Gebre Selassie: Kinogänger! Tscheche! Trauzeuge?

Hat immer ein Lächeln auf den Lippen: Theodor Gebre Selassie (Foto: nph).
Profis
Mittwoch, 24.07.2013 / 12:16 Uhr

Nein, ein Lautsprecher ist Theodor Gebre Selassie nicht. Dafür hat Werders Tscheche immer ein Lächeln auf den Lippen, bei den Teamkollegen ist er wegen seiner Art sehr beliebt. Doch kaum einer weiß so recht, wie der 26-Jährige eigentlich wirklich tickt, was ‚Theo‘ außerhalb der Werder-Welt macht und wie er aufgewachsen ist. Ein sehr persönliches Gespräch mit dem Sohn eines Äthiopiers und einer Tschechin.

WERDER.DE: Theo, du bist jetzt seit über einem Jahr beim SV Werder. Was machen deine Fortschritte mit der deutschen Sprache?

Theo Gebre Selassie: „Ich verstehe fast alles. Nur sprechen geht noch nicht so gut. Ich habe aber nach wie vor ein- bis zweimal Deutschunterricht pro Woche in Bremen. Häufig gemeinsam mit Joseph Akpala.

WERDER.DE: Du scheinst nicht nur ein Talent für die Sprache zu haben, sondern machst auch in sportlicher Hinsicht auf dich aufmerksam. Im Zillertal hast du beispielsweise beim Beachvolleyball einen starken Eindruck hinterlassen, hier in Blankenhain liegt dir auch durchaus das Golfen. Woher kommt diese Sportaffinität?

Theo Gebre Selassie: „Als ich 14 Jahre alt war, hab ich für ein Jahr auf recht hohem Niveau Volleyball gespielt. Neben Fußball habe ich auch lange Zeit Basketball und Handball gespielt. Ich mag einfach alle Ballsportarten. Ich komme aus einer sehr sportlichen Familie. Meine Schwester spielt Handball in der ersten tschechischen Liga. Als ich zuletzt in Tschechien war, hab ich sie wieder spielen sehen. Leider hab ich nicht so oft die Möglichkeit dazu. Zweimal im Jahr maximal. Sie wohnt einfach zu weit entfernt. Alle drei Wochen sprechen wir aber über Skype miteinander, dazu gibt es einmal die Woche eine SMS."

"Ich fühle mich als Tscheche"

WERDER.DE: Du stammst aus einer Familie, in der dein Vater Äthiopier ist und deine Mutter Tschechin. Wie bist du aufgewachsen? Erzähl uns mal ein bisschen was über deinen Hintergrund...

Theo Gebre Selassie: „Mein Vater ist vor über dreißig Jahren nach Tschechien gezogen, um dort Medizin zu studieren. Nach dem Studium ist er wieder für vier Jahre in seine Heimat zurückgegangen und hat dann in Tschechien seine Arbeit als Diabetes-Arzt aufgenommen. Ich bin dann in Trebic geboren und auch dort aufgewachsen. Von Äthiopien kenne ich selbst nicht viel. Ich war nur ein einziges Mal dort."

WERDER.DE: Fühlst du dich denn mehr als Tscheche oder Äthiopier?

Theo Gebre Selassie: „Als Tscheche. Ich bin dort geboren, aufgewachsen und habe alle meine Freunde in Tschechien. Ich habe zwar für ein Jahr in Äthiopien gelebt. Aber ich war da drei Jahre alt, weshalb ich kaum noch Erinnerungen daran habe. Ich weiß, dass ein Teil meiner Familie dort herkommt. Ich interessiere mich für deren Geschichte. Ich habe meinen Vater oft nach Äthiopien gefragt. Aber meine Heimat ist Tschechien."

WERDER.DE: Nun lebst du seit gut einem Jahr in Bremen. Wie wohl fühlst du dich?

Theo Gebre Selassie: „Bremen ist meine erste Station außerhalb von Tschechien. Ich mag Bremen und die Art, wie die Leute dort leben. Es ist ruhig. Ich wohne mit meiner Freundin und meinem Hund zusammen in der Nähe des Parkhotels. Es ist super dort."

WERDER.DE: Wenn man dich in Bremen antreffen will, dann muss man wohl einfach nur ins Kino gehen, oder?

