Obwohl sich das Deutsch so viele Vorwürfe gefallen lassen muss, stellen sich Werders Argentinier der Herausforderung tapfer. Erst seit ein paar Wochen nehmen Franco Di Santo und Santiago Garcia Sprachunterricht. Die wichtigsten Sätze haben sie aber schon intus. Wohl jedem Fan hüpft vor Vorfreude das Werder-Herz, wenn Franco Di Santo sagt: „Ich schieße sehr gerne Tore." Lachend gibt Arne Kops Praxistipps: „Den Satz kannst du in jedem Interview benutzen, der kommt immer gut."
Danach aber schieben die drei munter Kärtchen mit einzelnen Wörtern auf dem Tisch hin und her. Die Schüler sollen den Begriffen die richtige Position im Satz zuweisen. Teilweise klappt das schon ganz gut. Santiago Garcia verfolgt jede Anweisung seines Sprachlehrers mit aufmerksamem Blick, wiederholt eben Gelerntes für sich selbst. „Santi, schießt du gerne Ecken?", fragt Arne Kops jetzt. Nach kurzem Nachdenken versteht der Verteidiger die Frage und antwortet prompt mit „Nein." Dann erkundigt er sich in seiner Muttersprache nach einem Wort und bildet selbstständig den Satz. „Ich köpfe gern."
Arne Kops von der Firma BeSpoken hat schon vielen Weder-Profis das Deutschsprechen beigebracht. Aktuell lernen auch Theodor Gebre Selassie, Luca Caldirola und Mateo Pavlovic bei ihm. Dass die beiden argentinischen Neuverpflichtungen gemeinsam Unterricht haben, ist eine Ausnahme. Normalerweise übt „Santi" gemeinsam mit seiner Freundin Carla. Die beiden gehen das Lernen mit großem Ehrgeiz an, üben sogar außerhalb der Unterrichtszeit. Obwohl Carla bald für zwei Monate nach Argentinien fliegen wird, möchte sie per „Skype" am Sprachunterricht teilnehmen. Stürmer Franco Di Santo sieht das Lernen etwas gelassener. „Deutsch ist eine sehr schwere Sprache", gibt er zu. Trotzdem verspricht er mit einem großen Augenzwinkern: „Aber wir geben unser Bestes, um sie schnell zu lernen - Santi mehr als ich..."
Während in einem Fußballspiel nach 45 Minuten Zeit zum Durchatmen wäre, widmen sich die Schüler und ihr Sprachlehrer den trennbaren Verben. Dabei haben sie ihre Schwierigkeiten mit Begriffen wie „einwechseln". Denn plötzlich hat das Wort zwei Teile und es heißt: „Der Trainer wechselt Santi ein." Franco Di Santo greift zur Schere und zerschneidet das Verb an der Stelle, an der es getrennt werden soll. Unterricht zum Anfassen.
Wie gewohnt ist das Training vorbei- und zwar nach 90 Minuten. Ein- bis zweimal wöchentlich lernen die Fußballprofis bei Arne Kops. Die Verständigung auf dem Platz klappt jetzt schon hervorragend. Schließlich wird auf dem Platz eine Sprache gesprochen: Fußball. Bis die beiden allerdings ihre ersten Interviews auf Deutsch geben können, wird es wohl noch eine Weile dauern. Es sei denn, Journalisten geben sich mit einem Satz zufrieden: „Ich schieße sehr gerne Tore."
Von Laura Ziegler