Werder-Jahresrückblick 2013: Die fünf besten Spiele

Erleichtert fallen sich Geschäftsführer Thomas Eichin und Zlatko Junuzovic nach dem Frankfurt-Spiel in die Arme (Foto: nph).
Profis
Montag, 23.12.2013 / 10:24 Uhr

Zwölf Monate sind wie im Flug vergangen. Höhen und Tiefen, Enttäuschung und Jubel, schmerzliche Rückschläge und gemeinsames Aufbäumen...

Zwölf Monate sind wie im Flug vergangen. Höhen und Tiefen, Enttäuschung und Jubel, schmerzliche Rückschläge und gemeinsames Aufbäumen: Sowohl die Mannschaft als vor allem auch die Fans sorgten für emotionale Erinnerungen in diesem so schwierigen Jahr 2013. Nicht leicht, dabei den Überblick zu behalten. Daher zeichnet WERDER.DE rückblickend noch einmal die außergewöhnlichsten grün-weißen Momente von 2013 nach. Heute im ersten Teil: die fünf Spiele des Jahres von Werder.

‚Lutschers' Abschiedsspiel: „Papa, jetzt ist Schluss!"

Ob Johan Micoud, Diego, Ailton oder Thomas Schaaf, ob Michael Ballack und Lothar Matthäus: Wie so viele alte Wegbegleiter waren auch sie im vergangenen September dem Aufruf zu Torsten Frings' „My last game in GREEN" gefolgt. Nach 80 kurzweiligen Minuten beendeten dann zwei noch viel wichtigere Menschen im Leben des mittlerweile 36-Jährigen den heiteren 8:7-Erfolg der ‚Werder-Allstars' über die Auswahl von ‚Torsten & Friends'. „Hey Papa, jetzt ist Schluss. Es wird Zeit, dass du runter kommst!", appellierten Lena-Alina und Lisa-Katharina, Frings' Töchter, ihren Vater dazu, den Rasen endgültig zu verlassen. „Als meine Kinder auf den Platz kamen, war es vorbei und ich musste schon ein bisschen weinen", offenbarte Werders ehemaliger Kapitän seine Gemütslage.

Einen gleichfalls maßgeblichen Anteil an diesem außergewöhnlichen Abschiedsspiel besaß das phantastische Publikum im ausverkauften Weser-Stadion. „Ich bin überwältigt", rang Torsten Frings mit hörbar bewegter Stimme um Worte, „es kamen natürlich viele Emotionen hoch, gerade hier vor vollem Haus. Damit habe ich vorher nicht gerechnet. Ich war total begeistert von diesem super Abend." Formel 1-Legende und Hobbykicker Michael Schuhmacher schwärmte beeindruckt: „Es war eine Gänsehaut-Atmosphäre. Ganz extrem ist mir aufgefallen, dass die Zuschauer einfach unheimlich sympathisch, fair und nett waren. Es waren alle unterschiedlichen Charaktere an Spielern da, die in der Vergangenheit nicht viel mit Werder zu tun hatten, eher Gegner waren. Trotzdem sind sie mit einem sympathischen Applaus empfangen worden." Frings selbst schob in der letzten Aktion des Spiels Tim Wiese noch einen Tunnel, ehe AC/DC's ‚Hells Bells' und eine farbenfrohe Lasershow das Karriereende des Gefeierten einläuteten. Das ideale Geschenk zum allmählichen Herunterkommen wollte ihm der leidenschaftliche Winzer Johan Micoud mit auf den Weg geben: „Ein paar Flaschen Wein!" Die hat sich Torsten Frings nach dieser Laufbahn wahrlich verdient.

