Welche Rolle spielt die Nähe zu deiner Heimatstadt Wernigerode?
Nils Petersen: „Das ist ein großer Faktor. Meine Eltern, meine Schwester, meine Oma - die alle habe ich die letzten drei, vier Jahre nicht so oft gesehen, weil die Entfernungen nach Cottbus und nach München schon groß sind. Das ist jetzt dankbar mit Bremen. Ich wusste damals, als ich in Wernigerode gewohnt habe gar nicht, dass Bremen so nah ist. Von hier fahre ich keine zwei Stunden und bin zu Hause. Das ist für uns Fußballer, die an freien Tag gerne mal nach Hause fahren, eine gute Sache. Das ist nicht zu vergleichen mit dem Aufwand, den ich in München dafür auf mich nehmen musste."
Deine gesamte Familie ist dir sehr wichtig, aber ist es richtig, dass dein Vater eine ganz besondere Rolle in deinem Leben spielt?
Nils Petersen: „Absolut. Er hat es zwar leider erst zweimal nach Bremen zum Spiel geschafft, weil er mit dem FC Magdeburg auch einen größeren Verein übernommen hat, aber wir telefonieren täglich."
Worüber wird dann gesprochen?
Nils Petersen: „Über Gott und die Welt, aber überwiegend natürlich über Fußball. Über Training, Spiele, Kritiken, über alles. Ich bin ein Spieler, er ist ein Trainer. Er kann mir deshalb Tipps geben und mir sagen, was Thomas Schaaf vermutlich gerade über mich denkt und genauso kann ich ihm sagen, was die Spieler von ihm denken, wenn er dies oder das macht. Das ist eine gute Ausgangssituation und daraus entstehen dann auch öfter mal stundenlange Gespräche am Telefon. Das findet meine Freundin dann manchmal zwar nicht so schön, wenn am freien Tag mehrere Stunden über Fußball gesprochen wird, aber das gehört dazu (lacht). Sportlich gesehen ist er mein wichtigster Gesprächspartner."
Stimmt es, dass er auch dein größter Kritiker ist?
Nils Petersen: „Früher war er extrem kritisch, da gab es keine Zufriedenheit. Mittlerweile kennt er mich, weiß wie ich ticke und auch, dass er mich nicht auf dem Boden halten muss. Nach schlechten Spielen habe ich eine so gute Selbstreflexion, dass ich weiß, dass ich Grütze gespielt habe, das muss er mir dann nicht nochmal sagen. Da versucht er mich dann aufzubauen. Nach guten Spielen ist es das Gleiche. Für mich ist es das Größte, wenn Werder gewinnt, ich getroffen habe und weiß, dass Familie und Freunde vor dem Fernseher sitzen und sich für mich freuen."
Grund zur Freude gab es für dich zuletzt häufiger...
Nils Petersen: „Sportlich bin ich im Moment erfolgreich. Das genieße ich, weiß aber auch, dass es morgen schon wieder ganz anders aussehen kann."
Das Interview führte Dominik Kupilas
Im zweiten Teil des Interviews spricht Petersen über die eigene Zukunft, die Rückkehr in die Allianz-Arena und persönliche Ziele.