"Wir wollen ein attraktives und offensives Spiel liefern"

Gibt seit 2006 als Bundestrainer der DFB-Auswahl die Richtung vor: Joachim Löw.
Profis
Montag, 27.02.2012 / 14:13 Uhr

Herr Löw, welche Bedeutung hat das Länderspiel in Bremen im Hinblick auf die bevorstehende Europameisterschaft?

Das Länderspiel gegen Frankreich hat für die deutsche Nationalmannschaft eine große Bedeutung. Es ist das letzte vor der Nominierung des EM-Kaders Anfang Mai. Bundestrainer Joachim Löw freut sich auf die Begegnung, die am morgigen Mittwochabend, um 20.45 Uhr im Bremer Weser-Stadion angepfiffen wird.

Joachim Löw: "Das Aufeinandertreffen mit den Franzosen ist ein interessanter Test. Sie gehören in Europa immer zu den Top-Teams. Seit dem Amtsantritt des neuen Trainers Laurent Blanc haben sie nach der enttäuschenden WM 2010 in Südafrika wieder an bessere Zeiten angeknüpft. Deutsch-französische Duelle sind stets reizvoll, weil es eine lange Tradition mit vielen markanten Stationen gibt und sie von jeher prestigeträchtig sind. Trotzdem wollen wir dieses Länderspiel, das der letzte Test vor der Nominierung unseres Kaders für die EURO 2012 im Sommer ist, nicht überbewerten. Wir haben 2010 auch um diese Zeit gegen Argentinien in München verloren und dann in Südafrika klar und verdient gewonnen."

Was erwarten Sie von Ihrer Mannschaft?

Joachim Löw: "Wir wollen - wie immer - den Fans im Stadion und den Zuschauern an den Fernsehern ein attraktives und offensives Spiel bieten. Wer mich kennt, weiß aber auch, dass ich in solchen Begegnungen gerne mal etwas teste und das Ergebnis bei allem Ehrgeiz nicht absolute Priorität hat."

Wie wichtig ist es, gegen einen solch starken Gegner wie Frankreich zu testen?

Joachim Löw: "Ich finde es gut, dass wir unsere so genannten Freundschafts-Länderspiele zuletzt ausschließlich gegen starke Gegner bestreiten konnten. Da denke ich an die beiden Begegnungen in der zweiten Jahreshälfte 2011 gegen Brasilien in Stuttgart und gegen die Niederlande in Hamburg. Aber genauso an unsere beiden Reisen im vergangenen Herbst zu den Vergleichen mit den EM-Gastgebern Polen und Ukraine. Frankreich passt gut in dieses Konzept, das gilt auch für das nächste Wiedersehen mit Argentinien im ersten Länderspiel nach der EURO 2012 am 15. August in Frankfurt am Main."

Haben Sie Ihren Kader für die EM bereits fest im Kopf?

Joachim Löw: "Ich habe ja schon mehrmals betont, dass wir einen festen Kreis von 25 bis 30 Spielern haben, die für den EM-Kader erste Wahl sind. Durch die Nominierungen der vergangenen Monate ist dieser erweiterte Kreis auch bekannt. Darüber hinaus beobachten wir noch den einen oder anderen Spieler in der Bundesliga. Aber auch das sind alles keine Unbekannten. Klar ist allerdings: Es muss von den Spielern, die momentan bei uns noch nicht so im Blickpunkt stehen, einer wirklich überragende Leistungen bringen in den nächsten Wochen, wenn er bei der EM dabei sein will. Insgesamt positiv ist, dass sich im Gegensatz zu früheren Jahren viele technisch starke Spieler anbieten und wir bei der Auswahl somit keine Sorgen haben müssen, dass jemand unseren Ansprüchen nicht genügt oder die Erwartungen nicht erfüllen könnte."

Beim letzten Länderspiel im Weser-Stadion im September 2005 gegen Südafrika saßen Sie ebenfalls auf der deutschen Bank. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Partie?

Joachim Löw: "Wir haben 4:2 gewonnen. Ich war damals noch Assistent von Jürgen Klinsmann, und es war eines der gelungenen Länderspiele als Vorbereitung auf die WM 2006 in Deutschland. Lukas Podolski hat drei Tore erzielt, den vierten Treffer hat Tim Borowski beigesteuert. Ich erinnere mich außerdem daran, dass Sebastian Deisler in der ersten Halbzeit auf dem Platz stand und dann in der Pause gegen Bernd Schneider ausgetauscht wurde."

Beim SV Werder sorgten zuletzt junge Spieler wie Tom Trybull, Florian Hartherz und Niclas Füllkrug für Furore. Wie stark ist der deutsche Nachwuchs, der in den kommenden Jahren für das A-Team des DFB interessant sein wird?

Joachim Löw: "Wir sind darüber in einem guten und regelmäßigen Austausch mit DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, U-21-Trainer Rainer Adrion und seinen Kollegen der anderen Nachwuchs-Nationalmannschaften. Generell sind wir mit der Förderung der Talente zufrieden, ob in den DFB-Teams oder bei den Vereinen. Gerade ihre kontinuierliche und gezielte Arbeit in den Nachwuchs-Leistungszentren macht sich positiv bemerkbar. Wir sind auf einem guten Weg."

Welche Rolle spielt Werder-Torwart Tim Wiese in ihren Planungen für die kommenden Monate?

Joachim Löw: "Tim ist bei uns ein fester Bestandteil des Kaders. So wie ich das beobachten kann, fühlt er sich bei uns sehr wohl. Er bringt seine Erfahrung ein, und seine Leistung stimmt. Darüber hinaus ist er ein absolut positiver Typ, der vor allem zusammen mit Lukas Podolski, Mesut Özil und Sami Khedira gern einen Spaß macht und damit für gute Stimmung sorgt."

Auch Yann-Benjamin Kugel hat in Bremen ein Heimspiel. Wie wichtig ist seine Arbeit für Ihr Team?

Joachim Löw: "Wie bei allen Mitarbeitern im ‚Team hinter dem Team' schätze ich seine Arbeit und sein Engagement sehr. Benni arbeitet mit unserem US-Fitness-Coach Shad Forsythe gut und vertrauensvoll zusammen. Sie ergänzen sich gegenseitig optimal und können den Spielern immer wieder aufs Neue wertvolle Tipps geben. Ich delegiere ja etliches, und auf Benni ist immer zu hundert Prozent Verlass."

Wird das Weser-Stadion beim Länderspiel eine andere Stimmung erleben als bei Bundesliga-Spielen?

Joachim Löw: "Die Werder-Fans sind begeisterungsfähig und treu. Trotzdem ist die Stimmung bei einem Länderspiel in allen deutschen Stadien immer anders als bei einer Bundesliga-Begegnung. Denn die Dominanz der deutschen Fans ist doch unverkennbar. Dadurch ist im Normalfall die Unterstützung unseres Teams vorbildlich, und das spüren wir auch. Wir freuen uns darüber, dass uns so viel Sympathie entgegen gebracht wird. Deshalb hoffen wir auch gegen Frankreich in Bremen darauf, dass sich alle über eine tolle Kulisse mit stimmungsvoller Atmosphäre freuen können."

Das Interview führte Martin Lange

 

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