US-Trainer Herzog über "Wiede-Tanz", Klinsi und neue Horizonte

Neuer Job, tolle Erfahrungen: Andi Herzog sitzt seit ein paar Monaten bei Länderspielen als Co-Trainer neben Jürgen Klinsmann auf der Bank.
Profis
Dienstag, 13.03.2012 / 18:04 Uhr

Andi Herzog konnte aus dem Telefonbuch vorlesen und würde seinen Zuhörern Lebensfreude vermitteln. Umso schöner war es, dass Werders Meister-Spielmacher von 1993 am Sonntag in seiner neuen Funktion als US-amerikanischer Co-Trainer unter Jürgen Klinsmann, den Weg in Weser-Stadion machen musste. Das Interview, Teil 1.

Andi Herzog könnte aus dem Telefonbuch vorlesen und würde seinen Zuhörern Lebensfreude vermitteln. Umso schöner war es, dass Werders Meister-Spielmacher von 1993 am Sonntag in seiner neuen Funktion als US-amerikanischer Co-Trainer unter Jürgen Klinsmann, den Weg in Weser-Stadion machen musste, um 96-Profi Steven Cherundolo zu beoachten. Die Reise nach Bremen verlängerte er gern um eine Nacht. Am Montag traf ihn WERDER.DE auf einen Kaffee. Ein heiteres Gespräch über die kleine, große Fußballwelt!

Andi, wie war der Eindruck vom umgebauten Stadion?
Andreas Herzog: Das ist schon ein Erlebnis, wenn man noch in einem Weser-Stadion mit Laufbahn gespielt hat, das auch noch nicht tiefer gelegt war. Das Stadion macht richtig Spaß!

Konntest du trotz deiner offiziellen Aufgaben auch das wenigstens einen Daumen für die Bremer drücken?
Andreas Herzog: (lacht) Na klar, das war aber auch nötig in den ersten 30 Minuten. Da hätte man nicht gedacht, dass es so klar für Werder ausgeht. Das wäre kein Spiel für unseren früheren Präsidenten Dr. Franz Böhmert gewesen. Der hätte wegen der Anspannung nicht zugucken können.

Und hast du immer noch ein Auge auf die grün-weißen Österreicher geworfen.
Andreas Herzog: (lacht) Da schaue ich heimlich auch hin. Ich bin ein Fußball-Doppelagent und beobachte auch für den ÖFB. Nein Quatsch, das stimmt nicht, aber aus Interesse schaut man natürlich auch auf die Jungs. Ich kenne sie ja sehr gut und habe mich sehr über das Tor von Basti Prödl gefreut.

Hast du am Rande der Partie auch ein paar Mitstreiter von damals persönlich sprechen können?
Andreas Herzog: Das versteht sich doch von selbst. Ich habe das Spiel mit Kalli Kamp (Werders ehemaligen Co-Trainer) zusammen gesehen. Und nach der Partie habe ich mich noch ein wenig mit Thomas Schaaf ausgetauscht.

Was hast du ihm erzählen können. Wie sieht dein Leben als US-Co-Trainer aus? Strandhaus in Malibu, direkt neben den Klinsmanns?
Andreas Herzog: Nein, ich lebe mit meiner Familie in Wien. Daran hat sich auch der Co-Trainer-Job nichts geändert. Natürlich muss ich viel herumreisen, aber wenn ich zu Hause bin, dann kann ich die ganze Zeit bei meiner Familie sein. Das ist mir schon wichtig. Meine Kinder machen im Wohnzimmer die ersten Schritte mit dem Ball. Es sind zwei Jungs, ein kleiner, ganz wilder liebenswerter Bursche. Der Größere ist etwas braver, zurückhaltender. Sie können das Wohnzimmer schon ordentlich durcheinander wirbeln.

Wirbelst du denn gelegentlich noch Abwehrreihen durcheinander?
Andreas Herzog: Hin und wieder. Mit Andree Wiedener habe ich zuletzt zwei, drei Mal Fußball gespielt. Besser gesagt wir haben gegeneinander gespielt. Der ist noch genau so ehrgeizig wie früher und genauso fit. Du glaubst nicht, dass da Alte Herren gegeneinander spielen. Aber er verliert meistens gegen die Österreicher.

