Buric: "Nach Niederlagen bin ich unerträglich"

Ist seit über acht Monaten Werders Co-Trainer: Damir Buric (Foto: nph).
Profis
Mittwoch, 19.03.2014 / 15:53 Uhr

Seinen Beruf hat Damir Buric von der Pike auf gelernt. Bereits 1991 sammelte er als Spielertrainer beim MTV Ingolstadt erste Erfahrungen. Doch seine Hochphase erlebte Buric zehn Jahre später im Breisgau. Erst in der Jugendakademie des SC Freiburg, dann in der 'Zweiten' und schließlich als Co-Trainer an der Seite von Robin Dutt bei den Profis. Von dem Erfahrungsschatz des Fußballlehrers profitiert seit dieser Saison auch der SV Werder. Acht Monate nach seiner Anstellung als Co-Trainer geht es am Freitag für den Ex-Profi zurück in die alte Heimat.

WERDER.DE traf den 'Co' am Mittwoch im Trainerbüro. Ein Gespräch über Statistik-Müll, Freiburger Zeiten und Buric‘ Unerträglichsein.

WERDER.DE: Die Mannschaft hat frei - du offensichtlich nicht. Wie kommt's?

Damir Buric: „Das ist okay. Ich habe mich entschieden in Bremen zu bleiben, um noch ein bisschen was vorzubereiten. Wir fliegen ja am Freitag nach Freiburg. Dort kann ich meine Familie dann immer noch sehen. Ich nutze ansonsten aber auch die Gelegenheit, an einem freien Tagen zu meiner Familie zu fahren."

WERDER.DE: Dann scheinst du dich in Bremen und bei Werder sehr wohl zu fühlen ...

Damir Buric: „Ich fühle mich super wohl, es ist alles wunderbar. Bremen ist eine schöne Stadt, Werder ein sehr guter Verein. Wenn meine Familie noch zu mir ziehen würde, wäre es perfekt. Mein jüngerer Sohn macht gerade seine Schule fertig. Danach könnte er mit meiner Frau zusammen nach Bremen kommen."

WERDER.DE: Und was machst du inhaltlich im Büro?

Damir Buric: „Ich gucke mir Mainz gegen Freiburg vom 19. Spieltag an. Obwohl ich in dieser Saison schon drei, vier Spiele von Freiburg über 90 Minuten gesehen habe, schaue ich mir noch mehr an, um eventuell doch noch eine neue Erkenntnis gewinnen zu können. Und genau das treibt mich an. Je mehr ich weiß, desto besser bin ich vorbereitet und kann mein Wissen weitergeben. Wir wollen die Mannschaft optimal vorbereiten."

WERDER.DE: Du warst bereits am Sonntag in Frankfurt und hast dort Freiburg 4:1 siegen sehen. Welche Erkenntnisse hast du daraus gewinnen können?

Damir Buric: „Dass Fußball nicht zu erklären ist (lacht). Frankfurt hatte mehr Ballbesitz, mehr Ecken, mehr Freistöße, mehr Flanken und mehr Torschüsse - verliert aber mit 1:4. Die ganzen Statistiken, die immer geführt werden, kannst du im Prinzip in die Mülltonne hauen. Die Freiburger hatten 1:12 Ecken gegen sich. Und genau aus ihrer einzigen Ecke machen sie ein Tor. Wie willst du das jemanden erklären? Das Spiel in Frankfurt hat gezeigt, dass Freiburg trotz der Frankfurter Dominanz Lücken erkannte und diese eiskalt ausnutzte."

WERDER.DE: Welche Stärken oder Schwächen hast du im Freiburger Spiel erkannt?

Damir Buric: „Freiburg ist läuferisch die stärkste Mannschaft in der Liga. Das bedeutet, dass sie sehr kompakt, aggressiv sind und in allen Mannschaftsteilen dicht zusammen stehen, also nicht viele Räume entstehen lassen. Wir müssen versuchen, ihren Rhythmus zu stören und in diese kurzzeitig geöffneten Fenster kommen."

WERDER.DE: Robin Dutt wird nicht müde, immer und immer wieder zu betonen, mit welcher Akribie du an deine Arbeit herangehst. Wie sauer bist du, wenn ihr ein Spiel verliert?

