Ein Team der Namenlosen? Mitnichten!

Vor dem asiatischen Champions-League-Duell gegen den iranischen Vertreter Esteghlal Teheran im April 2011: Das Team von Pakhtakor Tashkent.
Trainingslager
Freitag, 06.01.2012 / 12:33 Uhr

Der Name ,Pakhtakor Taschkent' stellt die meisten Fußballexperten hierzulande vor ein Rätsel. Taschkent - die Hauptstadt Usbekistans - ist vielen ein Begriff. Doch der Halbfinalist der asiatischen ...

Der Name ,Pakhtakor Taschkent' stellt die meisten Fußballexperten hierzulande vor ein Rätsel. Taschkent - die Hauptstadt Usbekistans - ist vielen ein Begriff. Doch der Halbfinalist der asiatischen Champions League von 2003 und 2004, wie auch der usbekische Fußball an sich, sind noch keine Fixgrößen in der mitteleuropäischen Fußballwelt - und dasobwohl die "Baumwoll-Anbauer" - so die Übersetzung Pakhtakors aus dem Usbekischen - über Jahrzehnte hinweg der Verein Usbekistans schlechthin gewesen sind. Das änderte sich erst vor nicht allzu langer Zeit...

Ein Vorbericht über Stadtrivalen, einem schwerem Unglück und alten Weggefährten. Die ideale Einstimmung auf Werders erstes Testmatch am morgigen Samstag, 07.01.2012, um 14 Uhr Bremer Zeit (ab 13.45 Uhr im Live-Ticker auf WERDER.DE) im WOW-Sportcenter in Kundu. 

Der Verein und seine Geschichte

Taschkent ist die rund zwei Millionen Einwohner große Hauptstadt des zentralasiatischen Binnenstaates Usbekistans - Pakhtakor nicht nur der renommierteste Klub der Stadt, sondern des ganzen Landes. Besonders nach Erlangen der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 dominierte der usbekische Topklub, der seit 1960 ununterbrochen die höchste Spielklasse der UdSSR hielt und sogar 1968 als einziger usbekischer Verein ein UdSSR-Pokalfinale erreichte (0:1-Niederlage gegen Torpedo Moskau), die nationalen Fußballwettbewerbe. In den letzten 20 Jahren gingen insgesamt 17(!) Titel (8x Meister, 9x Pokalsieger) an Pakhtakor, das vor seiner Gründung im Jahr 1956, erst Dinamo und darauf Spartak Taschkent hieß und ebenfalls einige Erfolge in der sowjetischen Fußballmeisterschaft feiern konnte.

Als besonderer Einschnitt der Vereinshistorie gilt das Jahr 1979, in dem bei einem Flugzeugzusammenstoß über der Ukraine sämtliche 150 Passagiere ums Leben kamen. Darunter 17 Spieler und Verantwortliche des usbekischen Klubs, die sich auf der Reise zum Auswärtsspiel bei Dynamo Minsk befanden. In Gedenken dessen richtet der Verein noch heute jeden August ein großes Jugendfußballturnier aus.

Die Gegenwart und der Kader

Den Pfad der Jugend schlägt der usbekische Abonnement-Meister von 2002 bis 2007 mittlerweile bewusst ein, denn ausgerechnet der erst 2005 neu gegründete Stadtrivale Bunyodkor Taschkent mauserte sich - nach einem Durchmarsch aus der dritten Liga - zum größten und momentan unbezwingbaren Rivalen. Vier Meistertitel in vier Jahren sprechen ihr eigene Sprache. Auch in der vergangenen, mit dem Kalenderjahr abschließenden Saison 2011 blieb für Pakhtakor hinter dem Stadtrivalen sowie Vizemeister Nasaf Qarshi nur der dritte Rang.

Das Abschneiden in der asiatischen Champions League verlief 2011 ebenfalls nicht so erfolgreich wie erhofft, was zur Folge hatte, dass der Verein seinen eingeschlagenen Weg der Jugend weiter fortsetzen sollte. Im Mai vergangenen Jahres stellte der damalige Coach Ravshan Haydarov beim Champions-League-Spiel gegen Al-Nassr aus Saudi-Arabien eine Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 21,8 auf. Zwar fehlten einige Stammspieler verletzungsbedingt, doch auch über die gesamte Saison gesehen, überschritt das Team nicht das Durchschnittsalter von 23,3 Jahren.