Das gibt's wirklich? Österreicher, die Fußballspiele gegen Deutschland gewinnen. Das ist doch nur einmal vor über 30 Jahren passiert.
Andreas Herzog: Nein, nein, das passiert sogar alle zwei Jahre. Für die Muskoviszidose-Stiftung veranstalten wir immer ein Länderspiel, für das ich ein österreichisches Team organisiere und der deutsche Comedian Elton ein deutsches. Und der "Wiede" wird dann immer für Deutschland aufgeboten. Er hat aber meist keine Chance, weil ich ein bisschen trickse.

Da bin ich gespannt.
Andreas Herzog: Ich lasse mir immer die deutsche Auswahl vorher geben und stelle dann unser Team zusammen. Und weil ich die deutschen ganz gut einschätzen kann, hole ich dann immer noch ein paar Cracks. Unsere Geheimwaffen sind dann meistens zwei Kicker, die zwar schon 38 Jahre alt sind, aber die noch in der obersten österreichischen Liga spielen. Das ist sehr interessant für die Zuschauer, aber auch für die Erfolgsquote der Österreicher.

Nach den Siegen tanzt du dann den "Andree Wiedener"?!
Andreas Herzog: Nein, das mache ich nicht. Aber ich weiß, dass ihn das unheimlich stolz macht. Mit diesem Tanz haben die Fans den "Wiede" wirklich glücklich gemacht. Ich kann verraten, dass er auf seinem Handy immer einen kleinen Videoclip dabei hat, wo die Fans in der Ostkurve den "Wiedener" tanzen.

Wie kam es denn zum Co-Trainer-Job bei Jürgen Klinsmann?
Andreas Herzog: Naja, es war ja so, dass ich in den letzten Jahren U 21-Nationaltrainer in Österreich war und in dieser Zeit drei Mal zu den Kandidaten für den Nationaltrainer-Posten zählte. Drei Mal saß ich bei unseren Präsidenten und musste die Frage beantworten, ob ich denn Lust darauf hätte. Bei uns in Österreich geht ja alles ein bisschen lockerer zu, deswegen musste ich beim dritten Mal etwas schmunzeln und ihm sagen, dass er meine Antwort kenne, weil ich schon zum dritten Mal in dieser Situation vor ihm sitze und dass mir der Verband nur mal das Vertrauen aussprechen müsste. Nachdem das nicht geklappt hat, habe ich mich dann etwas umgeschaut. Ich wollte dann irgendwie wieder weg aus Österreich, wollte wieder einen größeren Horizont erschließen.

War der Job als U 21-Nationaltrainer auf Dauer keine Herausforderung?
Andreas Herzog: Doch, das war toll. Aber irgendwann willst du dich auch weiterentwickeln. Es ist bei den Juniorenteams ja immer das Gleiche. Du machst gute Arbeit hast einen Super-Jahrgang, dann fängt bei der A-Nationalmannschaft die Qualifikation für ein großes Turnier an und schon bist du deine vier, fünf besten Jungs los und fängst wieder bei Null an. Aber da erzähle ich ja keinem Juniorentrainer etwas Neues. Das kennt jeder, der in dem Bereich arbeitet.

Aber wie kam der Kontakt zu Klinsmann zustande?
Andreas Herzog: Wir haben in größeren Abständen immer mal wieder telefoniert und als er merkte, dass ich offen für Neues war, ist er auf mich losgegangen. Ich habe ihm dann in 5 Sekunden gesagt, dass ich dabei bin. Ich habe ihm gesagt, dass ich kein Assistenztrainer bin, der nur Hütchen aufstellt. Da waren wir uns einig. Ich habe ihm nur noch gesagt, er solle mir das Gehalt beim Verband aushandeln, was er für richtig hält. Da hatte ich 100 Prozent Vertrauen zum Jürgen.

Woher kennt ihr euch eigentlich?
Andreas Herzog: Wir kennen uns gut von Bayern München. Er war dort der Einzelgänger und ich war als Ottos Ziehsohn schnell der Außenseiter als es später nicht mehr lief. Das hat uns irgendwie zusammengebracht. Und dann hat er mich 2004 als Spieler nach Los Angeles geholt. Da haben wir in der Nähe der Klinsmanns gewohnt. Blöd war nur, er hat mich im März dorthin gelotst und im April ist er deutscher Nationaltrainer geworden. Aber seitdem ist unser Verhältnis noch besser geworden.

Das Interview führte Michael Rudolph

 

 

Lest morgen Teil 2 des Interviews, in dem Andi Herzog über "Lutschers Namensgebung", amerikanische Emotionen und Otto Rehhagel berichtet.

 

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