Die Rettung gegen Frankfurt und Hoffenheim: "So etwas noch nicht erlebt"

Noch immer wird allen Beteiligten kalter Schauer über den Rücken laufen, wenn sie an das Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim am 32. Spieltag im nervenaufreibenden Abstiegskampf der zurückliegenden Saison denken. Bis zur 85. Minute hatten die Grün-Weißen dank eines zeitweilig berauschenden Auftrittes mitsamt der frühen Tore von Aaron Hunt (2.) und Kevin de Bruyne (24.) geführt, ehe Gäste-Joker Sven Schipplock in kürzestem Abstand unmittelbar vor Abpfiff doch noch den 2:2-Endstand herstellte. Mit welch' unerbittlich positiver Unterstützung trotz des bitteren Last-Minute-Punktverlustes die Werder-Fans vor, während und nach dem Spiel im brodelnden Weser-Stadion glänzten, ist noch heute kaum in Worte zu fassen. „Die Fans waren heute Champions-League-reif, wir hatten leider nur 85 Minuten lang Bundesliga-Qualität. Ich zolle den Anhängern meinen größten Respekt, so etwas habe ich noch nie erlebt", unterstrich Angreifer Nils Petersen.

Nichtsdestotrotz hatten sich die Grün-Weißen noch nicht von allen Sorgen befreit. „War es ein Niederschlag oder ein grandioser Schulterschluss ohne passendes Happyend?", fragte sich daher noch am gleichen Abend die Redaktion von WERDER.DE. Der damalige Cheftrainer Thomas Schaaf strahlte Zuversicht vor dem anstehenden letzten Heimspiel der Saison aus: „Heute ist nichts kaputt gegangen, ganz im Gegenteil. Wir nehmen viel Positives mit. Es war bis auf das Ergebnis ein unglaublicher Nachmittag, für den wir uns gern ein Happyend gewünscht hätten. In der Endabrechnung des Tages ist uns an diesem außergewöhnlichen Nachmittag sehr viel Gutes passiert." Und die war absolut berechtigt. Zwar gelang gegen den starken Aufsteiger und Europacup-Aspiranten Eintracht Frankfurt erneut nur ein Unentschieden, aber das hart erarbeitete 1:1 (Tor: Kevin de Bruyne) sollte genügen, dieser so unglückseligen Saison doch noch ein versöhnliches Ende zu bereiten. Innenverteidiger Sebastian Prödl zog nach Abpfiff einen passenden Schlussstrich: „Der Moment gehört einfach nur der Erleichterung und die ist sehr groß. Heute gilt unser Dank unseren fantastischen Fans und jedem einzelnen Mitarbeiter des Vereins, die uns in den letzten Wochen den Rücken gestärkt haben."

Jüngster Sieg im Nordderby gegen den HSV: Überall Funkeln in den Augen

Natürlich kommt kein Nordderby gegen den Hamburger SV ohne die Erinnerung an vergangene Tage aus. Als Paradebeispiel dafür diente für die Öffentlichkeit auch im Vorfeld des jüngsten Aufeinandertreffens die unvergessliche Derbyserie von 2009. Trotzdem brachte es Geschäftsführer Thomas Eichin vor Anpfiff einleuchtend auf den Punkt: „Es interessiert mich nicht. Das ist vier Jahre her, eine Ewigkeit im Fußball. Wenn ich aber solche Höhepunkte wieder erleben will, muss ich mich der Aktualität stellen." Und genau das tat die jetzige Werder-Mannschaft, als sie am 6. Spieltag der laufenden Spielzeit auswärts den Hamburgern gegenübertrat.

Bereits vor Anpfiff sah Cheftrainer Robin Dutt „überall ein Funkeln in der Augen" seiner Spieler. Zusätzlich verhalf den Grün-Weißen die „nötige Gier und Galligkeit" zu einem hochverdienten 2:0-Sieg im 99. Duell der ewigen Rivalen. Dabei setzten die beiden tollen Treffer von Nils Petersen diesem emotionalen wie perfekten Nachmittag an der Elbe noch zwei formvollendete i-Tüpfelchen obendrauf. Die Führung hatte Kapitän Clemens Fritz nach einem mustergültigen Lauf über das halbe Spielfeld vorbereitet; der endgültige Knotenlöser für den späteren Sieg und zudem das Ende von Petersens persönlicher Pechsträhne von 1366 torlosen Bundesliga-Minuten. Den zweiten hob der Angreifer in der Nachspielzeit nach Zuspiel von Gebre Selassie gefühlvoll über HSV-Keeper René Adler hinweg in die Maschen.

