Polter im Interview: Gegen Werder ins Tor? "Nein, danke!"

Stand im vergangenen Auswärtsspiel in Augsburg für sechs Minuten im Tor: Mainz-Stürmer Sebastian Polter (Foto. getty).
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Freitag, 22.11.2013 / 11:08 Uhr

Zehn Jahre lang war das Toreverhindern sein Job. Unter anderem erledigte das Sebastian Polter beim SV Werder in der Jugend so gut, dass er zu einem U15-Nationalmannschaftslehrgang des DFB berufen wurde. Doch er lehnte dankend ab, wechselte den Verein und sogar die Position. 69 Tore erzielte Polter für den SV Wilhelmshaven in seinem ersten Stürmerjahr. Schließlich schaffte der heute 22-Jährige den Sprung in die Bundesliga. Im Sommer ging der Angreifer zum FSV Mainz 05, Werders kommenden Gegner am Sonntag, und musste am 11. Spieltag in Augsburg wieder die Torwarthandschuhe überstreifen.

WERDER.DE hat das ehemalige Torwarttalent und den jetzigen Bundesliga-Stürmer auf dem Handy erreicht und über seinen Positionswechsel sowie seine zwölf Monate an der Weser gesprochen. Für wen er 30 bis 40 Tickets ordern musste, verrät er ebenfalls.

WERDER.DE: Lass uns zu Beginn den Blick acht Jahre zurückwerfen: Mit 14 Jahren hast du für eine Saison in der Jugend von Werder Bremen gespielt. Allerdings als Torwart und nicht als Stürmer! Erzähl uns davon.

Sebastian Polter: „Ich bin vom SV Wilhelmshaven in die U14 von Werder gewechselt. Ich war damals froh und sehr stolz, bei Werder spielen zu können. Ich hatte allerdings viel Stress, da ich fast täglich von Wilhelmshaven nach Bremen fahren musste. Die Schule ist zu dieser Zeit etwas zu kurz gekommen. Ich hatte nicht mehr vor, Profi zu werden. Ich wollte einfach nur mit Kumpels ein bisschen kicken. Und das nicht mehr im Tor."

Wandel: Vom Torhüter zum Stürmer

WERDER.DE: Wie hat Werder darauf reagiert?

Sebastian Polter: „Mein damaliger U14-Trainer sagte mir, dass ich verrückt sei, nicht mehr im Tor spielen zu wollen. Ich sei ein großes Talent und hätte gute Chancen, irgendwann einmal in der Bundesliga im Tor zu stehen. Ich saß dann mit den Trainern der U14 und U15, Wolf Werner (zwischen 1996 und 2007 u.a. in der Funktion des 'Nachwuchs-Managers' bei Werder tätig; Anm. d. Red.) und meinen Eltern an einem Tisch. Mir wurde gesagt, dass ich fester Bestandteil der U15 wäre, wenn ich bliebe. Außerdem sollte ich meine Einladung zur Jugend-Nationalmannschaft, die ich zuvor erhielt, nicht einfach so wegwerfen. Dennoch war für mich klar: Ich wollte mich wieder mehr auf die Schule konzentrieren und als Feldspieler zurück nach Wilhelmshaven gehen."

WERDER.DE: Du hast dann als Stürmer in der U15 des SV Wilhelmsaven in der Landesliga gespielt. Als Angreifer gibt es ein völlig anderes Anforderungsprofil. Was musstest du ‚neu‘ lernen?

Sebastian Polter: „Ich war froh, dass mich Wilhelmshavens Trainer Rüdiger Nabel überhaupt genommen hat. Er wusste, dass ich ein verrückter Typ bin und ich es auch in der Liga als Feldspieler schaffen kann. Er hatte mir vor meinem Wechsel gesagt, dass ich mich richtig fit machen sollte. Ich bin dann viel gelaufen, um den konditionellen Rückstand, den ich als Torwart hatte, wieder aufzuholen. Außerdem hatte ich noch nicht so das Spielverständnis und noch Defizite beim Spieltempo. Das war die schwierigste Umstellung."

WERDER.DE: War der Positionswechsel von Erfolg gekrönt?