Pakhtakor Taschkent stellt einige aktuelle Nationalspieler des Landes. Acht Spieler, wie der zuletzt nach Südkorea ausgeliehene Russland-Deutsche und 68-fache usbekische Nationalstürmer Alexander Heinrich, befinden sich derzeit im Trainingslager mit der Nationalmannschaft und stehen deshalb für die Partie gegen die Grün-Weißen nicht zur Verfügung. Gar nicht mehr im Kader Pakhtakors steht der derzeit wohl beste Fußballer Usbekistans Odil Akhmedov, der erst an den russischen Eto'o-Klub Anzhi Makhachkala ausgeliehen und dann fest verpflichtet wurde.

Werder wird dennoch nicht auf ein Team der Namenlosen treffen, denn zumindest ein alter Bekannter befindet sich im aktuellen Kader der Taschkenter: Der mittlerweile 33-jährige Sanibal Orahovac, der zwischen 2006 und 2010 für Karlsruhe, Aue, Wehen-Wiesbaden und den FSV Frankfurt auf Torejagd ging, ist - neben Rückkehrer Alexander Heinrich - wichtigster Neuzugang bei Pakhtakor. Der Offensivallrounder soll nicht nur das Durchschnittsalter des Teams, sondern auch die Qualität im Spiel nach vorne erhöhen und die vielen jungen Spieler mit seiner (internationalen) Erfahrung anleiten. Immerhin kommt Orahovac als frischgekürter, zweitbester Spieler der montenegrinischen Meisterschaft 2011 vom FK Buduænost Podgorica. Ein kleiner Hauch von Renomee, das wohl in etwa die zu erwartenden Kräfteverhältnisse zwischen dem Team aus der usbekischen Hauptstadt und der Schaaf-Elf beschreibt. Aber Vorsicht, Werder: Auf der Bank sitzt ein 'Gottgesandter'...

Der Trainer

...auch wenn das nur die Bedeutung des Vornamens des neuen Pakhtakor-Trainers ist, hatte der Serbe Dejan Djurdjevic 2008 beim serbischen Klub FK Èukarièki Stankom - seiner ersten Station als Vereinstrainer - gleich die Nachfolge der Legende Dragoslav ,Stepi' Stepanovic anzutreten. Diese Aufgabe meisterte er mit Bravour und wechselte ein Jahr darauf zum serbischen Spitzenklub OFK Belgrad, von dem z.B. auch Aleksandar Ignjovski 2011 an die Weser wechselte. Apropos Ignjovski: Djurdjevic kennt ,Iggy' bestens! Im Jahr 2008 nahm Ignjovski an der U17-Europameisterschaft in der Türkei teil. Trainer des serbischen Teams damals: Dejan Djurdjevic. Das Team schied zwar unglücklich in der Gruppenphase aus, es wird allerdings gemunkelt, dass im Zuge dieses Turnieres ein kleiner Goldschmied aus Pancevo einen ersten Eindruck bei ausländischen Top-Vereinen hinterlassen haben soll...

Wie dem auch sei: Die Wege der einstigen Weggefährten kreuzen sich nun in Belek, weil Djurdjevic vor gut einer Woche als Nachfolger des nicht zufriedenstellend erfolgreichen Ravshan Haydarov bei Pakhtakor Taschkent als neuer Cheftrainer vorgestellt wurde. Die tatsächliche Leistungsstärke seines Teams wird also auch der neue Trainer noch nicht abschließend beurteilen können. Die Mannschaft befindet sich zurzeit noch in den Kinderschuhen der Vorbereitung auf die neue Saison, die erst in über zwei Monaten beginnt. Pakhtakors Traininglager in der Türkei hat also aller Voraussicht den Charakter eines Schnupperkurses zwischen Trainer und Mannschaft - und das gleich auf europäischem Topniveau. Entsprechend motiviert dürften die jungen Taschkenter sein, dem großen SV Werder, den Jahresauftakt 2012 zu verderben.

Übertragung

Bewegtbildcontent gibt's für alle Abonnenten am Samstagabend bei WERDER.TV in einer Zusammenfassung. Darüber hinaus bietet WERDER.DE wie gewohnt einen Live-Ticker zum Spiel an, der auch mit dem Handy unter mobil.werder.de abgerufen werden kann. Ab 13.45 Uhr meldet sich die Redaktion aus dem WOW-Sportcenter in Kundu.

 

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