Theo Gebre Selassie: „Ja, absolut. (lacht) Ich liebe Kino, es ist mein größtes Hobby. Als ich in Tschechien im Urlaub war, habe ich sechs Filme gesehen. Oder waren es doch mehr? (überlegt) Wahrscheinlich schon. Ich habe den Überblick verloren. (lacht) In Bremen gehe ich einmal pro Woche ins Kino. Allerdings schaue ich mir am liebsten die Originalversion auf Englisch an. Da ist es in Bremen etwas schwierig."

WERDER.DE: Welchen Film hast du zuletzt geschaut?

Theo Gebre Selassie: „Pacific Rim. Der war allerdings sehr schlimm."

WERDER:DE: Und welchen Film aus diesem Jahr würdest du allen Werder-Fans ans Herz legen?

Theo Gebre Selassie: „Ganz eindeutig Man of Steel. Der ist super! Ich habe so lange auf diesen Film gewartet. Ich habe ihn mir deshalb auch gleich zweimal angeschaut. Ich liebe diese Art von Filmen. Es muss immer einen Helden geben."

WERDER.DE: Und was geht gar nicht?

Theo Gebre Selassie: „Gar nicht mag ich Horror oder romantische Filme. Es sei denn, meine Freundin will einen Film schauen. Da lass ich mich auch mal auf eine Liebeskomödie ein." (lacht)

WERDER.DE: Was machst du neben Filme schauen in deiner Freizeit noch?

Theo Gebre Selassie: „Zurzeit lese ich die Fantasy-Saga ‚Das Lied von Eis und Feuer‘. Eigentlich bin ich gar nicht so der Leser, aber ich gucke unglaublich gerne ‚Game of Thrones‘, das auf der Saga beruht. Und da ich wissen wollte, wie es weitergeht, musste ich mir den Fortsetzungsband kaufen. Das Buch hat über 1000 Seiten. 800 muss ich noch lesen." (lacht)

WERDER.DE: Wirst du das packen?

Theo Gebre Selassie: „Ja, natürlich. Ich will ja wissen, wie es ausgeht. Außerdem ist es sehr interessant. Es ist gut für mich, dass wir derzeit so viel reisen. Da kann ich auch entsprechend viel lesen."

Nicht Zladdis Trauzeuge? "Wir bleiben dennoch Freunde"

WERDER.DE: Wenn man dich nicht näher kennt, könnte man meinen, dass du ein sehr ruhiger, eher etwas introvertierter Typ bist. Täuscht dieser Eindruck?

Theo Gebre Selassie: „Deutsch ist nicht meine Muttersprache. Da ist es normal, dass man etwas ruhiger ist und sich auch etwas mehr zurückhält. Aber ich würde mich grundsätzlich schon als ruhig bezeichnen, das ist richtig. Aber nicht introvertiert."

WERDER.DE: Steckt in dir also doch auch ein kleiner ‚Party-Theo'?

Theo Gebre Selassie: Nein, ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste. (lacht) Als ich noch zwanzig war, sah das anders aus. Wenn ich jetzt auf eine Party gehe, verliere ich danach direkt zwei Tage. Ich genieße es vielmehr, mich mit meinen Freunden zu treffen und mit ihnen Spaß zu haben. "

WERDER.DE: Mit wem hast du aus der Mannschaft am meisten Spaß?

Theo Gebre Selassie: „Ich komme mit allen Teamkollegen gut aus. Zladdi ist in Bremen mein bester Freund. Wir teilen uns ja hier im Trainingslager auch ein Zimmer. Wir treffen uns auch häufig außerhalb von Werder und machen zusammen Barbecue oder gehen ins Café. Unsere Freundinnen verstehen sich auch sehr gut."

WERDER.DE: Apropos Freundinnen. Da ist dir Zladdi wohl etwas voraus. Seine Katharina und er haben sich in der Sommerpause verlobt. Hat er dich schon gefragt, ob du sein Trauzeuge werden möchtest?

Theo Gebre Selassie: „Nein, bisher noch nicht. Es steht ja auch noch gar nicht genau fest, wann die beiden heiraten werden. Auch wenn ich es nicht werden sollte, bleiben wir dennoch Freunde. (lacht)


Das Interview führte Timo Volkmann

 

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