Thomas Schaaf: "Ich hüte mich vor Ratschlägen"

Hertha gegen Werder ist auch ein Duell zwischen Rehhagel und Schaaf.
Donnerstag, 01.03.2012 / 15:24 Uhr

Die Ungeduldigsten unter den Journalisten hatten schon auf der Spieltags-Pressekonferenz in der letzten Woche die Aufmerksamkeit auf das nun Anstehende lenken wollen. Am heutigen Donnerstag...  

Die Ungeduldigsten unter den Journalisten hatten schon auf der Spieltags-Pressekonferenz in der letzten Woche die Aufmerksamkeit auf das erst jetzt Anstehende lenken wollen. Am heutigen Donnerstag vor dem mit großer Neugier und erheblichem Interesse begleiteten Bundesliga-Auswärtsspiels von Werder Bremen bei Hertha BSC (Samstag, 03.03.2012, 15.30 Uhr) durfte der Fokus ausschließlich darauf gerichtet werden. Bekanntermaßen steht das Wiedersehen mit einem ganz besonderen Bekannten an, weswegen Thomas Schaaf so viele Fragen wie über keinen anderen Kollegen auf einer gegnerischen Trainerbank gestellt wurden.

Herthas Rettung schon ein Tanz auf der Rasierklinge

Wie ist ihr gemeinsames Verhältnis? Wie oft sehen Sie sich? Was ist in Erinnerung geblieben? Was haben Sie sich von ihm abgeschaut? Welche Ratschläge können Sie ihm in der jetzigen Situation seiner Mannschaft geben? „Ich nehme immer gerne welche an, aber werde mich hüten, Otto Rehhagel Ratschläge zu geben", erwiderte Thomas Schaaf respektvoll. Dieser Otto Rehhagel ist nicht irgendein Altmeister seines Fachs. Zwischen 1981 und 1995 wirkte der gebürtige Essener vierzehn erinnerungswürdige Jahre an der Weser, gewann zwei Meisterschaften, zwei DFB-Pokale und den Europacup der Pokalsieger. Sein weiterer Weg führte ihn in Folge eines Intermezzos beim FC Bayern über den Gipfel des Betzenberges (Meister 1998 mit dem Aufsteiger FCK) bis auf den Thron der Akropolis. Doch die neuerliche Herausforderung nach über 4000 Tagen ohne Bundesliga-Engagement hat es ebenfalls in sich. Unlängst übernahm er den in bedrohliches Fahrwasser entglittenen Hauptstadtklub.

Ihm und seinen beiden Assistenten René Tretschok und Ante Covic wurde nur eine einzige Aufgabe übertragen: Sie sollen das kurz- wie wohl vor allem langfristig folgenreiche Desaster eines erneuten Abstieges ins Unterhaus verhindern. Über den mehr und mehr anschwellenden Schwierigkeitsgrad macht sich der 73-Jährige keine Illusionen. Erst recht nicht nach der beklemmenden 0:3-Auswärtsniederlage beim direkten Konkurrenten FC Augsburg zum Einstand. „Es ist drei vor zwölf, es ist ein Tanz auf der Rasierklinge!", quittierte Otto Rehhagel diesen denkbar schweren Genickschlag. Hinter seiner mittlerweile auf Rang 16 zurückgefallenen, zutiefst verunsicherten Mannschaft liegen Monate einer kaum vorhersehbaren sportlichen Rückwärtsentwicklung, die im Spätherbst 2011 ihren Anfang nahm. Bis dahin präsentierte sich der Aufsteiger als tüchtiger Punktesammler, der gerade einigen qualitativ besser gestellten Gegnern mit gereifter taktischer Disziplin, unermüdlichem Teamwork und teils pfiffigem Konterspiel erfolgreich entgegentrat. Allerdings rückten alsbald Nebenschauplätze in den Vordergrund. Öffentliche Vertragsdebatten zwischen Verein und Trainer Markus Babbel bestimmten die Szenerie, die im weiteren Verlauf zum gegenseitigen Zerwürfnis ausarteten.

Werders Weg: Balance aus Wille und Verstand

Zu allem Übel blieben weitere Siege aus. Am letzten Vorrunden-Spieltag holte Hertha BSC durch ein 1:1 in Hoffenheim den 20. Punkt. Kurz darauf wurde Babbel beurlaubt. Die Zusammenarbeit mit Nachfolger Michael Skibbe geriet zur grotesken Kurzzeit-Liaison, aus der vier Bundesliga-Niederlagen am Stück sowie das unglückliche Pokal-Aus gegen Gladbach hängenblieb. Mittlerweile weist die Rückrundenbilanz null Punkte und ein Torverhältnis von 1:14 aus. Es klingt nicht hoffnungsfroh. „Wir sind derzeit alle am Boden zerstört", klagte Verteidiger Christoph Janker. Kapitän Andre Mijatovic fand ebenso Töne, die einem Requiem gleichen: „Da kannst du drei Otto Rehhagel und einen Mourinho auf der Bank haben - wenn wir so weiterspielen, dann kann uns keiner helfen." Es liegt nun an Otto Rehhagel, diesen Trauerstimmen wieder Mut und Courage zu dirigieren. Er sagt im Interview mit herthabsc.de: „Die Augsburger haben uns vorgemacht, wie man in diesen Spielen zur Sache geht. Es heißt Abstiegskampf und das müssen meine Jungs verinnerlichen."

Auch wenn dem Kontrahenten noch dazu die Verletzten Maik Franz (Kreuzbandriss), Fabian Lustenberger (Mittelfußprellung) sowie die gesperrte Mittelfeld-Zentrale aus Andreas Ottl und Peter Niemeyer fehlt, lässt Thomas Schaaf in seiner Vorbereitung die Misere des Kontrahenten außen vor: „Ich rechne mit einer starken Mannschaft von Hertha BSC. Alles andere zählt für mich nicht. Ihr Spiel ist geprägt davon, dass sie sehr kompakt stehen und in der Defensive intensiv arbeiten. Aber auch in der Offensive gute Leute haben. Da muss man schon aufpassen." Die Analyse der eigenen zurückliegenden Niederlage richtete sich derweil auf die fehlende Balance. „Gegen Nürnberg haben wir mit mehr Willen als Verstand gespielt", urteilte der 50-Jährige. Ein Gleichgewicht, das möglichst in Berlin wiederhergestellt werden soll: „Wir sollten dem Spiel treu bleiben, das uns stark macht! Ich hoffe, dass wir uns durchsetzen. Wir brauchen alle Punkte, die man sammeln kann."

Maximilian Hendel

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