Punkt mit Visionen beim Debütanten-Ball

Bei seinem Bundesliga-Debüt nahm es Francois Affolter auch mal mit drei Leverkusenern auf.
Profis
Samstag, 28.01.2012 / 20:30 Uhr

Es war nur ein Unentschieden, aber gleichzeitig auch ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft. Der Punkt gegen den Champions-League-Achtelfinalisten Bayer Leverkusen holten die Grün-Weißen mit der jüngsten Startelf seit 33 Jahren. Gleich zwei Bundesliga-Debütanten liefen dabei ein: Florian Hartherz und Francois Affolter. Dazu gesellte sich mit Tom Trybull einer, der erstmals im Weser-Stadion ran durfte. Und als ob das nicht beeindruckend genug wäre, schickte Cheftrainer Thomas Schaaf auch noch Niclas Füllkrug, den dritten Bundesliga-Neuling, nach gut einer Stunde in die Offensive. Debütanten-Ball bei Werder!

"Das ist natürlich ein saugeiles Gefühl, wunderschön. So wie jetzt habe ich mich noch nie gefreut. Ich hatte noch nie soviel Spaß in meinem Leben. Das ist doch der Traum, den jeder junge Spieler hat", sagte der 18-Jährige Florian Hartherz in einer Mischung aus Euphorie und Ehrfurcht. Das ganze Spektakel Bundesliga hatte ihn doch sichtlich beeindruckt. Auf seine Leistung hatte das aber keinen negativen Einfluss. "Dafür geht der Dank an die erfahrenen Spieler, die wirklich sehr viel mit mir geredet haben. Clemens Fritz, Claudio Pizarro, die haben mir dieses erste Spiel wirklich leicht gemacht", so Hartherz, der vor dieser Saison aus der A-Jugend des VfL Wolfsburg kam und erst am Samstagmorgen erfuhr, dass er in der Startelf stehen wird.

Mit seinen wagemutigen Aktionen hatte der junge Linksverteidiger das Publikum schnell auf seiner Seite. Nach wenigen Minuten ließ er Kießling aufreizend lässig aussteigen, war bei Tempogegenstößen oft Aktivposten. "Ich war schon aufgeregt, obwohl ich sehr gut geschlafen habe. Aber wenn du im Mannschaftsbus sitzt und die Fans zum Stadion pilgern siehst, dann wirst du schon etwas unruhig. Aber je länger die Partie dauerte, desto besser bin ich reingekommen. Jede Aktion hat mir dann mehr Mut gemacht."

Dass er auch beim Gegentreffer unmittelbar dabei war, trübte das Debüt nicht mehr. Ehrlich sagte er: "Ich kann die Szene jetzt gar nicht beurteilen, weil alles so schnell ging. Ich habe Tims Faust im Nacken gespürt, lag am Boden und der Ball war im Netz." Auf der anderen Seite hätte er fast das Siegtor vorbereitet, mit einer tollen Hereingabe auf Markus Rosenberg, der nur den Pfosten traf. "So ist das. Mal hast du Glück, mal Pech, heute stand da der Pfosten, beim nächsten Mal ist das Ding drin. Da bin ich überzeugt."

Dass leistungsmäßig noch Potenzial nach oben besteht, weiß Hartherz ganz genau: "Ich muss unbedingt noch ruhiger werden, das Spiel am Ende noch cleverer runterspielen. Aber das kommt mit der Erfahrung, die ich gerne sammeln will."

Spielpraxis wird mit Sicherheit auch Francois Affolter sammeln, denn auch sein Debüt war vielversprechend. "Wenn man so eine Leistung zeigt, nach nur einem Tag Training, dann spricht das für seine Qualität", lobte Klaus Allofs von höchster Stelle. Der Schweizer blieb auch nach der Partie, in der er Übersicht und Ruhe demonstrierte, genauso gelassen. "Es ist sehr schade, dass wir nicht gewinnen konnten. Ich habe versucht, mich bestmöglich ins Team und ins System zu integrieren. Die Jungs sind alle sehr sympathisch, haben versucht viel zu helfen und es mir deshalb sehr einfach gemacht." Nützliche Tipps kamen auch vom Cheftrainer. "Er hat die wichtigsten Punkte angesprochen: Gute Organisation und Kompaktheit. Das ist die Basis für ein erfolgreiches Spiel und das müssen wir in jeder Begegnung abrufen. Das konnten wir umsetzen."

Nach seinem ersten Bundesligaspiel freut sich der Eidgenosse nun auf die nächsten Partien. "Das ist wirklich etwas Neues für mich. Das volle Stadion, die super Stimmung. Das war wunderschön. Spielerisch herrscht schon ein anderer Rhythmus, alle Spieler sind taktisch und technisch besser und es geht alles viel schneller. Dieser Rhythmus gefällt mir, das ist eine internationale Spielweise."

International ging es auch im Zusammenspiel mit Innenverteidiger-Kollege Sokratis zu: "Wir haben ein bisschen Italienisch, ein bisschen Englisch und ein bisschen Deutsch gesprochen. Aber wir mussten gar nicht so viel reden, sondern haben uns an die Grundlagen gehalten: Wenn einer auf den Ball geht, muss der andere absichern. Nur beim Gegentor waren wir etwas unkonzentriert, darüber müssen wir uns ärgern."

Für die drei Debütanten Hartherz, Affolter und den eingewechselten Füllkrug kamen nach der Partie viele Glückwünsche. Kapitän Clemens Fritz sagte: "Die Jungs haben ihre Sache super gemacht, vor allem wenn man bedenkt, dass beide Startelf-Debütanten in der Viererktette auftraten. Aber Flo und Francois habe ihre Sache gute gemacht und auch Niclas hat sich gut bewegt, war sehr engagiert, Glückwunsch und Kompliment an alle drei." Das kam auch von Geschäftsführer Klaus Allofs: "Wir sind nicht aus allen Wolken gefallen, dass unsere jungen Spieler das können. Sie haben ja die Vorbereitung mitgespielt. Aber es ist nicht selbstverständlich, dass man gute Trainingsleistungen, dann auch unter der Belastung und dem Druck eines Bundesligaspiels abruft. Ein kleines Fragezeichen gab es bei Francois Affolter, aber das hat er nicht lange stehen lassen." Werders Geschäftsführer verband das Lob aber auch mit einer Mahnung: "Ich freue mich über die Begeisterung über die gute Leistung an unseren jungen Spielern, aber die lässt sehr schnell nach, wenn wir nicht gewinnen. Deswegen sollten wir auch nicht übertreiben."

aus dem Weser-Stadion berichten Michael Rudolph, Timo Volkmann und Dominik Kupilas

 

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