Ernst: "Meine Jungs muss ich zum Bolzplatz ködern"

Hatte vier schöne Jahre am Bosporus: Fabian Ernst (Foto: Getty).
Profis
Freitag, 28.02.2014 / 13:59 Uhr

Vor gut sieben Monaten setzte Fabian Ernst den Schlussstrich unter eine 15 Jahre andauernden Karriere. Endlich mehr Zeit haben für Frau Julia und den Zwillingen, so die verständliche Erklärung des ...

Vor gut sieben Monaten setzte Fabian Ernst den Schlussstrich unter eine  15 Jahre andauernden Karriere. Endlich mehr Zeit haben für Frau Julia und die Zwillinge, so die verständliche Erklärung des heute 34-Jährigen. Als seine Karriere in den Anfangsjahren beim Hamburger SV nicht so richtig anlaufen will , wechselte er zum SV Werder. Und dort feierte er mit dem Doublegewinn seinen größten Erfolg in Deutschland. 

Warum Ernst mit dem Kopf schüttelt, wenn er an die türkische Berichterstattung denkt, warum seine Söhne speziell beim Fußball nicht das machen, was er möchte und welches Lokalduell für ihn die Mutter aller Derbys ist, gibt er im zweiten Teil des Interviews bei WERDER.DE preis.

WERDER.DE: Die letzten vier Jahre deiner Karriere hast du in der Türkei verbracht. Auch dort konntest du mit Besiktas Istanbul die Meisterschaft und den Pokal holen. Wie würdest du deine Zeit am Bosporus rückblickend betrachten?

Fabian Ernst: „Es war ein erfolgreiche Zeit, in der ich ein gutes Standing hatte. Ich habe viele neue Eindrücke sammeln können. Es war was Besonderes, ein anderes Land und eine andere Stadt kennenzulernen.Aber ich musste mich dort erst einmal zurechtfinden, das war nicht so leicht. Die Stadt hat immerhin 14 Millionen Einwohner. Allerdings hatte ich immer schon auch türkische Freunde, der Bezug zur Türkei war immer da. Ich bin jetzt knapp ein halbes Jahr nicht mehr in Istanbul gewesen. Ich hätte schon Bock, dort mal wieder hinzufliegen."

WERDER.DE: Es gibt Bilder von deiner Ankunft in Istanbul, kurz nach deinem Wechsel. Die Leute waren quasi in Ekstase. Wie hast du denn diesen Hype miterlebt?

Fabian Ernst: „Der Fußball hat insgesamt einen krassen Stellenwert. Nicht nur, was die Fans angeht. Allein in Istanbul gibt es zehn unterschiedliche Tageszeitungen, die tagtäglich berichten müssen. Da liest du dann plötzlich Interviews von dir selbst, die du nie gegeben hast (lacht). Da habe ich manchmal nur noch mit dem Kopf geschüttelt."

WERDER.DE: Hast du ein Beispiel parat?

Fabian Ernst: „Vor einem Spiel hätte ich meinen Mitspielern angeblich gesagt, dass sie alle nach vorne rennen sollen. Ich räume hinten schon alleine auf. Die müssen sich keine Sorgen machen. Insgesamt war viel dummes Zeug dabei."

WERDER.DE: Auch die Fankultur ist sehr speziell. Die Besiktas-Anhänger halten nach wie vor den Weltrekord in Sachen Lautstärke im Stadion. 141 Dezibel - mehr als ein Düsenjet schafft. Wie hast du die Fans dort erlebt?

Fabian Ernst: „Sie sind sehr emotional und nehmen den Fußball nicht ganz so locker (lacht). Es war teilweise außergewöhnlich in den verschiedenen Stadien zu spielen. Das kann man nicht mit deutschen Verhältnissen vergleichen, auch wenn es in Deutschland auch laut ist. Die türkischen Fans können einen schon richtig nach vorne pushen."

WERDER.DE: Welches Fan-Verhalten zeigst du denn, wenn du jetzt ins Stadion gehst?

Fabian Ernst: „Mittlerweile ein ganz normales. Ich trinke gerne auch mal ein Bier und gucke mir das Spiel an."

WERDER.DE: Schreiend erlebt man dich aber nicht, oder doch?

Fabian Ernst: (lacht) Nein, nein. Um Gottes Willen. Es sind ja auch noch ein paar Spieler auf dem Platz, mit denen ich selbst noch aktiv zusammengespielt habe und die ich privat kenne. Da halte ich mich besser zurück. (lacht)."

WERDER.DE: Wesentlich ruhiger geht es derzeit wohl in deiner Heimatstadt Hannover zu. Welches Leben führst du zurzeit?

Fabian Ernst: „Ich kümmere mich um meine Familie, ganz besonders um meine beiden Jungs, die zu meiner aktiven Zeit vielleicht etwas zu kurz gekommen sind. Sie sind jetzt fünf Jahre alt geworden. Darauf liegt aktuell mein Hauptaugenmerk."

WERDER.DE: Kann es passieren, dass Fabian Ernst nicht nur Vater von Zwillingen ist, sondern bald auch deren Trainer?

Fabian Ernst: „Ich probiere es, sie in die richtige Bahn zu lenken. Momentan haben die beiden aber mit Fußball noch überhaupt nichts am Hut. Wir haben einen Bolz-Platz um die Ecke, der ist gerade mal 50 Meter entfernt. Da schleppe ich die notgedrungen hin, damit sie mit mir Fußball spielen. Sie wollen derzeit noch gar nicht, weshalb ich sie mit Sachen ködern muss (lacht)."

WERDER.DE: Mit Hamburgern beispielsweise?

Fabian Ernst: „Ja, zum Beispiel. (lacht) Ich finde das schon ein bisschen schade, dass sie nicht wollen. Ich sehe das als meine aktuelle Lebensaufgabe an."

WERDER.DE: Ich würde gerne mit einer Derby-Frage aussteigen: Werder gegen Hamburg, Schalke gegen Dortmund, Besiktas gegen Galatasaray - du hast all diese Lokalduelle aktiv miterlebt. Welches ist für dich die Mutter aller Derbys?

Fabian Ernst: „Schalke gegen Dortmund, weil es noch einen anderen Stellenwert in Deutschland hat. Die Emotionen sind noch etwas größer. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass noch mehr Fans in die beiden Stadien passen."


Das Interview führte Timo Volkmann

 

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