Neunköpfige Gummiwand gab Werder Rätsel auf

Verzweifelte Gesichter auf der einen, Jubelszenen auf der anderen Seite: Die Herthaner und Bremer unmittelbar nach Abpfiff.
Profis
Sonntag, 25.09.2011 / 22:38 Uhr

Werders Verteidiger Sokratis, der aufgrund seiner Muskelverletzung auf die Tribüne verbannt war, schüttelte nur mit dem Kopf: "Da will ich nie wieder hin. Ein Spiel so zu verfolgen, nichts machen zu können, ist einfach nicht auszuhalten."

Drei Perspektiven rund um den Schlusspfiff lassen ahnen, dass am Sonntagabend wieder mal ein Psychokrimi im Weser-Stadion geboten wurde. Einer, dessen Ende den blau-weiß gekleideten Hauptakteuren ganz schwer im Magen lag. Torhüter Thomas Kraft stapfte wutentbrannt in die Kabine, warf mit voller Wucht die Trinkflasche durch den Spielertunnel, um sich in der Mixed-Zone die erstbeste Absperrung, die ihm in den Weg kam, umzuwerfen. Frust pur!

Nicht mehr ausgehalten hätte auch Stürmer Marko Arnautovic eine 95. Spielminute. Sein Akku war einfach nur leer. Sogar schon auf Reserve. "Ich konnte nicht einmal mehr zu Clauido rennen, um mitzufeiern. Es ging nicht mehr: "Ich habe mich gerade noch zur Trainerbank gequält, um dort ein bisschen zu feiern. Mehr war nicht mehr drin."

Thomas Schaafs passender Kommentar: "Langweilig war es heute wieder nicht!" Klaus Allofs: "Bisher hatte es jedes Heimspiel in dieser Saison eine besondere Geschichte und heute war es wieder so."

Gesprächsthemen gab es jedenfalls reichlich:

Das Abwehr-Bollwerk Hertha BSC:

Geschäftsführer Klaus Allofs: "Wir haben leider wieder Recht behalten, als wir unter der Woche mehrfach betonten, dass mit Hertha ein bärenstarker Gegner auf uns wartet. Wir mussten heute wieder sehr viel Aufwand betreiben, um zu punkten."

Thomas Schaaf: "Wir sind nach drei Minuten einem Rückstand hinterhergelaufen, da habe ich mich gefragt, wie wir in dieses Spiel wieder reinkommen wollen. Die Berliner haben uns das sehr schwer gemacht. Sie haben gut verteidigt und waren immer auf dem Sprung. Außerdem haben wir uns das Leben dazu selbst schwer gemacht mit vielen unnötigen Ballverlusten."

Aaron Hunt: "Angst habe ich bei uns nicht gesehen, aber Hertha hat unglaublich stark verteidigt. Das war ganz schwer für uns. Sie standen unabhängig von den Platzverweisen mit neun Mann in den 30 Meter-Korridor vor ihrem Tor und haben es dann geschafft, sehr gut zu kontern."

Fehlende Cleverness nach den Berliner Platzverweisen:

Geschäftsführer Klaus Allofs: "Da haben wir uns nicht so clever angestellt. Plötzlich waren wir in einer Situation, in der wir nur verlieren konnten. Da waren wir vorne nicht mehr ruhig und geduldig genug und hinten standen wir plötzlich auch nicht mehr so eng an den Leuten."

Thomas Schaaf: "Wir haben gegen zwei Mann weniger genau das gemacht, was Hertha brauchte. Wir haben die Zweikämpfe gesucht, statt den Ball laufen zu lassen."

Aaron Hunt: "Wir haben uns in dieser Phase einfach zu lange mit dem Ball aufgehalten. Jeder wollte ins Dribbling gehen."

Clemens Fritz: "Das ist ja für uns eine neue Situation gewesen, plötzlich gegen neun Mann zu spielen. Da war auf einmal die Sicherheit weg. Das haben wir nicht gut gemacht. Es schien jedem im Kopf rumzugehen, dass wir die Deppen der Nation sind, wenn wir jetzt kein Tor mehr schießen."

Werders Kampfgeist:

Aarom Hunt: "Das war Hochspannung bis zur letzten Sekunde. In der zweiten Hälfte sind wir nur noch auf ein Tor gerannt und erst sehr spät belohnt worden. Man könnte sagen, wir haben das Glück erzwungen, aber das war nicht nur Glück. Wir haben sehr stark an uns geglaubt und toll gekämpft."

Marko Arnautovic: "Wir haben bis zur letzten Minute gekämpft, haben hart gearbeitet und wollten das Tor unbedingt machen. Man muss sagen, dass wir das Tor gemeinsam mit den Fans über die Linie gedrückt haben."

Clemens Fritz: "Wir sind nach den Platzverweisen aus dem Rhythmus gekommen und haben dann nur noch Fußball gearbeitet, aber dafür sind wir belohnt worden. So ist das, wenn du oben stehst, dann machst du noch so ein Tor."

Zum Platzverweis von Thomas Schaaf:

Geschäftsführer Klaus Allofs: "Das war gar nicht so schlimm. Die Wechsel waren alle getätigt, er hat uns nicht viel Arbeit übrig gelassen."

Thomas Schaaf: "Also ich hatte in dieser Szene ein Tor gesehen. Das war ja auch eins, aber es ist nicht gegeben worden. Dass ich dann auf die Tribüne musste, war keine Premiere für mich. Das ist schon mal in einem Spiel gegen Stuttgart vorgekommen. Aber wann das war, das kriege ich sellbst nicht mehr auf die Reihe. Das ist schon ewig her.

Der angesprochene Platzverweis geschah am 1.12.2002 in der 88. Minute. Werder gewann auch damals das Heimspiel mit 3:1 gegen den VfB Stuttgart.

Zur Tabellensituation:

Geschäftsführer Klaus Allofs: "Es steht uns gut, einen klaren Kopf zu behalten und realistisch zu bleiben. Fast alle unsere Spiele hingen am seidenen Faden und hätten auch anders ausgehen können. Aber ich bleibe auch bei meinen Aussagen, dass die 17 Bundesliga-Klubs auch nicht nach sieben Spieltagen die weiße Fahne vor den Bayern hochziehen müssen. Sie spielen zurzeit sehr souverän, aber die Saison ist noch lang und erfahrungsgemäß passiert auch immer noch etwas. Die Bayern waren gestern sehr stark, haben eine Super-Mannschaft, aber sie müssen auch nächste Woche wieder bei 0:0 anfangen zu spielen. Das gilt aber auch für uns."

Thomas Schaaf: "Wir bleiben ganz gelassen. Wir vergessen, die Dinge, die letztes Jahr passiert sind nicht so schnell, wie unsere Fans, die sich jetzt mit uns freuen. Aber die dürfen das auch gern vergessen."

 

Aus dem Weser-Stadion berichten Michael Rudolph und Timo Volkmann

 

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