Zu naiv für die Europa League

Der SV Werder strauchelt, ist im Kampf um die Europa League aber trotz der Niederlage beim VfL Wolfsburg nicht gefallen.
Profis
Samstag, 28.04.2012 / 18:48 Uhr

Es war der Zug der Enttäuschten, der Gescholtenen, der Unterlegenen, der sich am Samstagnachmittag durch die Reihen der Medienvertreter schob. Wieder hatte Werder ein wichtiges Spiel um die Qualifikation in die Europa League versemmelt.

Und diesmal sah das Ganze „sehr, sehr dumm und naiv" aus, so die einhellige Meinung der gesamten Mannschaft. Der Grund: Gleich zwei Gegentreffer nach eigenen offensiven Standardsituationen. Wolfsburg konterte Werder klassisch aus.

„Das war das gefühlt 200. Mal in den sieben Jahren, die ich bei Werder Bremen spiele, in denen wir nach einer eigenen Standardsituation solche Tore kassieren. Wir sprechen das im Training an, wir stellen uns drauf ein, aber es wird einfach nicht umgesetzt", schüttelte Torhüter Tim Wiese ärgerliche den Kopf. Bei allen Aussagen der Spieler sickerte durch, dass Cheftrainer Thomas Schaaf in der Halbzeit-Pause genau auf diese Szenen kritisch hingewiesen hatte. „Wir reden genau über diese Dinge in der Halbzeit und du gehst raus und bekommst wieder so ein Tür", rümpfte Stürmer Markus Rosenberg die Nase. Und Clemens Fritz hob genauso ratlos die Schultern. „Wir haben noch ganz gut begonnen, aber dann haben wir uns so dumm angestellt. Nach einem Eckball für uns und einem Abwurf von Benaglio bekommen wir das 0:1 und das 1:2 entsteht ähnlich nach einem Freistoß. Also wenn wir so umschalten, wenn wir so lange brauchen, um wieder unsere Ordnung herzustellen, dann kannst du einfach deine Ziele nicht mehr erreichen", so der 31-Jährige.

Cheftrainer Thomas Schaaf fasste dieses Thema mit knappen, prägnanten Worten zusammen: „Wir sind einfach zu naiv, zu nachlässig. So laden wir den Gegner zum Toreschießen nach eigenen Standards ein. Dieses schnellere Umschalten muss man erwarten können."

Die weiteren Themen in der Mixed-Zone der Volkswagen-Arena:
Über den Spielverlauf:

Thomas Schaaf

Es ist so ärgerlich heute, weil wir sogar noch eine gute erste Halbzeit zeigen konnten, mit einigen guten Aktionen nach vorn. Wir hatten wesentlich mehr Spielanteile, der Gegner hat uns viel Raum gelassen. Wir hätten alles umsetzen können, was wir uns vorgenommen haben. Aber wir setzen uns einfach nicht durch in den wichtigen Szenen. Wir hatten doch viele Möglichkeiten in der ersten Halbzeit, als wir noch wesentlich besser gespielt haben, doch wir haben nichts daraus gemacht. Ich kann dem Spiel heute gar nichts Positives abgewinnen. Wir müssen in dieser Woche weiterarbeiten - analysieren, vorbereiten, reparieren."

Klaus Allofs:
Wir haben heute nicht gut gespielt. Wir hatten ein Übergewicht beim Ballbesitz, haben das Spiel bestimmt. Aber wir konnten uns nicht durchsetzen. So reicht es nicht für die Europa League. Wenn man sieht, dass man vorne nicht weiterkommt, muss man aber auch mal auf Ergebnis spielen und hinten dicht machen. Aber wir bekommen aus einer Situation, die nichts Zwingendes hat das 0:1. Und das 1:2 nach einem eigenen Freistoß. Wir müssen einfach lernen, unsere Aufgaben über 90 Minuten umzusetzen und nicht nur über zwei Drittel der Spielzeit.

Aaron Hunt:
Wir waren heute zu naiv. 20 Minuten lang haben wir das sehr ordentlich gemacht, haben es dann aber versäumt, die Tore zu machen. Und dann haben wir uns bei eigenen Standardsituationen gefühlt zehnmal auskontern lassen. Das war amateurhaft und darf nicht passieren.

Sebastian Prödl:
Die heutige Partie war ein Spiegelbild der gesamten Saison - am Anfang haben wir es sehr gut gemacht, am Ende aber ganz stark nachgelassen. Wir müssen an ganz vielen kleinen Schrauben drehen, haben viel Arbeit vor uns. Das ist ein ganz bitterer Tag für uns. Es darf uns nicht passieren, dass wir uns im fremden Stadion zweimal nach eigenem Ballbesitz auskontern lassen und müssen vorne unsere Chancen besser nutzen.

Claudio Pizarro:
Die Enttäuschung bei uns ist groß. Wir haben uns alle etwas anderes vorgestellt, aber wir haben unsere Chancen nicht genutzt, hatten zu viele einfache Ballverluste und standen dann hinten zu offen.

Über die Kuriosität, dass die Europa League immer noch rechnerisch erreichbar ist:

Tim Wiese:
„Es ist rechnerisch noch möglich, also ist noch das Fünkchen Hoffnung da. Wir müssen es weiter versuchen."

Thomas Schaaf:
Es wird schon die ganze Saison sehr viel gerechnet, aber das bringt gar nichts. Diese Rechnereien sind für den PapierkorbMan muss sich auf sich selbst verlassen können, und das konnten wir heute wie schon so oft nicht. Man muss die Dinge selbst in die Hand nehmen, aber wir machen das nicht. Das macht mich ärgerlich, richtig wütend.

Klaus Allofs:
Wir nehmen die Tabellenkosntellation so an, aber wir müssten auch mal zeigen, dass wir in diese Europa League gehören. Das konnten wir zuletzt nicht unter Beweis stellen. Und dann muss man festhalten, dass es vielleicht besser ist, unseren Neuaufbau ohne die Aufgabe Europa League anzugehen.

Markus Rosenberg:
Es hätte gut ausgesehen, wenn wir heute gewonnen hätten. Das ist schon unglaublich, dass wir nach so vielen Spielen ohne Sieg immer noch die Chance auf Europa haben. Hoffentlich gewinnen wir gegen Schalke, dann wird man sehen, ob es reicht. Auf jeden Fall sind wir heute in einer Woche schlauer.

Clemens Fritz:
Wir wollen nächste Woche auf jeden Fall noch einmal gewinnen, um den Fans wenigstens noch ein Sieg mit in die Sommerpause zu geben. Was in der Tabelle dann dabei herauskommt, werden wir sehen.

Aaron Hunt:
Von Europa League brauchen wir jetzt nicht mehr zu sprechen. Wolfsburg ist auch noch an uns vorbeigezogen und wir haben unser Torverhältnis verschlechtert. Wir haben es heute verspielt und wer so wenig Punkte holt in der Rückrunde, der hat es auch nicht verdient. Es ist doppelt bitter, wenn man sieht, dass Hannover verloren hat und wir es nicht ausnutzen konnten.

Sebastian Prödl
Theoretisch haben wir zwar noch eine kleine Chance auf die Europa League, aber wichtiger ist, dass wir nächste Woche gegen Schalke ein besseres Bild abgeben und vor heimischem Publikum eine gute Leistung zeigen.

 

aus der Volkswagen Arena berichten Michael Rudolph, Dominik Kupilas und Ronja Bomhoff

 

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