Ganz anders sieht es bei den ‚Roten‘ aus der niedersächsischen Landeshauptstadt aus. „Ich bin gern unterwegs", meinte 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke milde schmunzelnd, kurz bevor ein 2.000-Kilometer-Trip in die Ungewissheit, was da sportlich eigentlich auf die Mannschaft zukommt, begann. Vorgestern war der 39-köpfige Tross in Hannover-Langenhagen abgeflogen, auf dem Zwischenstopp in Charkow vervollständigte ein ortskundiger Fluglotse die Crew, damit die Maschine wenig später auch wohlbehalten auf der unbeleuchteten Landebahn des örtlichen Militärflughafens aufsetzen konnte. Mit an Bord befand sich ebenfalls Christoph Rau, der eigens als Koch engagierte Chef einer Hannoveraner Gourmet-Schule. Mittelfeld-Routinier Altin Lala gab seine Hoffnungen via Bild-Zeitung prägnant bekannt: „Hinfliegen, gewinnen, zurückfliegen!" Und so geschah es. An diesem Freitag nun kehrt der derzeitige Tabellen-Sechste von seiner mühseligen und sportlich dennoch erfolgreichen Expedition aus der zentralukrainischen Stadt Poltawa zurück.
Dort war am späten Donnerstagabend dank der Tore von Mohammed Abdellaoue und Christian Pander ein hart erkämpfter 2:1-Erfolg in der Euro-League-Gruppe B gegen Worskla Poltawa gelungen. Die Gastgeber zeigten sich insbesondere in der zweiten Halbzeit mehrheitlich als unangenehmer und wehrhafter Duellant und standen in der Schlussphase kurz vor dem Ausgleich. Nach Abpfiff interessierte das niemanden mehr. Die Niedersachsen richten ihren Kurs nach vier Punkten aus den ersten beiden Partien auf das Weiterkommen. Der Auslöser dafür, dass Hannover 96 derzeit auch kreuz und quer in Europa für Furore sorgt, findet sich bekanntlich in der abgelaufenen besten Saison der Vereinsgeschichte seit Einführung der Bundesliga (60 Punkte, Rang vier). Nicht minder beeindruckend ist es, wie sie bislang nahtlos an dieser unerwarteten Erfolgsgeschichte weiterschreiben. Lediglich eine Niederlage in zwölf Pflichtspielen musste die Mannschaft hinnehmen.