Hinten weniger zulassen, vorne gefährlich bleiben

Hoffenheims Schlussmann Tom Starke musste erst ein Mal hinter sich greifen. Claudio Pizarro wird versuchen, das zu ändern
Donnerstag, 25.08.2011 / 16:30 Uhr

Der wichtigste Mann des Gegners ist körperlich angeschlagen. Sein Einsatz am Samstag, 27.08.201, ab 15.30 Uhr in Sinsheim ist zwar nicht gefährdet. Dennoch wird er von Schmerzen geplagt...

Der wichtigste Mann des Gegners ist körperlich angeschlagen. Sein Einsatz am Samstag, 27.08.2011, ab 15.30 Uhr in Sinsheim ist zwar nicht gefährdet. Dennoch wird er von Schmerzen geplagt, die ein gut fünf Zentimeter langer Riss des Schürzenbinder-Muskels unter der rechten Achselhöhle auslöst. Das Team von Werder Bremen könnte in gewisser Weise sogar zu einem beschleunigten Heilungsprozess bei Holger Stanislawski beitragen. Je weniger Grund zum jubelnden Armhochreißen dem Cheftrainer der TSG 1899 Hoffenheim gegeben wird, umso wirkungsvoller bleibt dessen malade Körperregion geschont.

Schaafs Erkenntnisse und Anhaltspunkte aus den vergangenen Partien

Fraglos benötigt es für die größtmögliche Ausbeute der Grün-Weißen beim schweren Auswärtsgang zum punktgleichen Tabellen-Siebten jedoch wieder das nächste Vorwärtskommen der eigenen Leistungsfähigkeit. „Wir befinden uns in einer Situation, in der noch nicht alles passt und reibungslos funktioniert", weiß Werders Cheftrainer Thomas Schaaf das derzeitige Vermögen seiner Mannschaft einzuschätzen. Erkenntnisse und Anhaltspunkte lieferte nicht zuletzt die jüngst zurückliegende Praxis. Sowohl die torreichen Spektakel gegen Freiburg (Bundesliga, 5:3) und St. Pauli (Test, 5:4) als auch die knappen Niederlagen gegen Leverkusen (Bundesliga, 0:1) und Fenerbahçe Istanbul (Test, 0:1) eröffneten dem 50-Jährigen: „Wir zeigen gute Sachen auf. Zum Beispiel, dass wir druckvoll agieren können in der Offensive, uns aber wiederum auch das Leben schwer machen können in der Defensive."

Die Aufgaben des sportlichen Verantwortungsteams bleiben daher anspruchsvoll und vielschichtig. Die weitere Integration der Neuzugänge, das Aufbauen der Rückkehrer aus dem schrumpfenden Lazarett, das Zusammenwachsen auf dem Rasen, die Verfeinerung spielerischer und taktischer Automatismen - und bei all diesen Anforderungen natürlich den stetigen Zuwachs von Punkten voranzutreiben. Aber „jeder Wettkampf hilft, um alle auf ein gutes Niveau zu bringen, um die Dinge sinnvoller, strukturierter und besser zu machen", verdeutlicht Thomas Schaaf, dessen dauerhafte Vorgabe lautet: Schritt für Schritt nach vorn. Mit Hilfe einer Defensive, „die besser steht und weniger zulässt" und zugleich einer Offensive, die „gefährlich bleibt und Aktionen effektiv umsetzt." Derweil stellt sich Schaafs Amtskollege Holger Stanislawski - nach fünf eindrucksvollen Cheftrainer-Spielzeiten und insgesamt 18 Jahren in beinah sämtlichen Funktionen und Tätigkeiten beim FC St. Pauli - der großen Herausforderung, in Hoffenheim unter einer elementar umgekehrten Vereinsphilosophie trotzdem ambitionierte sportliche Ziele in Erfüllung gehen zu lassen. Die Zeiten, in denen 1899 als Schlaraffenland des grenzenlosen finanziellen Haurucks schien, sind vorbei.

Nur ein Lautsprecher trübt Stanislawskis gelungenen Einstand

Eine Infrastruktur aus neuem Stadion und Trainingszentrum, die allerhöchsten Ansprüchen genügt, wurde förmlich aus dem Boden gestampft, Millionentransfers wie Carlos Eduardo, Demba Ba oder Luiz Gustavo sind mittlerweile gewinnbringend verkauft worden. Auch um Josip Simunic (Hajduk Split) und Vedad Ibisevic (Blackburn Rovers) ranken sich hartnäckig Wechselgerüchte. Seit der vergangenen Saison wird ausdrücklich auf junge, im besten Falle noch einheimische Talente gesetzt, die auf höchstem Niveau mit Identifikation, Elan und Spielfreude für Furore sorgen sollen. Holger Stanislawski ist derjenige, den die Verantwortlichen im Kraichgau als prädestinierten Mann für diesen Weg sehen. „Wir versuchen, mit dem Trainerteam der Mannschaft täglich die Einstellung vorzuleben, die wir auch von ihnen erwarten. Dazu gehören Leidenschaft und Begeisterung", sagte der ehemalige Hamburger im Interview mit WERDER.de. Dabei fehlt es allerdings nicht an Korsettstangen. Torwart Tom Starke befindet sich in blendender Verfassung, im Mittelfeld ragen vor allem Sebastian Rudy und Sejad Salihovic heraus. Und in der Spitze lässt Ryan Babel mehr und mehr erkennen, zu was er fähig sein kann.

Der gelungene Saisonbeginn hat die Hoffnungen auf Erfolg nur verstärkt. „Sie zeigen immer mehr auf, wofür sie stehen und finden zu alter Stärke zurück", lobt Thomas Schaaf, „sie haben ihren Offensivdrang nicht verlernt, verfügen über gefährliche Spitzen und harmonieren als Team sehr gut." Nach einer unglücklichen Auftaktniederlage in Hannover folgten zwei Siege. Vor allem der 1:0-Erfolg gegen Meister Borussia Dortmund hallte nach. Nicht nur sportlich. Ein ohrenquälender Lautsprecher nahe des BVB-Fanblocks sollte Gesänge der Gästefans gegen die TSG und ihren Mäzen Dietmar Hopp übertönen. Der DFB-Kontrollausschuss hat sich dem Fall mittlerweile angenommen. „Wir haben den deutschen Meister geschlagen, doch vier Tage lang wird nicht über Fußball gesprochen", ärgerte sich Stanislawski noch am letzten Wochenende nach dem Auswärtssieg in Augsburg. Werders Geschäftsführer Klaus Allofs meinte abschließend: „Diese Geschichte hat mich schon verwundert, aber ich bin mir sicher, dass das Gerät am Samstag nicht mehr zu finden sein wird." Dann soll sich alles wieder ausschließlich um den Fußball drehen.

von Maximilian Hendel

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