Damir Buric: „Niederlagen nerven mich. Ich kann dann privat nicht entspannt sein, lachen und Spaß haben. Das beschäftigt mich, ich bin dann unerträglich. Wenn ich allerdings bei der Mannschaft bin, dann muss ich positiv sein, ihr gute Laune präsentieren und ihr einen Weg zeigen, wie wir wieder gewinnen können. Arbeit ist auch immer mit Freude verbunden. Diese Lust, an den Problemen tagtäglich zu arbeiten, möchte ich dann ausstrahlen. Trotz der Belastung, dass ich genervt bin."

WERDER.DE: Wie genervt warst du nach dem 1:1 gegen Stuttgart letzten Samstag?

Damir Buric: „Ich war schon enttäuscht. Die Situation vor dem Spiel war so: Wenn du was hast, und du kannst das verlieren, dann verhältst du dich anders, als hättest du das nicht, willst es aber haben. Das kann man gut auf den Fußball und diese Partie übertragen. Das Positive war jedoch, dass wir gegen Stuttgart zumindest einen Punkt geholt haben und unseren Trend aufrechterhalten konnten."

WERDER.DE: Was ist eigentlich nach Dortmund und vor Gladbach passiert? Ist die Systemumstellung DER Grund für die Serie von fünf ungeschlagenen Spielen?

Damir Buric: „Klar ist, dass wir variabel spielen wollen. Die Mannschaft soll in der Lage sein, von dem einen System in das andere zu 'switchen'. Auch im Spiel wechseln wir häufig die Formation, spielen flach oder mit Raute. Wichtig ist dabei, dass die Spieler eine Grundordnung einhalten. Wenn du nicht gut organisiert bist, dann hast du ein Problem. Mit intelligenten Spielern ist diese Grundordnung aber möglich. Und die versuchen wir mit unseren Spielern immer weiter zu stabilisieren. Wir haben seit einigen Wochen fast alle Spieler an Bord, haben also die Qual der Wahl. Das alles kommt uns entgegen."

WERDER.DE: In Freiburg habt ihr nun die Chance, eure Serie auf sechs Partien auszubauen. Wie ist denn für dich selbst das Gefühl, wieder nach Freiburg zurückzukommen?

Damir Buric: „Das ist schon ein besonderes Gefühl, weil es ein besonderes Spiel ist. Ich habe viele Jahre für den SC Freiburg gearbeitet, hatte dort eine tolle Zeit. Meine Familie lebt noch heute in Freiburg. Wir kennen quasi noch alle Verantwortlichen beim SC Freiburg und sie kennen uns. Wir schätzen uns gegenseitig. Es geht am Freitag für beide Vereine um einiges. Es ist für mich unglaublich schwer, in diese Partie ohne Emotionen zu gehen und cool zu bleiben. Aber du musst cool bleiben."

WERDER.DE: Zu wem in Freiburg hast du denn aktuell noch Kontakt?

Damir Buric: „Zu fast allen. Es wäre jetzt zu viel, wenn ich alle Namen nenne. Das fängt beim kompletten Trainerteam an, geht über die Physios, die Zeugwarte, den Pressesprecher, den Teammanager und endet beim Präsidenten."

WERDER.DE: Auch zu einem aktuellen Spieler des SCF?

Damir Buric: „Ja, zu Oliver Baumann. Früher war er noch ganz klein, ich habe ihn in der D-Jugend trainiert. Er hat alle Phasen 'step by step' beim SC Freiburg durchlaufen. Ich habe Oliver später, als ich dann Co-Trainer war, bei den Profis erlebt. Er ist dort zur Nummer eins geworden. Ich habe gesehen, wie aus ihm ein Mann geworden ist. Mich freut es riesig, dass wir damals schon sein Potenzial erkannten und er es mittlerweile zum Spielführer geschafft hat. Es ist daher immer wieder schön, wenn wir uns wiedersehen. Wir pflegen ein sehr gutes Verhältnis."

WERDER.DE: Werder sieht in Freiburg immer ganz gut aus. Seit fast 13 Jahren haben die Grün-Weißen nicht mehr an der Dreisam verloren. Wird das am Freitagabend, gegen 22.20 Uhr, auch wieder so sein?

Damir Buric: „Es ist sehr schwer, eine Prognose abzugeben. Das Spiel kann in beide Richtungen gehen. Sieg und Niederlage werden am Freitag sehr dicht beieinander liegen. Für uns ist es wichtig, dass wir von Beginn an unsere Organisation halten. Dann bin ich auch zuversichtlich, dass wir ein gutes Spiel machen werden."


Das Interview führte Timo Volkmann

 

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