Der Spitzenreiter mit der offenen Rechnung

Die Hinausstellung von Tormann Esteban Alvarado im Skandalspiel in Amsterdam sorgte beim Alkmaarer Team für Aufregung.
AZ Alkmaar
Dienstag, 10.01.2012 / 16:17 Uhr

Die Zeit der großen Drei im niederländischen Fußball ist seit spätestens 2009 endgültig vorbei: Nach 28 Jahren konnte mit dem AZ Alkmaar ein Team das Triumvirat mit Abonnement für die Spitzenplätze ...

Die Zeit der großen Drei im niederländischen Fußball ist seit spätestens 2009 endgültig vorbei: Nach 28 Jahren konnte mit dem AZ Alkmaar ein Team das Triumvirat mit Abonnement für die Spitzenplätze durchbrechen und den zweiten nationalen Meistertitel der Vereinsgeschichte erlangen. Das eben die nicht permanent steil nach oben verlief, wer dem Vorzeigeklub aus Nordholland wieder in die Spur verhalf und welche aktuellen Alkmaarer für Werder brandgefährlich werden könnten, lesen Sie im Vorbericht zu Werders zweitem Testspielgegner in Belek. Das Spiel wird am morgigen Mittwoch, 11.01.2012, um 14.30 Uhr Bremer Zeit (ab 14.15 Uhr im Live-Ticker) im WOW-Sportcenter in Kundu ausgetragen.  

Der Verein und seine Geschichte

Am 30. Juni dieses Jahres wird der AZ Alkmaar sein 45-jähriges Jubiläum feiern. Ein vergleichsweise junger Klub, der 1967 jedoch aus einer Fusion entstand: Alkmaar'54 Club und der erst 1964 gegründete, aufstrebende FC Zaanstreek befanden sich zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses im grauen Mittelmaß der Eerste Divisie (zweite niederländischen Liga). Der Zusammenarbeit (aus Alkmaar und Zaanstreek wurde AZ) folgte ein Jahr darauf der prompte Aufstieg in die Eredivise. Während die frühen 70er Jahre im Zeichen finanzieller Probleme und einer sportlichen Findungsphase standen, starteten die "Rot-Weißen" aus Nordholland ab 1977 durch; einigen Top 3-Platzierungen und dem Europapokaldebüt folgte der nationale Pokalgewinn 1978. Zudem stieg der Verein unter dem deutschen Trainer Georg Kessler in die erste Meisterschaft 1981. Im selben Jahr erreichte man sogar das UEFA-Cup-Finale, scheiterte jedoch an Ipswich Town.

Doch schon bald darauf setzte der sportliche Niedergang des Klubs ein, wichtige Investoren zogen sich zurück, AZ stieg 1988 sogar ab und dümpelte acht Jahre lang in den Niederungen der zweiten Liga vor sich hin, bis Unternehmer und Self-Made-Millionär Dirk Scheringa, sich des gebeutelten Vereins annahm und kräftig in den vormaligen Topklub investierte. Einem Intermezzo in der Eredivisie in der Saison 96/97, dem direkten Wiederabstieg und dem erneuten Aufstieg 1999 in Liga eins folgten Jahre der sportlichen und wirtschaftlichen Stabilisierung. 2004 erreichte AZ Alkmaar unter Trainer Co Adriaanse sogar wieder die Qualifikation fürs internationale Geschäft und stieß im darauf folgenden Jahr sogar bis ins UEFA-Cup-Halbfinale vor. Erfolgscoach Adriaanse unterschrieb kurz darauf beim portugiesischen Spitzenklub FC Porto. Seine Nachfolge übernahm der ehemalige Bondscoach Louis van Gaal.

Einziges Aufeinandertreffen auf Werder und die Folgen

Unter der Leitung van Gaals erreichte AZ das Viertelfinale des UEFA-Pokals 06/07, wo den Nordholländern der SV Werder zugelost wurde. Nach einem torlosen Remis in Alkmaar sah es so aus, als könne der Außenseiter um Ex-Weltklassestürmer Shota Arveladze und Danny Koevermans, dem heutigen Frings-Kollegen beim FC Toronto, seine Chance auf ein Weiterkommen wahren. Doch Miroslav Klose mit zwei Treffern sowie Diego mit dem Schlusspunkt bereiteten allen Werderanern einen herrlichen Europacup-Abend und setzten einem erneuten Husarenritt des AZ Alkmaar durch Europa damit ein jähes Ende. Als Tabellenführer vor dem letzten Spieltag der Saison 06/07 landeten die Nordholländer schlussendlich nur auf Rang drei und verpassten sogar die Qualifikation für die Champions League.

Die Spirale des Misserfolges drehte sich im Jahr darauf sogar noch weiter Richtung grauem Mittelmaß. Platz elf, kein internationaler Wettbewerb, Unzufriedenheit allenthalben waren das Resultat. Selbst Louis van Gaal kokettierte mit vorzeitigem Abschied, blieb dann aber letztendlich bei den "Rot-Weißen" und schaffte das, womit niemand rechnen konnte: Mit einer im Vergleich zum Vorjahr fast identischen Mannschaft verhinderte man den fünften Meistertitel des PSV Eindhoven, holte die Meisterschale zum ersten Mal seit 28 Jahren wieder nach Alkmaar und sprengte somit die Ajax-PSV-Feyenoord-Dynastie, die seit Jahrzehnten, den Gewinn der Liga unter sich ausmachte. Auf dem vorläufigen Höhepunkt der Klubhistorie entschied sich Trainer Louis van Gaal, dem Verein den Rücken zu kehren und beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München anzuheuern. Nachfolger wurde ein weiterer Ex-Barcelona-Coach: Ronald Koeman. Dessen Beschäftigung wehrte allerdings nicht lange: Nach wenigen Monaten wurde der ehemalige Weltklasseverteidiger mangels Erfolges entlassen und vom damaligen belgischen National- und Ex-Gladbachtrainer Dick Advocaat beerbt. Unter der Bürde der Doppelfunktion sollte er Alkmaar wieder ins internationale Geschäft führen, was mit dem fünften Platz am Saisonende auch gelang. Advocaat wurde daraufhin als Nationalcoach Russland engagiert und war somit nicht mehr für den Klub verfügbar.

