Der wankende Fußball-Leuchtturm von der Ostsee

Ratlose Gesichter in Rostock: Mit nur einem Sieg aus 17 Spielen steht Hansa zurzeit auf einem Abstiegsplatz in Liga zwei.
Hansa Rostock
Montag, 16.01.2012 / 14:35 Uhr

Bevor Werder am kommenden Samstag in die Bundesliga-Rückrunde beim 1. FC Kaiserslautern startet, haben die Grün-Weißen am morgigen Dienstag, 17.01.2012, um 18 Uhr (ab 17.45 Uhr im ...

Bevor Werder am kommenden Samstag in die Bundesliga-Rückrunde beim 1. FC Kaiserslautern startet, haben die Grün-Weißen am morgigen Dienstag, 17.01.2012, um 18 Uhr (ab 17.45 Uhr im Live-Ticker auf WERDER.DE), die Möglichkeit, im Spiel beim FC Hansa Rostock letzte Feinheiten zu justieren. Dabei wird ein Werderaner besonders im Fokus stehen: Tom Trybull. „Es ist ein besonderes Spiel für mich. Ich hatte drei tolle Jahre in Rostock und durfte dort mit 17 Jahren meine ersten Erfahrungen als Profi sammeln. Ich habe immer noch viele Freunde in Rostock und sogar meinen letzten Winterurlaub dort verbracht", so der 18-Jährige, der im Sommer 2011 von der Ostsee an die Weser wechselte und zuvor drei Jahre in Rostock aktiv war.

WERDER.DE stellt im Folgenden Trybulls Ex-Klub vor.

Der Verein und seine Vergangenheit:

Am 28.12.1965 entstand an der Ostsee etwas, dass sich bis heute als erfolgreichen Leistungsfußball über die Grenzen Mecklenburg-Vorpommerns etablieren sollte. Um 18:32 Uhr wurde die Unterschrift unter den Vertrag gesetzt, die Gründung des F.C. Hansa Rostock war in trockenen Tüchern. So wurde die Rostocker Fußballabteilung aus dem Gesamtverein SC Empor Rostock gelöst. Die Einwohner Rostock bestimmten dabei den Vereinsnamen in Anlehnung an die mittelalterliche Hanse und wählten die Kogge als Vereinssymbol. Fortan war der Verein stets in der DDR-Oberliga bzw. DDR-Liga, also der höchsten bzw. zweithöchsten Spielklasse, vertreten und machte zu dieser Zeit Höhen und Tiefen durch. Wie in der Meisterschaft erreichten die Ostseestädter im nationalen Pokalwettbewerb oftmals nur den undankbaren zweiten Platz. Auf europäischer Ebene sorgte Hansa vor allem im Hinspiel des Messepokals 1969 gegen Inter Mailand für Aufsehen (2:1). Nach einem 0:3 im Rückspiel war für die Rostocker hingegen in der 2. Runde dieses Wettbewerbs Endstation.

Im letzten Jahr des Bestehens der ostdeutschen Spitzenliga feierte die Mannschaft unter Coach Uwe Reinders, der acht Jahre für den SV Werder als Spieler aktiv war, 1991 mit dem Double aus Meistertitel und Pokalsieg ihren größten Erfolg. Gleichzeitig qualifizierte sich Rostock gemeinsam mit dem 1. FC Dynamo Dresden für die gesamtdeutsche Fußball-Bundesliga, aus der sich der Klub jedoch schnell wieder verabschiedete. Ab 1995 entwickelte sich Hansa mit zehn Bundesligateilnahmen in Serie zur erfolgreichsten Mannschaft der neuen Bundesländer. Nach der erfolgreichsten Erstligasaison mit der größten Punkteausbeute (1997/1998, 51 Zähler) stand ein sechster Rang zu Buche und somit auch die Qualifikation für den UI-Cup, in dem Rostock allerdings am ersten Gegner, dem Debreceni VSC aus Ungarn, scheiterte. 1999/2000 schieden die Ostseestädter erst im Halbfinale mit 2:3 beim FC Bayern München aus dem DFB-Pokal aus. 2005/2006 rutschte die Hansa-Kogge nach einer Dekade erstmalig wieder in der 2. Bundesliga ab. Trotz eines zwischenzeitlichen Wiederaufstiegs in die Bundesliga 2007/2008 konnte der Klub in einer strukturschwachen Region die wirtschaftlichen Nachteile gegenüber der Konkurrenz nicht mehr wettmachen und stürzte bis in die 3. Liga ab. Auch das Image des Vereins bröckelte mehr und mehr, da „Hansa-Anhänger" wiederholt für Randale sorgten. Mit einer neuen Führungscrew konnte Hansa Rostock den Absturz in die Drittklassigkeit nach nur einer Spielzeit ausbessern und stieg im Sommer 2011 wieder in die 2. Bundesliga auf.

Die Gegenwart und der Kader:

In den letzten Jahren brachte Hansa viele Spieler hervor, die sich nachfolgend bei größeren Vereinen in der Bundesliga etablierten (beispielsweise Sergej Barbarez, Jonathan Akpoborie, Oliver Neuville, Victor Agali, Steffen Baumgart, der mittlerweile als Co-Trainer in Rostock arbeitet, Martin Pieckenhagen oder Stefan Beinlich).

