Sehnsucht nach Ruhe und Konzentration

Duell im atemberaubenden Hinspiel. Markus Rosenberg im Zweikampf mit Henrique Sereno.
Donnerstag, 05.04.2012 / 12:27 Uhr

90 wenig erbauliche Minuten in Augsburg verursachten die entscheidenden Funken. Mit Beginn der Vorbereitung des anstehenden Bundesliga-Spiels...

90 wenig erbauliche Minuten in Augsburg verursachten die entscheidenden Funken. Mit Beginn der Vorbereitung des anstehenden Bundesliga-Spiels zwischen dem 1. FC Köln und Werder Bremen (Samstag, 07.04.2012, um 15.30 Uhr) entlud sich krachend all die zuvor aufgestaute Anspannung in einem auch für Kölner Verhältnisse außergewöhnlichen öffentlichen Gewitter.

Ein öffentliches Gewitter kracht über dem Geißbockheim

„Ich denke, es ist nie richtig ruhig in Köln. Jetzt ist es noch etwas unruhiger gewesen", beobachtete Werders Cheftrainer Thomas Schaaf. Trotz der jüngst erlittenen deutlichen Schlappen gegen Hannover (1:4) und gegen den BVB (1:6) war jene dritte Niederlage in Serie eine der bittersten der bisherigen Saison. Aufgebrachte Anhänger blockierten die Abfahrt des FC, stellten die Mannschaft abermals noch in der Nacht ihrer Ankunft am Geißbockheim zur Rede. Am Sonntagmorgen auf dem Weg zum Training flogen vereinzelt Kamelle und derbe Worte in Richtung Profis. Nahezu leb- und wehrlos hatten die streckenweise bis zur regelrechten Erstarrung verkrampften Geißböcke dem selbstbewussten Aufsteiger zu einem 2:1-Heimerfolg verholfen, wodurch sie selbst erstmals seit Saisonbeginn wieder auf den Relegationsrang absackten. „Wir kämpfen nicht, wir haben keine Torchancen, wir spielen keinen Fußball", zählte Torschütze Lukas Podolski, der seine Heimat aller Voraussicht nach zum Saisonende verlässt, tiefgefrustet auf.

„Ich weiß nicht, was noch passieren muss. Die Trainer bereiten uns top vor, aber wir als Mannschaft bringen das nicht auf den Platz. Die Trainer tun wirklich alles, was sie tun können, sind mit Herzblut dabei und machen sich Gedanken. Vielleicht sollten wir uns mehr Gedanken machen. Es ist alles erklärbar, das aber nicht. Wenn es fußballerisch nicht läuft, kann man zumindest die Ordnung halten, Bereitschaft zeigen, den Nebenmann pushen und zur Hilfe eilen. Das haben wir alles missen lassen heute", erläuterte Torwart Michael Rensing scharf. Ohne dessen teils herausragende Paraden wäre die Niederlage wohl höher ausgefallen. „Es ist meine Verantwortung und diese Leistung des Teams war nicht akzeptabel", brachte es Trainer Ståle Solbakken selbstkritisch auf den Punkt. Solbakken hatte die ständigen Spekulationen um seinen Posten im Augsburger Pressekonferenzsaal noch mit schwarzem Humor quittiert. „Oh, das ist meine Frau. Die will fragen, ob ich morgen noch eine Arbeit habe", kommentierte er, als sein Telefon klingelte.

Schaaf: Der FC „wird sich der Situation nicht ergeben“

Ein überdimensioniertes Aufgebot an Medienvertretern harrte dann am vergangenen Sonntag stundenlang am Vereinsgelände aus, um eventuelle Neuigkeiten zu erhaschen. Sogar das haltlose Gerücht der vorzeitigen Entlassung des Norwegers wurde kurzzeitig gestreut. Am Dienstag wiederum verlangte der stets offene und geduldige 44-jährige Solbakken nachdrücklich: „Man kann über die Mannschaft, über die Taktik, über die Leistungen reden. Es ist klar, dass wir im Moment nicht genug zeigen. Aber Respekt ist angebracht." Die Gemüter kochen in diesem mit Unmut und Enttäuschung versehenen explosiven Gemisch. Und über allem ist die bedrohliche dunkle Wolke der sportlichen Existenzangst aufgezogen. „In dieser Situation gibt es nur eines, was wichtig ist: dass Köln nächste Saison in der Bundesliga spielt. Die Situation kann nach dem Spiel am Samstag viel besser sein. Aber es kann auch schlimmer sein", unterstrich Solbakken. Um in diesem kaum förderlichen Tohuwabohu wenigstens halbwegs die Sehnsucht nach Ruhe und Konzentration zu stillen, schottet er seine verunsicherte Mannschaft derzeit vollkommen von der Öffentlichkeit ab.

Zwei Tage verbrachte der Tabellen-Sechzehnte im kurzen Trainingslager in der Marienfelder Klosterpforte. „Dadurch sind sie noch einmal allein für sich und werden dabei versuchen, die ein oder andere Schraube anzuziehen", meinte Thomas Schaaf. Vorerst nicht mit zum Kölner Reise- als auch Bundesligakader gegen Werder gehören die kurzfristig ausgebooteten Profis Milivoje Novakovic, Petit, Kevin Pezzoni sowie der mit Kreuzbandriss länger verletzte Andrezinho. Über die notwendige Grundausrichtung ließ Ståle Solbakken laut der offiziellen Klubhomepage verlauten: „Man kann vor jedem Spiel Kleinigkeiten ändern. Für mich ist allerdings wichtiger, dass wir mental stärker werden, damit wir keinen Kollaps mehr bekommen und nach einem Gegentreffer nicht einbrechen." Die sportliche Lage des Traditionsvereins am Rhein ist wieder mal prekär und emotionsgeladen. Doch trotz allem „müssen wir wissen, dass wir uns nicht darauf verlassen können, einer Mannschaft gegenüber zu stehen, die sich dieser Situation ergibt", warnte Thomas Schaaf energisch.

von Maximilian Hendel

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