"Keine Bayern-Jäger, sondern Punkte-Jäger!"

Streckte die linke Faust gen Bremer Abendhimmel empor: Claudio Pizarro kurz nach seinem Führungstreffer.
Profis
Sonntag, 11.09.2011 / 00:06 Uhr

Mund auf, schreien, Fäuste ballen, dabei vom Sitz springen, unbekannte Nachbarin rechts küssen, Kumpel links umarmen. Vordermann die Schulter weghauen. Tausendfach wird sich diese Szene in der 78. Minute im Weser-Stadion zugetragen haben: Gerade hatte Claudio Pizarro das erlösende 2:0 aus 12 Metern in den Winkel gehämmert.

"Alle kamen gleich angelaufen und haben gesagt, dass es so ein toller Treffer wäre, aber das war mir in dieser Situation gar nicht bewusst", verriet der Peruaner, der das Tor nach Abpfiff gleich noch mal anschaute. "Stimmt, es war ein schönes Tor. Es war ein Ecke und ich konnte den Ball mit der Brust annehmen, was im Strafraum eigentlich nicht normal ist, aber dann klappte alles perfekt."

Es war Pizarros zweiter Treffer und es hätte sein dritter sein müssen, aber nachdem er das erste Mal die Kugel über die Linie geköpft hatte, pfiff Schiedsrichter Gräfe die Situation wegen Foulspiels ab. "Das hat mich schon überrascht, aber wenn er das so sieht, kann man nichts machen. Man muss es dann einfach weiter probieren." Das ist dem 32-Jährigen gut gelungen. Es kamen die Treffer 13 und 14 in seinem 20. Spiel gegen den Hamburger SV zustande. "Genau dafür ist er doch da. Wir kennen seine Qualitäten doch schon. Er ist nicht umsonst der beste ausländische Stürmer der Bundesliga. Wenn du ihm eins, zwei Meter Raum lässt, zieht er ab. Und in diesem Jahr kommt dazu, dass er körperlich fit ist. Das war im Vorjahr mit diesen ganzen Muskelverletzungen nicht möglich. Jetzt ist er wieder soweit, dass er problemlos englische Wochen spielen könnte."

Wie selbstbewusst und optimistisch Werders aktueller Toptorjäger schon wieder ist, macht er nach dem Spiel beim Blick auf die Tabelle deutlich. "Dieser Sieg gegen den Hamburger SV bedeutet sehr viel. Wir wollen eine Topmannschaft in der Bundesliga sein und sind auf dem Weg dahin. Wir sind jetzt nach fünf Spielen auf dem zweiten Platz und wollen ganz nach oben. Mein Ziel ist Platz eins. Wenn wir weiter so gewinnen, dann klappt das auch." Wie schon im Spiel legte der Stürmer dann auch noch offensiv nach: "Es überrascht mich überhaupt nicht, dass die Mannschaft jetzt da oben steht. Ich sehe doch, wie das Team jeden Tag im Training arbeitet, wie die Gruppe harmoniert. Sie will an die Spitze. Wir sind wieder eine richtige Mannschaft. Wir haben gute Spieler auf dem Feld und gute Spieler auf der Bank und wir spielen nur noch in einem Wettbewerb. Wir haben also genug Zeit zum regenerieren."

Ganz so einstimmig, wie es der Südamerikaner beschrieb, wollten die Teamkollegen jedoch nicht in den Titelkurs mit einschwenken. Zu frisch sind bei vielen noch die Erfahrungen aus dem letzten Jahr. Mannschaftskapitän Clemens Fritz trat auf die Euphoriebremse: "Wichtig ist für uns, dass wir lange dranbleiben und uns kontinuierlich weiterentwickeln. Wir haben eine sehr gute Mannschaft, wenn wir weiter so arbeiten ist ein Platz im internationalen Wettbewerb möglich. Wir tun aber gut daran, ansonsten die Füße erstmal still zu halten."

Selbst Torhüter Tim Wiese hält noch nichts vom Offensivdrang Pizarros: "Wir schauen jetzt erstmal von Spiel zu Spiel. Wir waren in der Vergangenheit zu unkonstant, um jetzt über andere Dinge zu reden. Das Spiel heute sollte uns aber noch mal einen Schub für die nächsten Partien geben. Wenn wir erstmal auf einer Euphoriewelle reiten, dann sind wir schwer zu schlagen."

Die unterschiedlichen Sichtweisen nach dem Super-Start sieht Klaus Allofs ganz gelassen. Er kann die Zuversicht seines Stürmer nachvollziehen, warnt aber auch. "Wir können einiges erreichen, wenn wir genau so arbeiten wie heute, genau so konzentriert sind wie heute. Wenn jeder bereit ist im Training wie im Spiel alles zu geben, wenn jeder bereit ist den Konkurrenzkampf zu akzeptieren. Wir haben einen Kader der sehr interessant ist. Es liegt an uns, was wir daraus machen." Sein Motto für die nächsten Wochen: "Wir sind keine Bayern-Jäger, wir sind Punkte-Jäger."

Cheftrainer Thomas Schaaf brachte zu diesem Thema das Schlusswort des Abends. Angesprochen auf die riesige Erwartungshaltung der Fans nach dem Derbysieg sagte er nur trocken: "Glauben sie mir, der Puls kommt bei allen auch wieder runter." Ob das auch für den Berufsoptimisten Pizarro gilt?

Aus dem Weser-Stadion berichten Michael Rudolph, Dominik Kupilas und Timo Volkmann

 

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