Comeback geglückt, Vertrag und EURO 2012 sollen folgen

Feierte nach über 16-monatiger Verletzungspause sein Comeback im Trikot des SV Werder: Sebastian Boenisch.
AZ Alkmaar
Mittwoch, 11.01.2012 / 21:31 Uhr

Die zweite Halbzeit war gut zehn Minuten alt, als Sebastian Boenisch endlich das Zeichen bekam, zur Bank zu kommen. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen hatte er sich hinter dem Tor von Sebastian Mielitz warmgehalten, immer mit einem Auge beim Spielgeschehen, mit dem anderen beim Trainerstab.  Schnell machte er sich auf zur Bank, zog sein Trikot an und wartete. 

Es muss für ihn ewig gedauert haben. Bei der ersten Spielunterbrechung ignorierte der bulgarische Schiedsrichter einfach den Wechselwunsch der Grün-Weißen. Aber 30 Sekunden später war es dann soweit. Der SV Werder wechselte seine beide Außenverteidiger und brachte einen neuen, alten Bekannten: Sebastian Boenisch, 2009 U 21-Europameister und DFB-Pokalsieger mit Werder, aber dann ganz lange  verletzt weg vom Fenster.

„Mein letztes Spiel habe ich vor anderthalb Jahren gemacht. Heimspiel gegen Köln, als Arnautovic gefühlt seine ersten und letzten Tore gemacht hat“, grinste Boenisch, der an der Außenlinie Kapitän Fritz innig umarmte und dann auf seine Position lief. „Das war schon ein ganz spezielles Gefühl, all die Arbeit, all der Schweiß flossen für diesen Moment. Ich wollte wieder zurück zur Mannschaft und stand heute erstmals wieder in einem Spiel mit ihr auf dem Platz“, so der 24-Jährige.

Die Einwechslung im Spiel gegen den AZ Alkmaar ist die bisherige Krönung einer guten Trainingswoche in Belek. „Ich habe mich sehr gefreut, dass der Trainer mich hierher mitgenommen hat und ich hier wieder dabei bin. Das Knie hält, ich hoffe dass es so bleibt. Wir haben ja in den ersten Tagen schon einiges gemacht. Das sieht gut aus", berichtet Boenisch, der zwischendurch vorsorglich etwas kürzer getreten ist, um die Belastung für das Gelenk nicht gleich auf „dauerhaftes Vollgas" zu fahren.

Dauerhaftes Vollgas waren die letzten Wochen für den polnischen Nationalspieler aber auf der persönlichen Seite. „Von einem Neuanfang zu reden ist schwierig, wenn man schon fünf Jahre da ist. Aber sicher ist nach so langer Pause einiges anders", berichtet Boenisch, der auch in seinem privaten Umfeld vieles verändert hat. „Ich bin in eine kleinere Wohnung gezogen, in der ich mich wohler fühle. Es war einfach Quatsch, wenn man so lange auf Reisen ist oder in der Reha, eine solche Wohnung zu mieten, wie ich sie hatte." Auch die Wahrnehmung des Fußballgeschäfts hat sich verändert. „Ich weiß jetzt, wie schnell alles vorbei sein kann. Das ist nicht das richtige Leben ist, dass der Fußball anbietet. Ich werde die Sache sicher gelassener angehen."

Ehrgeizig und hungrig auf Erfolg bleibt der Verteidiger aber, denn in naher Zukunft stehen zwei Ziele auf seinem Zettel. „Basti" spielt um einen neuen Vertrag im Sommer 2012 und um die Teilnahme an der Europameisterschaft. „Positiver Druck", findet er, „und im Profifußball keine außergewöhnliche Sache." Seine neue Gelassenheit scheint sich bei diesen Themen widerzuspiegeln. Ganz sachlich berichtet er: „Klar muss man sich jetzt für einen neuen Vertrag zeigen. Aber wichtig ist nur, dass ich gesund bleibe. Wenn ich dann ein paar gute Spiele mache, dann ändert sich die Situation ganz schnell." Gegen Alkmaar hat er den ersten großen Schritt dahin getan. „Ich denke, das war für den Anfang ganz gut. Ich hoffe, dass ich in der Rückrunde schon bald meine nächsten Spiele bekomme."

Der Konkurrenzkampf bei den Grün-Weißen stört ihn dabei nicht. Ganz im Gegenteil: „Das ist doch gut für Werder, gut für jeden Einzelnen, auch wenn es sicher jetzt für mich schwieriger wird, in die Elf zu kommen, weil sich eine gewisse Stammmannschaft herausgebildet hat."

Ausreichend Motivation schöpft er dabei aus dem großen Rückhalt, den er offenbar in der polnischen Nationalmannschaft genießt. „Wenn ich bei Werder wieder traineren kann, dann gehe ich schon davon aus, dass ich für die EURO nominiert werde. Ich hatte diesbezüglich gute Gespräche mit unserem Nationaltrainer. Er wartet nur darauf, dass ich endlich wiederkomme. Wenn ich natürlich bis zur EURO kein Spiel mache, werde ich da auch nicht von Anfang an spielen." Kurios: „Im Moment sieht es so aus, dass die Rückkehr dorthin einfacher sein könnte, als ein Stammplatz bei Werder."

Die Vorfreude auf das anstehende Großereignis in Polen und der Ukraine soll den Werderaner beflügeln. Er schwärmt schon jetzt von der Bedeutung des Turniers. „Mich rufen viele Leute aus Polen an, fragen, wie es mir geht und ob die Zeit reicht bis zum Sommer. Die Leute sind fußballverrückt, freuen sich auf das Turnier. Das wird ein sehr guter Rahmen für tolle Spiele."

Den Kontakt zur Nationalmannschaft hat er wie zu Werder Bremen auch während seiner langen Reha-Zeit nie abbrechen lassen. „Ich war zuletzt beim Spiel gegen den DFB in Danzig vor Ort. Beim 2:2 haben die Deutschen schon mal einen Vorgeschmack bekommen, wie es gehen kann." Freche Töne, die jedoch die realistischen Einschätzungen nicht ganz verdrängt haben. „Wenn ich mit einem Team bei einem Wettbewerb antrete, will ich auch gewinnen. Dass wir Europameister werden, ist sicher unrealistisch. Favoriten sind andere Teams. Aber ich denke, dass wir eine gute Rolle spielen werden. Wir haben nicht die schwerste Vorrunden-Gruppe bekommen. Im eigenen Land könnte das machbar sein. Und wenn wir das dann schaffen sollten, dann ist einiges drin." Sieger-Interviews könnte er dann vielleicht schon auf deutlich verbessertem Polnisch geben. „Meine Sprachkenntnisse werden besser. Ich spreche, seit ich Nationalspieler bin, zu Hause vermehrt polnisch."

Aus Belek berichten Michael Rudolph und Dominik Kupilas

 

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