Sebastian Polter: „Ich habe gleich in meiner ersten Saison 69 Tore erzielt. Ich denke, ich habe alles richtig gemacht. (lacht) Zuvor hatte niemand gedacht, dass ich es überhaupt noch einmal schaffe - und das auf dieser neuen Position. Ein Jahr später bin ich zu Eintracht Braunschweig gegangen. Meine Freunde sagten mir, dass ich es noch mit dem Bundesligatraum versuchen sollte. Ich habe lange mit meinen Eltern überlegt. Für mich war wichtig, dass ich die Schule nicht schon wieder vernachlässigen muss. Im Internat von Eintracht Braunschweig und anschließend beim VfL Wolfsburg war das möglich. Ich hatte dort das Trainingszentrum vor meiner Tür."

WERDER.DE: Du hast dich später tatsächlich als Stürmer durchgesetzt und mittlerweile 45 Partien in der Bundesliga für Wolfsburg, Nürnberg und aktuell Mainz bestritten. Doch in einem Spiel musstest du vor drei Wochen wieder im Tor ran. In Augsburg hatte Trainer Thomas Tuchel bereits dreimal gewechselt, als Schlussmann Christian Wetklo des Feldes verwiesen wurde. Warst du glücklich, für einen kurzen Moment wieder auf deiner alten Position zu sein?

Sebastian Polter: „Zunächst war ich überhaupt froh, gegen Augsburg wieder spielen zu dürfen. Ich war vier Partien davor in der U23, weil ich zuvor keine gute Form und nicht gut trainiert hatte. Ich habe immer gesagt, dass ich - egal, wie es steht - ins Tor gehen werde, um der Mannschaft zu helfen. Ich war bis zur U14 Torwart und gehe eigentlich auch heutzutage noch ins Tor, wenn ich mit Freunden kicke. Es macht mir auch immer noch Spaß. Ich hab in dieser Situation dann gedacht: Komm, geh ins Tor und gib dein Bestes. Zum Glück konnte ich den Freistoß von Daniel Baier parieren. Zum Sieg hat es dennoch leider nicht gereicht."

"Das vergesse ich nie"

WERDER.DE: Hast du die Torwarthandschuhe für euer Spiel gegen Werder am Sonntag bereits eingepackt?

Sebastian Polter: (lacht) „Nein, danke. Ich muss jetzt nicht jedes Bundesligaspiel im Tor stehen."

WERDER.DE: Du hast bereits zweimal im Weser-Stadion gegen die Grün-Weißen gespielt. Diesmal erstmalig mit Mainz. Sind die Spiele gegen den SVW irgendwie noch was Besonderes für dich?

Sebastian Polter: „Es ist dadurch besonders, dass ich ein Jahr in der Jugend bei Werder gespielt habe. Der Verein hat damals viel für mich getan. Mein Vater hat zum Beispiel ein Auto gestellt bekommen, wodurch er mich immer zum Training fahren konnte. Das vergesse ich nie. Außerdem lebt meine Familie noch in Wilhelmsaven. Ich musste für das Spiel am Sonntag 30 bis 40 Tickets kaufen, damit meine Familie, aber auch Freunde dabei sein können. Ich freue mich schon auf die heimische Luft. Vielleicht kann ich in dem Spiel noch ein paar Prozent mehr draufpacken?"

WERDER.DE: Welchen Eindruck macht der SV Werder in dieser Saison auf dich?

Sebastian Polter: „In Bremen ist in letzter Zeit durch den Trainer- und Sportdirektor-Wechsel schon einiges passiert. Es sind viele junge Spieler dabei. Ich glaube, dass Robin Dutt einen guten Job macht. Ich wünsche Werder - außer im Spiel gegen uns - insgesamt eine konstant gute Saison."

WERDER.DE: Wäre denn ein erneuter Wechsel nach Bremen für dich denkbar?

Sebastian Polter: „Ich habe im Sommer bewusst für vier Jahre in Mainz unterschrieben. Ich bin jetzt bei einem Topverein in der Bundesliga und kann hier zeigen, was ich drauf habe und mich hier auch weiterentwickeln. Ich bin glücklich in Mainz und möchte hier weiter Gas geben. Aber man weiß nie, wohin der Weg führt."

WERDER.DE: Zum Abschluss: Gibt es am Sonntag einen ‚Polter-Abend‘?

Sebastian Polter: (lacht) Mich würde das freuen. Ich habe in dieser Saison noch nicht getroffen. Wenn ich mein erstes Bundesligator für Mainz im Weser-Stadion erzielen würde, wäre das schön."

WERDER.DE: Danke für das Gespräch, Sebastian.


Das Interview führte Timo Volkmann

 

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