussmann der Grün-Weißen, der eigentlich gar kein Held sein will.

aus dem Weser-Stadion berichten Timo Volkmann und Dominik Kupilas

 

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