Das wilde 4:4 in Hoffenheim: Unendlich erleichtert, unendlich fassungslos

Es fiel allen merklich schwer, den zuvor noch ungefilterten Adrenalinüberschuss einzudämmen nach unfassbaren 90 Minuten, die sich Werder Bremen und 1899 Hoffenheim da am letzten Novembertag wieder mal geliefert hatten. Gut 25.000 Zuschauer wurden gefesselte Zeugen eines heillos wilden und nicht minder faszinierenden Aufeinandertreffens. Wobei Werders Geschäftsführer Thomas Eichin mahnend einwandte: „Für die Zuschauer, Journalisten und alle anderen ist so ein Spiel natürlich super. Für uns und das Trainerteam ist so was eine Katastrophe." Durch jeweils „zwei volle Schubladen" aus Kritik und Lob musste sich Cheftrainer Robin Dutt hernach in seiner Analyse wühlen. Wiederholt schienen die Grün-Weißen im Laufe der Partie eigentlich schon abgeschrieben.

Gleich zwei Mal mussten sie einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher hecheln. Zuerst egalisierten Aaron Hunt und Eljero Elia binnen eines Sekunden-Doppelschlages vor dem Pausengang, ehe die Gastgeber nach Wiederanpfiff erneut eilig davonzogen. Doch Nils Petersens Anschluss (59.) weckte abermals neue Hoffnung. Zu diesem Zeitpunkt war an die „eigentlich schönste Geschichte", die dieses Spiel noch zu bieten haben sollte, noch gar nicht zu denken. „Bis gestern wussten wir vor dem Training noch nicht mal sicher, ob wir Philipp für den Kader nominieren würden", beschrieb Robin Dutt, „und dass er dann eingewechselt wird und uns noch den Punkt sichert, ist schon uneingeschränkt positiv zu sehen." Gerade 20 Minuten auf dem Feld nach monatelanger Pause aufgrund einer Knie-Arthroskopie, drosch jener Philipp Bargfrede den Ball aus einem Eckballgewühl heraus noch zum 4:4-Endstand in die Maschen. Es war zudem sein erstes Bundesliga-Tor überhaupt. Eine Geschichte, die so eben „nur in der Bundesliga" geschrieben wird, wie Thomas Eichin zwar fassungslos kopfschüttelnd und zugleich doch unendlich erleichtert feststellte.

Februar 2013, 4:1-Sieg in Stuttgart: Das Ende zweier Traumata

Zugegeben, die Reisen nach Stuttgart brachten in der jüngeren Vergangenheit zumeist kein lustvolles Unterfangen für Spieler und Fans von Werder Bremen mit sich. Bis auf eine Ausnahme 2009 hagelte es nur allzu oft Pleiten, und diese meistens auch gleich in derbstem Ausmaß. Wie an einer Kette aus kratzenden und beißend stinkenden Fischgräten reihen sich die 1:4-, 0:6-, 1:4-, 3:6- und 1:4-Niederlagen der vergangenen Jahre aneinander. Und doch, im Februar 2013 sollten die Grün-Weißen diesem Fluch endlich wieder Einhalt gebieten können. Mit phasenweise richtig gut anzusehendem Fußball und großer Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor bezwangen selbstbewusst auftretende Werderaner den VfB vor dessen heimischer Kulisse mit 4:1.

Dabei ließen sie sich auch nicht von Ibrahima Traorés zwischenzeitlichem Ausgleich aus der Fassung bringen. Offensiv trug insbesondere Mehmet Ekici einen gewichtigen Anteil daran. Zwei Tore gelangen dem türkischen Nationalspieler: Das wichtige 1:0 sowie ein grandioser Freistoß zur 3:1-Vorentscheidung, der von der Unterkante der Latte aus ins Netz sprang. Noch dazu konnten sich die Bremer von einem weiteren kleinen Trauma befreien: Im gesamten Kalenderjahr 2012 hatten sie es nicht geschafft, auch nur einmal zwei Bundesliga-Siege hintereinander einzufahren. Nach dem 2:0-Heimsieg über Hannover in der Vorwoche befreiten sie sich im Jahr 2013 ganz schnell von diesem Makel.


von Maximilian Hendel

 

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