Der Trainer, der Kader und die aktuelle Entwicklung

Vor der Saison 2010/11 kam Gertjan Verbeek als neuer Trainer von Heracles Almelo, mit denen der gebürtige Overijssler zuvor überraschend den sechsten Platz der Eredivisie belegte. Verbeek, der 2012 seinen 50. Geburtstag feiert, hatte einiges an Umbauarbeiten im Team zu leisten. Entscheidende Spieler verließen Alkmaar: Die Toptorjäger El Hamdaoui (Ajax) und Dembélé (Fulham) spülten wie auch Jeremain Lens (PSV Eindhoven) und David Mendes da Silva (RB Salzburg) viel Geld in die Kassen, hinterließen jedoch gleichzeitig große Lücken. Diese konnte Verbeek bereits in seiner ersten Saison kompensieren und führte AZ 2011 erneut ins internationale Geschäft. In dem UEFA-Cup-Nachfolgewettbewerb, der UEFA-Europaleague, überwintert der niederländische Tabellenvierte der vergangenen Saison. Noch viel besser läuft es momentan in der heimischen Meisterschaft. Diese führt AZ Alkmaar nämlich dank herzerfrischendem Offensivfußballs mit 38 Punkten und einem Punkt Vorsprung vor dem PSV Eindhoven an Das Team von Gertjan Verbeek schießt wettbewerbsübergreifend im Schnitt fast 2,5 Tore pro Spiel! Ein enormer Wert, der torreiche Partien in der Hinrunde 11/12 mit sich brachte.

Dabei fällt auf, dass es bei AZ Alkmaar nicht mehr den klassischen Torjäger gibt. Die Scorerpunkte sind gut aufgeteilt. Bester Ligatorschütze ist mit dem Schweden Rasmus Elm beispielsweise ein Mittelfeldspieler. Doch auch in vorderster Front ist jeder Spieler für Tore gut. Den bulligen US-Mittelstürmer Jozy Altidore, der trotz seiner 22 Jahre bereits über große internationale Erfahrung verfügt, flankieren die pfeilschnellen Außenläufer Brett Holman, 53-facher australischer Auswahlstürmer, und Roy Beerens, der vor Saisonbeginn vom SC Heerenveen kam und derzeit einziger holländischer Nationalspieler der Alkmaarer ist. Kapitän der Nordholländer ist der finnische Innenverteidiger Niklas Moisander - einer der letzten Mohikaner aus dem Meisterteam von 2009. Einziger Akteur der schon 2007 beim bisher ersten und letzten Aufeinandertreffen mit Werder Bremen dabei war, ist Maarten Martens. Der Belgier verpasste wegen einer Knöchelverletzung allerdings den Großteil der Hinrunde. Dafür spielte sich der 18-jährige Adam Maher im zentralen offensiven Mittelfeld in den Vordergrund. Er bestritt in seiner ersten Saison alle Liga-Spiele und erzielte dabei vier Tore und bereitete vier weitere vor. Maher debütierte trotz seines jungen Alters schon für die niederländische U21. Spätestens seitdem Auftritt des 17-jährigen Anderlechters Dennis Praet im Spiel gegen den SVW am vergangenen Montag, sollten die Grün-Weißen auch diesen Benelux-Jugendnationalspieler auf dem Schirm haben.

Ein mediales Echo der eher unfreiwilligen Natur erhielt Alkmaar zum Abschluss des 2011er Jahres. Während des Pokalspiels bei Ajax Amsterdam versucht ein 19-jähriger Holländer AZ-Schlussmann Alvarado mit einem "Kung-Fu-Tritt" niederzustrecken. Zuvor war der junge Mann den Ordnern in der Amsterdam Arena entwischt und sprang rücklings auf den erschrockenen Nationaltorhüter Costa Ricas zu. Esteban setzte sich daraufhin zur Wehr und wurde dafür mit der roten Karte vom Platz gestellt. Nach dieser Aktion beorderte Trainer Verbeek seine Spieler aus Protest zurück in die Kabine, was einen Spielabbruch zur Folge hatte. Dem Angreifer wurden als Strafe mittlerweile 30 Jahre Stadionverbot aufgebrummt. Die Partie wurde neu angesetzt und wird in zehn Tagen vor leeren Rängen ausgetragen. Zusätzlich wurde der Platzverweis von Estesban annuliert.

Die Übertragung:

Die Höhepunkte der Partie sind bei WERDER.TV in der Zusammenfassung ab Mittwochabend zu sehen. Darüber hinaus bietet WERDER.DE wie gewohnt einen Live-Ticker zum Spiel an, der auch mit dem Handy unter mobil.werder.de abgerufen werden kann. Da Werders zweiter Auftritt um 14.30 Uhr Bremer Zeit angepfiffen wird, meldet sich das WERDER.DE-Team ab 14.15 Uhr aus Kundu.

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