Der Herr des Rasens - neuer Greenkeeper an der Weser

Der Wächter des heiligen Rasens: Sebastian Breuing freut sich auf seine Arbeit im Weser-Stadion.
Profis
Dienstag, 03.06.2014 / 17:54 Uhr

Im Jahr 2002 machte Uli Hoeneß in einer deutschen Fußball-Talksendung indirekt deutlich, dass er für eine bestimmte Berufsgruppe nicht viel übrig hat. In einem seiner vielen bekannten Wutausbrüchen sagte er ...

Im Jahr 2002 machte Uli Hoeneß in einer deutschen Fußball-Talksendung indirekt deutlich, dass er für eine bestimmte Berufsgruppe nicht viel übrig hat. In einem seiner vielen bekannten Wutausbrüchen sagte er - auf einen möglichen Job von Lothar Matthäus beim FC Bayern angesprochen - dass dieser „nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion" würde und denunzierte damit nicht nur den Weltfußballer, sondern gleichzeitig eine komplette Arbeitsgruppe. Doch was damals als eher niedere Arbeit angesehen wurde, wird heute wesentlich respektvoller betrachtet und vor allem immer begehrter. Denn: Die Nachfrage nach hochqualifizierten Rasenfachkräften in der Bundesliga wächst und wächst. Logisch, dass auch der SV Werder immer mehr „Rasen-Know-how" möchte und mit Sebastian Breuing nun den idealen Mann dafür gefunden hat.

Breuing ist seit über acht Jahren staatlich geprüfter Fachagrarwirt für Golfplatzpflege und arbeitete in dieser Zeit beim VfL Bochum sogar als jüngster Chef-Greenkeeper der Bundesliga. Seit Beginn dieser Woche ist der 36-Jährige als Greenkeeper bei den Grün-Weißen angestellt. „Reizvoll ist für mich, künftig wieder in der ersten Bundesliga zu arbeiten und die Aussicht zu haben, bei einem Verein zu sein, der irgendwann mal wieder international spielen kann. Außerdem finde ich das Weser-Stadion, die Trainingsanlagen und die Lichtanlage und die damit verbundenen Weiterbildungsmöglichkeiten klasse. Ich möchte einfach noch filigraner Rasen machen, als in Bochum. Das ist hier bei Werder möglich", erzählt Breuing in seiner ersten Arbeitswoche.

Von Bochum an die Weser 

Insgesamt elf Jahre arbeitete der gebürtige Bochumer zuvor beim VfL. Frank Baumann, Werders Direktor Scouting und Profifußball, kontaktierte den Greenkeeper vor ein paar Wochen und lud ihn zum Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach ins Weser-Stadion ein. „Wir haben ein interessantes Gespräch geführt, ich habe mir dann noch das Umfeld in Bremen angeschaut, bin dann zurück nach Bochum gefahren und habe meine Koffer gepackt, da für mich feststand: Ich will zu Werder", erinnert sich der 36-Jährige.

Gesagt, getan. Mit Frau Katrin und der zwei Jahre alten Tochter Dana ist er folglich im April nach Bremen gezogen, um seiner Passion als Greenkeeper nachgehen zu können. Auf dem „heiligen Grün" im Weser-Stadion sowie auf den Plätzen 11, 10 sowie 7 bis 4 kümmert er sich ab sofort um die komplexe Rasenpflege und geht Fragen nach wie ‚Hat mein Team schnell genug gearbeitet?‘ ‚Sind die Messer zum Rasentrimmen noch scharf genug?‘ oder ‚Wie ist der Wasserbedarf, wie geht es den Wurzeln?‘. Sein Hauptziel: „Eine gute Arbeitsfläche für die Profis zu schaffen."

Unterstützung erhält Werders neuer Greenkeeper dabei nach wie vor von den Umweltbetrieben Bremen sowie den vorhandenen Platzwarten Thorsten Urbainski und Harald Heinicke. „Ich bin froh, dass es die Leute von den Umweltbetrieben Bremen gibt und ich sie jederzeit etwas fragen kann. Bezirksleiter Jens Hünten und seine Vertreterin Julia Kappermann stehen mir da eng zur Seite. Das sind tolle Kollegen. Es macht Spaß mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sie werden sich hauptsächlich um die vielen maschinellen Tätigkeiten kümmern, während ich mich komplett auf den Rasen fixieren kann. Mit einem eigenen Greenkeeping kann man noch ein Stück flexibler und akribischer arbeiten", so Breuing über das neue „Dream-Team" in puncto Rasenpflege.

Ein Greenkeeper der Extraklasse 

Dass in dieser Konstellation auf dem Trainingsgelände des Weser-Stadions bereits intensiv gearbeitet wird, beweist die Tatsache, dass der „Hauptübungsplatz" der Profis, Platz 5, derzeit ein neues Gesicht bekommt. „Platz 5 haben wir abgefräst, den Boden sowie die Grasnarbe bearbeitet und neue Samen eingesät. Die Profis werden nach ihrer Rückkehr aus dem Sommerurlaub zunächst einmal ins Stadion ausweichen. Nach dem Trainingslager im Zillertal sollen die Plätze fertig und gut sein", verrät Breuing.

Und auch ins Weser-Stadion kommt demnächst Bewegung. Dort wird ebenfalls ein neuer Untergrund verlegt. 38 bis 40 Millimeter hoher Rollrasen aus den Niederlanden wird es sein, damit pünktlich zum Bundesliga-Start beste Bedingungen herrschen. „Der Rasen lag jetzt drei Jahre. Das ist für dieses Stadion schon eine Riesen-Leistung. Chapeau an meine Kollegen von den Umweltbetrieben Bremen", verneigt sich Werders Rasenpfleger. Doch ein Austausch des Rasens war nicht mehr zu verhindern. „Es sind zu viele Gräser entstanden, die wir nicht gebrauchen können. Sie bieten nicht die Wurzeltiefe, die der Fußballspieler braucht, um eine gute Standsicherheit zu bekommen. Außerdem sind diese Gräser sehr krankheitsanfällig. Deshalb tauschen wir die Sohle, um praktisch bei Null wieder anfangen zu können."

Paris Saint-Germain hat Jonathan Calderwood, Real Madrid dagegen Paul Burgess - zwei der renommiertesten Greenkeeper weltweit. Bei Werder arbeitet fortan mit Sebastian Breuing ein Mann, der sich vor großen Namen nicht zu verstecken braucht. Und dazu trägt er auch schon ein kleines bisschen Werder-Blut in sich: „Ich war als kleiner Junge Werder-Fan. Ich habe meiner Schwester jedes Jahr ein Trikot gekauft, damit wir gemeinsam ins Stadion fahren konnten. Ich mag den Verein einfach."

von Timo Volkmann und Marcel Kuhnt

 

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