Um Kapitän Sebastian Pelzer herum gelang Hansa in der aktuellen Zweiliga-Spielzeit lediglich ein Sieg (am 11. Spieltag, 2:0 zuhause gegen den TSV 1860 München) in 19 Spielen und steht mit zwölf Zählern auf dem vorletzten Tabellenplatz, punktgleich vor dem Karlsruher SC. Da die Rostocker erst Anfang Februar mit einem Auswärtsspiel beim VfL Bochum in die Rückrunde starten, haben sie bislang nur ein Vorbereitungsspiel absolviert. Am vergangenen Samstag unterlag der FC Hansa beim Drittligisten SV Babelsberg mit 1:2. Den einzigen Hansa-Treffer erzielte Björn Ziegenbein mit einem direkt verwandelten Freistoß. In der zweiten Liga haben die Rostocker vor allem in der Offensive Nachholbedarf: Insgesamt gelangen erst 13 Tore - der schlechteste Wert aller Zweitligisten. So sind Marek Mintal, Marcel Schied, Matthias Holst und Tobias Jänicke (22) mit je zwei Treffern die besten Schützen des FC Hansa.

Zwei altbekannte Gesichter sind im Kader der Rostocker zu finden. Über den Sportklub Puntigamer Sturm Graz fand Timo Perthel, der in seiner Bremer Vergangenheit ein Bundesligaspiel für die Profis bestritt, im vergangenen Sommer den Weg nach Rostock und absolvierte bisher 16 Zweitligapartien für Hansa. Darüber hinaus ergriffen die Ostseestädter die Chance, Dominic Peitz, der vor dieser Spielzeit von Union Berlin zum FC Augsburg wechselte, kurzfristig von den Fuggerstädtern auszuleihen. Mit Peitz, der von 2005 bis 2008 in Werders U 23 zum Einsatz kam, konnte Hansa seinen Wunschspieler verpflichten. In zwölf Partien konnte sich Peitz bislang einmal in die Torschützenliste eintragen.

Der Trainer:

Das Team wird seit dem 07.12.2011 unter der Leitung von Wolfgang Wolf geführt. Der 54-Jährige, der u. a. in Nürnberg, Kaiserslautern sowie Wolfsburg als Trainer aktiv war, trat zum Jahresende die offizielle Nachfolge von Peter Vollmann an und soll den Verein vor dem Wiederabstieg in die 3. Liga retten. Um dieses Ziel realisieren zu können, baut Wolf vor allem auf mögliche Neuzugänge. Doch die DFL hat den Weg dazu vorerst sperren müssen, da der Zweitligist 4,5 Millionen Euro Steuergelder nachzahlen musste. Nach einer Einigung mit seinen Gläubigern auf eine Stundung dieser Summe hat der Verein die Auflagen der DFL erfüllt. Im Zuge dessen wird die DFL die verhängte Transfersperre wohl wieder aufheben, weshalb eine Verpflichtung des vereinslosen Schweden Freddy Borg als recht wahrscheinlich einzustufen ist. Der 1,85 Meter große Mittelstürmer absolviert seit einigen Tagen ein Probetraining in Rostock und wird voraussichtlich auch gegen Werder zum Einsatz kommen.

Die Bilanz:

In der Bundesliga trafen beide Mannschaften bereits 24 Mal aufeinander, wovon die Grün-Weißen zwölf Siege, bei fünf Unentschieden sowie sieben Niederlagen verbuchen konnten. In der 2. Runde des DFB-Pokals 1998/1999 setzte sich Werder nach einer 3:0-Führung am Ende knapp mit 3:2 durch. Das letzte Testspiel bestritten beide Teams im Rahmen ihrer Sommervorbereitung auf die Saison 2008/2009. Nach Toren von Vranjes, Rosenberg, Almeida (2x) sowie Özil fuhr der SVW in Rostock einen ungefährdeten 5:1-Sieg (Gegentor Régis Dorn) ein.

Das Stadion:

Die Deutsche Kreditbank AG erwarb 2007 für zehn Jahren die Namensrechte am 1954 erbauten Ostseestadion, das zur Jahrtausendwende in 16 Monaten Bauzeit schrittweise als reine Fußballarena neu errichtet wurde. Das Stadion bietet 29.000 Zuschauern Platz und genügt auch internationalen Ansprüchen. Im März 2002 fand erstmalig auf Rostocker Boden ein Länderspiel des DFB statt (gegen die USA). 2006 wiederholte sich dies mit der Partie der deutschen Nationalmannschaft gegen Georgien.

Für alle Zuschauer wird die Osttribüne des Stadions geöffnet sein. Die Karten kosten 10 Euro (zzgl. 1 Euro Vorverkaufsgebühren) beziehungsweise für Schüler, Studenten oder Menschen mit Schwerbehinderung ermäßigt 5 Euro (zzgl. 1 Euro Vorverkaufsgebühren). Tickets für die Partie sind im Vorverkauf noch über folgende Wege zu erhalten: im F.C. Hansa Fan-Shop (Breite Str. 12-15, 18055 Rostock), im Hansa Sporthaus (Warnow Park, Lütten Klein), per Online-Ticketing auf der Homepage von Hansa Rostock sowie per Telefon unter 0381-3770 120.

Die Übertragung:

WERDER.TV zeigt die Höhepunkte dieser Partie in der Nacht auf Mittwoch. Zusätzlich informiert WERDER.DE wie gewohnt mit einem Live-Ticker, der auch mit dem Handy unter mobil.werder.de abgerufen werden kann, direkt aus der DKB-Arena. Ab 17.45 Uhr meldet sich das WERDER.DE-Team aus Rostock.

von Timo Volkmann

 

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